Vor ein paar Jahren kam Andy Vogel mit seinem Elektroauto Renault Zoe viel weiter als heute. Er schätzt, dass er im Vergleich zum Neuzustand ein Drittel bis die Hälfte der Reichweite verloren hat. Das wäre eigentlich kein Problem, denn Andy Vogel und seine Frau haben das Auto vor neun Jahren ohne Akku gekauft, diesen mieten sie und haben dabei eine garantierte Batteriekapazität von mindestens 75 Prozent.
Andy Vogel wähnte sich in Sicherheit: «Wir wussten nicht, wie lange die Batterie hält. Bei diesem Mietmodell hatten wir die Sicherheit, dass die Batterie nötigenfalls repariert oder ausgetauscht wird.»
Nur: Seine Abklärung bei seiner Garage und bei Renault brachten mehr Verwirrung als Klarheit. Die Garage bestimmte für seine Batterie einen Gesundheitszustand von 73 Prozent, Renault dagegen meldete zurück, dieser Wert sei falsch, die Batterie sei gesund und habe sogar noch über 90 Prozent Restkapazität. Was stimmt jetzt eher: die alltäglichen Beobachtungen der Fahrer oder doch die gespeicherten Werte aus der Steuerelektronik des Autos? Ein Selbsttest soll Klarheit schaffen.
Messgerät schafft Klarheit
Kassensturz mietete für knapp 120 Franken ein Messgerät bei der Firma Aviloo, welche sich auf die Analyse des Gesundheitszustands bei Autobatterien spezialisiert hat. Das Gerät wird bei voll geladener Batterie an der Daten-Steckdose im Auto angeschlossen. Dann wird die Batterie möglichst leer gefahren. Dabei sendet das Messgerät alle Daten der Messfahrt an einen Server im Ausland, wo dann präzise der Gesundheitszustand, also die maximale Kapazität des Akkus, errechnet wird.
Das Ergebnis beim Renault Zoe des Ehepaars Vogel überraschte alle: Die neunjährige Batterie lieferte noch fast 90 Prozent. Batterie-Experte Nikolaus Mayerhofer von Aviloo erklärt die Differenz aus beobachteter und gemessener Reichweite so: «Auf der einen Seite kann man sich täuschen, oder aber es besteht ein Defekt, beispielsweise am Antriebsmotor. Das haben wir auch schon festgestellt.» Renault stellte eine erneute Messfahrt in Aussicht.
Die Behandlung zählt, nicht die Kilometer
Datenauswertungen von Aviloo zeigen: Bei zwei identischen Autos mit je 100'000 Kilometern kann der Gesundheitszustand der Batterie zwischen 40 und 98 Prozent schwanken, einzig abhängig von der Behandlung. Es komme darauf an, ob der Kunde die Batterie malträtiert oder ob er sie freundlich behandelt habe, so Experte Mayerhofer.
Das bestätigt auch Priscilla Caliandro von der Berner Fachhochschule. Ihr Team geht im Labor der Frage nach, unter welchen Bedingungen Elektroauto-Batterien am längsten leben. Grundsätzlich seien die Batterien in den vergangenen Jahren immer besser geworden, so die Forscherin, aber auch mit ausgefeilter Steuerelektronik, wie sie heute häufig verbaut ist, hat die Art der Behandlung einen grossen Einfluss auf den Gesundheitszustand.
Alles, was die Batterie aus ihrer «Komfortzone» bringe, schade ihr, so Priscilla Caliandro; das heisst, häufiges Schnellladen, Extrembelastungen auf Autobahnen und generell extreme Temperaturen. Lange Standzeiten bei vollem oder leerem Akku verkürzen die Lebensdauer zusätzlich.
Darum: Wer sich in kommender Zeit für ein Occasion-Elektroauto interessiert: Im Zweifelsfall lässt man sich den Gesundheitszustand der Batterie vom Händler bestätigen – oder man misst gleich selbst nach.