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Auslandkorris bei Radio SRF «Wir erleben hautnah mit, wie sich Machtblöcke verschieben»

Wie herausfordernd ist der Job als Auslandkorrespondent:in bei Radio SRF? Woher erhält man Informationen in Gebieten, die kaum erschlossen sind oder wo Zensur herrscht? Der «Korrespondent:innentag» beantwortet solche Fragen. Bereits vorab erzählt Susanne Brunner von der Arbeit ihres Teams.

Porträt von Susanne Brunner. Sie leitet bei Radio SRF das Team der Korrespondent:innen und Auslandredaktor:innen.
Legende: Susanne Brunner Als Auslandschefin von Radio SRF leitet und berät sie das Team der Korrespondent:innen und Auslandredaktor:innen. Thilo Remini

Susanne, du arbeitest seit neun Monaten als Auslandschefin für Radio SRF. Dein Team ist auf der ganzen Welt verstreut. Wie hältst du es zusammen?
Susanne Brunner: Es macht Spass, täglich mit Journalist:innen aus allen Ecken der Welt zusammenzuarbeiten und ihnen beratend zur Seite zu stehen. Eine Herausforderung stellt höchstens die Zeitverschiebung dar. Aber der Kontakt ist dank der heutigen Kommunikationsmittel immer irgendwie möglich. Teammitglieder, die sich in Gefahrengebieten befinden, müssen sich beispielsweise aus Sicherheitsgründen zweimal täglich per Whatsapp melden.

Wie eng bist du mit den Korrespondent:innen im Austausch?
So eng wie möglich. Der Austausch nimmt viel Zeit in Anspruch. Bei 18 Korrespondent:innen und 7 Auslandsredaktor:innen muss ich aber darauf vertrauen, dass sie sich mit Anliegen, Ideen oder bei Problemen bei mir melden. Kommt jemand ratsuchend zu mir, hat das Priorität. Alles andere bleibt dann liegen.

Wir versuchen, Risiken abzuschätzen. Meine Aufgabe ist es, ein Klima zu schaffen, wo man sagt: Keine Geschichte ist ein Leben wert.

Was sind die grössten Herausforderungen für dein Team?
Unsere Welt wird immer vernetzter, immer komplizierter. Es gibt kaum mehr Themen, die nur aus einer Ecke der Welt beleuchtet werden können. Als Team müssen wir uns noch mehr vernetzen: Geschichten aus unterschiedlichen Perspektiven erzählen und einordnen – da sind wir gefordert. Zudem erleben wir hautnah, wie sich Machtblöcke verschieben, Demokratien unter Druck geraten und Lockdowns teilweise genutzt wurden, um Kontrollapparate innerhalb von Staaten zu festigen.

Wie erlebst du das konkret in Ihrem Arbeitsalltag?
Für uns bedeutet das erschwerte Arbeitsbedingungen: Bewilligungsprozesse werden langwieriger, es kommt zu Problemen bei Grenzübertritten oder zu vermehrten Zensurversuchen. Wir warten noch immer auf ein Visum für unseren Russland-Korrespondenten, der im Herbst gestartet ist. SRF berichtet unabhängig und grundsätzlich über alles. Aber SRF-Mitarbeitende müssen sich an die Gesetze ihrer Gastländer halten. Und in einem grossen Teil dieser Länder gibt es keine Medienfreiheit, wie wir sie in der Schweiz kennen. In solchen Situationen sorgt man sich meist nicht um sich selbst, sondern um sein Arbeitsumfeld: Denn wenn man in einem Beitrag zu weit geht, über Themen spricht, über die man nicht sprechen sollte, sind Informant:innen oder Gesprächspartner:innen oft die Ersten, die das zu spüren bekommen.

Helfen dir als Teamleiterin die Erfahrungen, die du selbst als Korrespondentin gemacht hast?
Wenn du in Ländern gearbeitet hast, wo vieles nicht auf Anhieb funktioniert, verändert sich deine Perspektive. Es braucht dann einen Plan B, einen Plan C und ganz viel Gelassenheit. Ich kenne viele Situationen aus eigener Erfahrung und mache ich mir deshalb manchmal Sorgen, wenn jemand in Krisengebieten unterwegs ist. Gefährliche Einsätze bespreche ich innerhalb des Teams. Wir versuchen, Risiken abzuschätzen. Meine Aufgabe ist es, ein Klima zu schaffen, wo man sagt: Keine Geschichte ist ein Leben wert.

Es wird unklarer, worüber man in welchen Ländern berichten darf – oder eben nicht.

Wie verändern neue technische Möglichkeiten die Arbeit von Korrespondent:innen?
Wenn ich zurückdenke, wie ich früher noch mit Tonbändern gearbeitet und diese von Hand geschnitten habe, muss ich sagen: Vieles ist einfacher geworden. Solange Strom, Internet und Netz gegeben sind, lässt sich fast alles mit einem Handy umsetzen. Doch auf Reportage sollen mittlerweile mehr als nur gute Audioaufnahmen entstehen – nämlich auch Fotos, Videos und Statements. Gleichzeitig möchte ich für ein angenehmes Gesprächsklima sorgen und mich auf das Gegenüber einlassen. Eine weitere Herausforderung sind die Sozialen Medien: Es wird von Korrespondent:innen verlangt, auf Social Media präsent zu sein. Das ist in gewissen Ländern nicht unheikel. Denn in den Sozialen Medien tummeln sich auch Geheimdienste. Die Frage ist dann: Wie exponiere ich mich und wo mache ich mich zur Angriffsfläche?

Ausgewählte Programmhighlights der Korrespondent:innenwoche

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Legende: SRF

In der Woche vom 5. bis 9. Juni 2023 stellt Radio SRF im Rahmen einer Korrespondent:innenwoche die Auslandsjournalist:innen in den Fokus.

«Hallo SRF!» hat einige Highlights von Radio SRF 1 herausgepickt:

  • Donnerstag, 8. Juni 2023, 7 Uhr
    «Morgengast»

    Afrika-Korrespondentin Anna Lemmenmeier erzählt, wie es ist, aus einer so grossen und kulturell breiten Region zu berichten.
  • Donnerstag, 8. Juni 2023, 13 Uhr
    «Tagesgespräch»
    Susanne Brunner gibt Einblick in ihre Arbeit als Auslandschefin von Radio SRF
  • Freitag, 9. Juni 2023, 10 Uhr
    «Treffpunkt»
    Die Korrespondent:innen Thomas Gutersohn (Naher Osten) und Teresa Delgado (Südamerika) beantworten Fragen aus dem Publikum und erzählen aus ihrem Alltag.

Beim «Korrespondent:innentag» am Donnerstag, 8. Juni 2023 kann das Publikum unsere Auslandkorrespondent:innen von Radio SRF persönlich kennenlernen und Ihnen Ihre Fragen stellen. Die Anmeldefrist ist abgelaufen.

Haben Sie Lust auf weitere Einblicke bei SRF?

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Dann sind Sie bei «Hallo SRF!» genau richtig. Denn hier gibt es:

Alles im Überblick: srf.ch/hallosrf

 

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