Zum Inhalt springen
Video
Pestizide: Kritik am Reduktionsplan des Bundes
Aus Kassensturz vom 27.09.2016.
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 29 Sekunden.

Umwelt und Verkehr Pestizide: Kritik am Reduktionsplan des Bundes

2000 Tonnen Pestizide verspritzen Schweizer Bauern pro Jahr. Zu viel, findet auch der Bund und will den Verbrauch mit einem Aktionsplan reduzieren. Zu zahm, zu wenig, zu schwammig, sagen Kritiker zum Aktionsplan. Das Bundesamt für Landwirtschaft verteidigt sich im «Kassensturz»-Interview.

Um 12 Prozent soll die Menge der angewendeten Pestizide innert zehn Jahren sinken, so das Ziel des Bundes, wie er es im Aktionsplan zur Reduktion des Pestizidverbrauchs festhält.

Hauptziel des Plans ist nicht die Reduktion der Menge, sondern der Risiken des Pestizideinsatzes um 50 Prozent. Der Bund will Anwendungen und Emissionen reduzieren, sowie Monitoring, Bildung und Beratung verbessern.

Bezahlen tuts der Steuerzahler

Man müsste viel mehr machen als der Bund vorschlägt, sagt Andreas Bosshard von der Denkfabrik Vision Landwirtschaft: «Möglich wären 40 bis 50 Prozent. Das ist eine grosse Differenz.»

Und er doppelt nach: Nur weil der Staat den Pestizideinsatz indirekt subventioniere, spritzten die Bauern so viel: «Der Bund wendet viel Zeit und Geld auf für Monitoring, Bewilligungs- und Prüfverfahren. Das bezahlt alles der Steuerzahler. Müssten dies die Hersteller bezahlen, wäre der Pestizid-Einsatz vermutlich gar nicht mehr rentabel.

Wäre mehr möglich

Die Debatte zum Aktionsplan des Bundes läuft heiss, die Anhörung läuft bis im Oktober. Verantwortlich im Bundesamt für Landwirtschaft ist Olivier Félix, Leiter Fachbereich Nachhaltiger Pflanzenschutz. Er verteidigt im Interview mit Ueli Schmezer die Pläne des Bundes:

Ueli Schmezer: 12 Prozent Reduktion in zehn Jahren. Das ist praktisch nichts, sagen Kritiker.

Olivier Félix: Es scheint gering zu sein. Aber es ist schon eine Herausforderung für die Landwirtschaft. Man muss Alternativen finden, um die Kulturen zu schützen, und die sind oft nicht so wirksam wie Pflanzenschutzmittel. Dementsprechend braucht es etwas mehr Zeit.

Ueli Schmezer: Sie sagen, das sei ehrgeizig. Tatsächlich sind das aber statt 2000 Tonnen noch 1800 Tonnen jährlich. Da ändert sich ja praktisch nichts.

Olivier Félix: Wir wollen nicht nur die angewendete Menge reduzieren, sondern auch das Risiko. Das heisst zum Beispiel, Spritztechniken fördern, die weniger Emissionen ausserhalb der Parzellen verursachen.

Ueli Schmezer: Kritiker sagen, viel mehr ist möglich. 40, ja 50 Prozent Reduktion der Menge.

Olivier Félix: Wir haben die technischen Massnahmen analysiert, , die es gibt, um die Anwendung zu reduzieren. Mit den kantonalen Fachstellen und der Forschung. Und wir kommen auf diese 12 Prozent. Wenn wir etwas vergessen haben, sind wir bereit diesen Massnahmenplan zu ergänzen.

Ueli Schmezer: Bei den hochgiftigen Pestiziden haben Sie das Ziel, in zehn Jahren um 30 Prozent runterzukommen. Also in zehn Jahren dürfen immer noch 70 Prozent dieser Mittel eingesetzt werden. Damit können Sie als Agronom doch nicht zufrieden sein.

Olivier Félix: Hochgiftige Pestizide werden heute nicht mehr zugelassen. Es geht um Pestizide mit einem hohen Risikopotenzial. Diese können in bestimmten Situationen Probleme auslösen. Das wollen wir spezifisch angehen, um das Risiko zu reduzieren.

Ueli Schmezer: Die Bauern finden ihren Plan gut. Wenn er wirklich ehrgeizig wäre, müssten die Bauern doch eigentlich sagen, das geht uns zu weit.

Olivier Félix: Es gibt durchaus auch Landwirte, die sich Sorgen machen, ob sie mit diesem Aktionsplan ihre Kulturen noch gleich gut schützen können. Wir wollen ambitiös sein, aber auch realistisch.

Es wird viel zu viel gespritzt

Box aufklappen Box zuklappen
Es wird viel zu viel gespritzt

«Kassensturz» zeigt am Beispiel des Apfels, wieviel Chemie gespritzt wird. Mitverantwortlich ist auch der Handel, er verlangt von den Obstbauern optisch makellose Äpfel. Mehr

Meistgelesene Artikel