Die gute Nachricht: Den Sensorik-Test bestanden zwei Olivenöle mit dem Gesamturteil «Sehr gut». Dies sind «Monini Olio Extra Vergine», eingekauft bei Migros zum Preis von 12.50 Franken pro Liter. Und das Naturalplan Bio-Olivenöl von Coop zum Literpreis von 17.90 Franken
Vier Produkte erhielten das Urteil «Gut», darunter zwei Olivenöle der jeweiligen Premiummarken Fine Food von Coop (Literpreis 66 Franken) und Sélection von Migros (Literpreis 38.40 Franken). Auch das Migros-Bio-Olivenöl ist gut, kostet aber nur halb so viel wie die hauseigene Edelmarke.
Wichtig: Die Bewertungen «Sehr gut» und «Gut» bedeuten nicht Premium-Qualität. Die besseren der 16 degustierten Olivenöle erreichten auf der Wertungsskala von null bis zehn zwischen 6,0 und 6,7 Punkte. Wirklich exzellente Öle klettern auf der Skala von 7,6 in Richtung Maximum von 10 Punkten
Die schlechte Nachricht
Ganze 9 von 16 Produkten sind im Test durchgefallen. Darunter sind die Billigöle der Discounter Lidl, Aldi, Denner und das M-Budget-Öl. Aber erstaunlich: Auch das teure Olivenöl Castelines von Mövenpick für 73.80 Franken pro Liter und Ardonio von Globus (Literpreis 39.80 Franken) wurde von der Jury als schlechtes Öl bewertet.
«Extra Vergine» steht übrigens lediglich für eine definierte Güteklasse: Wenn die Fruchtigkeit vorhanden ist, das Öl auch sonst fehlerfrei schmeckt, also sensorisch keinen Fehler aufweist, kalt gepresst und nicht chemisch sondern nur mechanisch verarbeitet wurde, ist es ein «Extra Vergine»-Produkt. Aroma und Harmonie spielen bei «Extra Vergine» keine Rolle. Das heisst: «Extra Vergine» bietet Konsumenten eine gewisse Sicherheit, fehlerfreies Öl zu kaufen, mehr aber nicht.
Trotzdem haben 9 der 16 Öle den Sensorik-Test nicht bestanden. «Muffig», «stichig», «ranzig» lauteten die Bezeichnungen der ausgebildeten Sensorik-Tester. Zeichen verdorbener Oliven oder einer schlechten Verarbeitung. Die Öle haben das Label «Extra Vergine» eigentlich gar nicht verdient. Diese Olivenöle dürften eigentlich nicht als «Extra Vergine» verkauft werden. «Man müsste sie aus dem Handel nehmen», sagt Anette Bongartz von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wädenswil und Leiterin des Schweizer Olivenöl Panels. «Die Lebensmittelkontrolle müsste hier tätig werden. Oder verstärkt tätig werden. Letztendlich ist es aber auch eine Verantwortung des Händlers, der die Öle ins Regal stellt.»
Kontrolle zu aufwändig
Gemäss Otmar Deflorin, Präsident des Verbands der Kantonschemiker der Schweiz, sei das Problem bekannt. Beim Olivenöl lehnt sich das Schweizer Lebensmittelrecht an die Richtlinien der EU an. Und die sind kompliziert. Konkret: Erfährt ein kantonales Labor von mangelhaften Olivenölen im Verkauf, müsste es diese Produkte gleich bei zwei von der EU zertifizierten Olivenöl-Panels prüfen lassen. Eine Prüfung in einem unabhängigen Labor, die andere gemäss EU-Richtlinie «von einer Prüfergruppe, die von dem betreffenden Erzeugermitgliedstaat zugelassen wurde». Das heisst: Stammt das schlechte Öl aus Italien, muss es von einem Labor in Italien und in einem unabhängigen Drittstaat geprüft werden.
Für einen solchen administrativen Aufwand fehlt den Schweizer Kantonschemikern jedoch die Zeit. Und deshalb bleibt den Schweizer Konsumenten der Etikettenschwindel mit dem «Extra Vergine»-Olivenöl erhalten.
Aldi, Lidl, Manor und Migros, bei denen einzelne Produkte den «Extra Vergine»-Standard nicht erreicht haben, schreiben unisono, dass sie ihre Produkte durch zertifizierte Labors untersuchen liessen und diese keine Fehler festgestellt hätten. Mövenpick – mit dem teuersten Öl im Test – schreibt, sie seien mit ihrem Produzenten bisher immer zufrieden gewesen. Man werde das Produkt aber abklären und allenfalls die nötigen Schritte unternehmen.
Als einziger hat Denner gehandelt. Der Discounter nahm die beanstandeten Chargen am Montag vor der Sendung aus dem Regal.