Es gibt gute Gründe, sein Internet weiterhin per Kabel zu beziehen: Es ist zuverlässig, die Geschwindigkeit ist stabil und im Falle von Glasfaser auch schnell.
Die Vorteile
Es gibt aber ebenso gute Gründe, in Zukunft nur noch via Mobilfunk zu surfen – also je nachdem wo man ist, mit «3G» oder «4G», auch «LTE» genannt.
- Mobil: Das Modem kann man überallhin mitnehmen. Es gibt sogar solche, die einen Akku haben.
- Günstig: Verträge gibt's bereits ab 29 Franken im Monat.
- Bequem: Man schliesst das Gerät einfach am Strom an und kann lossurfen.
Aber ist die Verbindung gut genug, um beispielsweise ein Wochenende lang Filme und Serien zu schauen?
Die Stichprobe
An vier Standorten hat «Kassensturz» während 48 Stunden einen Geschwindigkeitstest durchgeführt: in der Grossstadt (Zürich), auf dem Land (Sevelerberg, SG), in der Kleinstadt (Rapperswil-Jona) und in einem Dorf (Azmoos, SG).
Unser Kriterium: Liegt die Geschwindigkeit über fünf Megabit pro Sekunde (MBit/s)? Diese Geschwindigkeit, sei das Minimum, um im Internet Filme in hoher Auflösung zu schauen, sagen Youtube und Netflix .
Die Daten werden wie bei einem Smartphone mit einer Sim-Karte und einem dazugehörigen Abonnement empfangen. Getestet haben wir folgende Surf-Abos:
- Salt « Surf Unlimited » für 35 Franken pro Monat
- Yallo « Go » für 29 Franken pro Monat mit einer Geschwindigkeitslimite von 21 Mbit/s (auch ohne Jahresvertrag für 39 Franken monatlich erhältlich)
- Swisscom « Data XL » für 89 Franken pro Monat und einer Datenmengenbegrenzung von 20 Gigabyte pro Monat
Die Swisscom sagt dazu aber, ihr Abonnement sei für die mobile Nutzung vorgesehen. Für stationäre Anwendungen empfiehlt sie ihre Kabel-Angebote.
Die Hochlastzeiten
Was schnell auffällt: Abends, wenn viele Leute zuhause sind und surfen oder fernsehen, sinkt die Geschwindigkeit deutlich. Vor allem in Städten wie Zürich oder Rapperswil.
«In der Nacht und am Morgen messen wir Geschwindigkeiten bis 50 Mbit/s, aber am Abend sind es nur noch 5 Mbit/s. Und das bei allen drei Anbietern», sagt Peter Heinzmann, Professor für Internet-Technologien, der für «Kassensturz» die Messungen durchführte.
Auf dem Sevelerberg waren keine tagesabhängigen Schwankungen messbar, dafür ein anderes Phänomen: Die Modems verbanden sich manchmal plötzlich mit einer anderen Handy-Antenne. Dadurch erhöhte sich Geschwindigkeit in einigen Fällen von 3 auf 15 Mbit/s. Beeinflussen kann man diese Verbindungen nicht.
Alles hängt vom Standort ab
Ob man bei sich in der Stube oder in der Ferienwohnung eine zufriedenstellende Geschwindigkeit erreicht, sollte man deshalb vor einem Kauf unbedingt testen.
Ein erster Indikator sind die Netz-Abdeckungskarten der Provider Swisscom , Salt und im Fall von Yallo: Sunrise . Diese erwiesen sich in unserem Test aber als wenig zuverlässig. Unser Experte rät deshalb: «Laden Sie einige Freunde zu sich ein und schauen Sie, wer mit welchem Anbieter guten Empfang hat.»
Die Geschwindigkeit wird von vielen Faktoren beeinflusst. Je nachdem, wie viele andere Benutzer gerade an einer Funk-Antenne angemeldet sind und wo im Haus man sich befindet, surft man schneller oder langsamer. Wer es genau wissen will, kann mit einer Smartphone-App einen Geschwindigkeitstest durchführen.
Für viele nicht die erste Wahl
Ein Blick auf die Preise zeigt: «Für alle, die das Internet in Kombination mit einem Fernseh- oder Telefon-Anschluss beziehen, lohnt sich ein Wechsel aus finanzieller Sicht in den meisten Fällen nicht», sagt Oliver Zadori von der Vergleichsplattform Dschungelkompass .
Die Messungen zeigen ausserdem: Wer abends und am Wochenende nicht auf eine zuverlässige Geschwindigkeit verzichten möchte, ist mit einem konventionellen Kabel-Internet besser bedient.
Wer aber oft herumreist und auch nicht wütend wird, wenn der Film übers Internet mal etwas länger braucht bis er ruckelfrei abspielt, «für den könnte diese Form von kabellosem Internetzugang eine günstige Alternative sein», bilanziert Zadori.
Vorsicht bei Daten-Limiten
Nach einigen Tagen intensiver Messungen waren die 20 Gigabytes des Swisscom «Data XL» aufgebraucht. Swisscom reduzierte daraufhin die Geschwindigkeit auf 64 kbit/s, «was zum surfen nicht mehr ausreicht», warnt Peter Heinzmann von cnlab: «Diese Datenmenge entspricht acht Stunden Film in hoher Auflösung.» Intensivnutzer sind also gut beraten, wenn sie ein Abonnement mit unlimitierten Daten abschliessen.