Keine vorbereiteten recherchierten Beiträge, sondern alles live. Das ist das Motto der französischen Konsumentensendung «Ça peut vous arriver» von Radio RTL. Von Montag bis Freitag lösen der bekannte Moderator Julien Courbet und sein Team direkt am Sender die Fälle ihrer Hörerinnen und Hörer.
Das Prinzip ist einfach: Die Hörer deponieren ihren Ärger auf dem Telefonbeantworter von «Ça peut vous arriver». In der Sendung plaudert Moderator Julien Courbet zuerst mit dem Hörer über sein Problem und ruft dann live in die angeschuldigte Firma an. Im Gespräch versucht er dann eine Lösung zugunsten des Konsumenten zu erreichen.
Unterstützt wird Courbet dabei von einem Team aus Juristen und Journalisten. Der Moderator setzt zunächst auf seinen Charme und die Bekanntheit der Sendung und tritt als Vermittler auf. Lenkt eine Firma, die offensichtlich im Unrecht ist, nicht ein, kann Courbet sie aber auch öffentlich abkanzeln und Druck aufsetzen. Seit dem Start der Sendung im Jahr 2001 hat «Ça peut vous arriver» so 16‘000 bis 17‘000 Fälle gelöst.
Für das Publikum ist «Ça peut vous arriver» wie in Fortsetzungsroman oder ein Krimi. Man ist gespannt, wie die Firmen reagieren, wenn sie plötzlich Julien Courbet anruft. Und man will wissen, wie die Geschichte ausgeht. Manchmal findet sich schnell eine Lösung, andere Fälle ziehen sich über Tage dahin. Courbet scheut sich auch nicht davor, live auf Sendung, minutenlang in einer Telefonschlaufe zu warten. Für ihn soll «Ça peut vous arriver» ein Spiegel des Alltags der französischen Konsumentinnen und Konsumenten sein. Auch mit seinen nervigen Seiten.
Manchmal kommt es auch vor, dass live auf Sendung klar wird, dass ein Hörer der Redaktion nicht die ganze Geschichte erzählt hat und die angeschuldigte Firma eigentlich im Recht ist. Solche Situationen machen für Moderator Julien Courbet mitunter den Reiz seiner Konsumentensendung aus.
Die Kreditkarte als Kleinkredit
Als Konsument in Frankreich stösst man auf Probleme, die es in der Schweiz nicht gibt. So erzählt SRF-Frankreichkorrespondent Michael Gerber im Interview mit dem Konsumentenmagazin «Espresso» von Kreditkarten, welche Ladenketten selber herausgeben, und die eigentlich versteckte Kleinkredite mit hohen Zinsen sind. Zu den schönen Seiten des Lebens als Konsument in Frankreich zählt Michael Gerber die Vielfalt an Spezialitätenläden. In Paris gebe es Läden, welche ausschliesslich Windbeutel oder Seife anbieten.
Weitere porträtierte Konsumentensendungen:
- 08.07.16: «Puls» aus Schweden
- 15.07.16: «Help» aus Österreich
- 22.07.16: «Marketplace» aus den USA
- 29.07.16: «Ça peut vous arriver» aus Frankreich
- 06.08.16: Griechenland ohne Konsumenten-Sendung
- 12.08.16: Englische Betrüger fürchten sich vor «You&Yours»
- 20.08.16: Eine Konsumenten-Sendung aus China