«Etwas Inakzeptables spielt sich gerade ab.» So tönt es in einer E-Mail an SRF. Es geht um die von Sunrise angekündigte Abopreis-Erhöhung. Auch in Onlinekommentaren wird nicht mit Kritik gespart: «Hier wurde die Kundschaft ganz klar mit falschen Angaben geködert.» Das sei «Vertragsbruch» und «eine Frechheit», «Etikettenschwindel».
Hier wurde die Kundschaft ganz klar mit falschen Angaben geködert.
Die Schreibenden haben etwas gemeinsam: Sie haben ihr Sunrise-Abo über Qoqa abgeschlossen – ein Schnäppchenportal, auf dem es immer wieder Sunrise-Abos mit grossen Rabatten gibt. Zum Beispiel ein Internet- und TV-Abo für 42 statt 100 Franken. Oder ein Mobilfunkabo für 39 statt 130 Franken. Verkauft werden die Angebote regelmässig mit dem Versprechen, dass der Spezialpreis «ein Leben lang» gelte. Ein leeres Versprechen, wie sich nun zeigt.
Versprechen gebrochen
Tatsächlich erhöht Sunrise seine Abopreise im Juli 2023 um rund vier Prozent. Bei den aktuellen Sunrise-Up-Abos seien das zwischen 90 Rappen und 2.90 Franken pro Monat, heisst es in einer Mitteilung der Mobilfunkanbieterin.
Von Preissteigerungen betroffen sind auch Kunden von Yallo, Lebara und UPC. Und entgegen dem Versprechen, ein Leben lang vom gleichen Spezialpreis profitieren zu können, betreffen die Preissteigerungen eben auch jene Sunrise-Kunden, die sich für ein Qoqa-Angebot entschieden haben. In der Mitteilung, die Qoqa an die Betroffenen geschickt hat, ist von einer «super Partnerschaft» mit Sunrise die Rede. Die Erhöhung von «nur» 90 Rappen pro Monat, sei «eine starke Geste».
Sunrise behält sich in den AGB vor, die Vertragsbedingungen jederzeit zu ändern, wenn berechtigte Interessen bestehen.
Sonderkündigungsrecht per Ende Juni
Die Kritik der Betroffenen scheint die beiden Unternehmen ziemlich kaltzulassen. Auf Anfrage von «Espresso» hält es Qoqa nicht einmal für nötig, die konkreten Fragen zu beantworten, sie verweist lapidar auf die Stellungnahme von Sunrise.
Und Sunrise verweist in einer Stellungnahme auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen: «Sunrise behält sich in den AGB vor, die Vertragsbedingungen jederzeit zu ändern, wenn berechtigte Interessen bestehen.» Das sei aufgrund der aktuellen Situation mit der hohen Inflation gegeben. Von einem Etikettenschwindel könne daher «keine Rede sein», so Sunrise weiter. Gestiegene Energie-, Arbeits- und Betriebskosten würden für Sunrise «das Anbieten von Produkten und Dienstleistungen» verteuern.
Immerhin: Wer die Preiserhöhung nicht akzeptieren will, kann sein Sunrise-Abo kündigen – es gilt ein Sonderkündigungsrecht per Ende Juni 2023.
Das grenzt an Irreführung.
Ist Sunrise damit aus dem Schneider? So einfach ist die Frage nicht zu beantworten. Sara Stalder, die Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz, sagt, das Vorgehen von Sunrise und Qoqa «grenzt an Irreführung». Ob das so ist und somit ein Verstoss gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) vorliegt, müsste ein Gericht entscheiden. Ähnlich sieht es auch die «Espresso»-Rechtsexpertin Gabriela Baumgartner.
Klar dürfte sein: Wegen 90 Rappen im Monat dürfte kaum jemand vor Gericht gehen. Der Konsumentenschutz rät auch ausdrücklich von Einzelklagen ab. Ein ehemaliger Sunrise-Kunde fasst es so zusammen: «Die 90 Rappen sind gar nicht so wichtig. Aber es geht darum, dass ein grosses Schweizer Unternehmen mit einem Versprechen Kunden angelockt hat – und nach ein paar Jahren gilt dieses Versprechen einfach nicht mehr.» Bei einem anderen enttäuschten Kunden dauerte der angeblich «lebenslange» Sunrise Super-Deal übrigens nicht einmal zehn Monate.