Das Bewerten der Schokolade-Eier fängt mit dem Auge an: Die fünf Jurymitglieder haben klare Vorstellungen, wie ein Schoggi-Ei aussehen sollte. Ein Ei ähnle eher einem Rugby-Ball, so die Jury.
Wichtiger ist der Biss: Knackig und innen cremig, so die Erwartung der Jury.
Mittelmässig im Kriterium Konsistenz schneiden auch Eier ab, die innen hohl sind. Für Daniela Schmid, die Vize-Juniorenweltmeisterin Konditor-Confiseure 2012, ist ein ungefülltes Ei kein richtiges Osterei: «Für mich müssen Eier gefüllt sein, sonst bin ich enttäuscht.»
Coop-Naturaplan-Ei: malzig und ranzig
Beim Geschmack, dem am stärksten gewichteten Kriterium, fällt vor allem das Bio-Schokolade-Eili von Coop Naturaplan aus der Reihe. Im Urteil der Jury ist dieses Ei fehlerhaft.
«Es hat einen ranzigen Geschmack», sagt Confiseurmeister Fabian Rimann. Daniela Schmid pflichtet bei und sagt, die Schokolade sei zu alt. Stefan Kern, Fachlehrer und Confiseur des Traditionsunternehmens Confiseur Kern in Laufen, vermutet einen Fehler in der Lagerung oder in der Produktion. Dafür gibt es die ungenügende Note 2,8.
Coop schreibt dazu: «Die Milchschokolade enthält Rohrohrzucker, der einen natürlichen Melasseanteil enthält.» Gegenüber herkömmlicher Milchschokolade mit weissem, raffiniertem Zucker zeige sich ein anderes Aromaprofil.
Deswegen würden in dieser «Bio-Milchschokolade eher braune, erdige, karamellige und malzige Noten dominieren.»
Auch Cailler-Eili fallen knapp durch
Jurymitglied Sandro Marti, selber im Handel mit nachhaltigen Rohstoffen tätig, bestätigt, dass der hohe Rohzuckergehalt zu malzigen Aromen führt. Ob die Verwendung von rohem Rohrzucker für den fehlerhaften Geschmack verantwortlich ist oder nicht: Im «Kassensturz»-Test fällt dieses Schoggi-Ei völlig durch.
Ebenfalls ein knapp «ungenügendes» Gesamturteil bekommen die Eili assortiert der Nestlé-Marke Cailler (Note 3,9). Von der Mischung wurden nur die Eili mit der Bezeichnung «Lait» degustiert.
Die Jury diagnostizierte eine überbordende Süsse und ein dominantes Caramel-Aroma. Nestlé ist mit der Einschätzung gar nicht einverstanden und schreibt dem «Kassensturz»: «Der etwas süssliche Karamellgeschmack kommt daher, dass Cailler noch heute flüssige, leicht kondensierte Milch aus der Region der Freiburger Voralpen direkt verarbeitet.»
Bio-Schoggi-Ei von Migros ohne Fehler
Das zweite Bio-Schoggi-Ei von Migros kommt viel besser weg und erreicht immerhin die genügende Note 4,3. Bei diesem Schoggi-Osterei kritisieren die Juroren die zu dominante Süsse. Auch bei diesem Ei ist Rohrzucker auf der Zusammensetzung aufgeführt, allerdings nicht roher Rohrzucker.
Lindt-Schokolade aus Deutschland und Italien
Die beiden Schokolade-Eier der Schweizer Traditionsmarke Lindt schaffen es immerhin in das obere Drittel. Eines der beiden Lindt-Produkte, die Alpenvollmilch Minis, verpasst das Gesamturteil «gut» nur knapp. Das gleiche gilt für die «Eili Milch massiv» der Marke Swiss Confisa. Wer bei Lindt an Schweizer Schokolade denkt, liegt falsch: Die Eier wurden in Deutschland und Italien hergestellt.
Günstigstes Schoggi-Ei schneidet klar am besten ab
Das beste Ei kommt ebenfalls nicht aus der Schweiz. Die Ostereier von Aldi der Marke Moser Roth schmecken nicht nur am besten, sie sind mit 1.99 Franken pro 100 Gramm erst noch die günstigsten im Test. Dieses Ei bekommt mit Abstand die besten Noten (5,1).
«Dieses Schoggi-Ei hat eine feine Struktur und ist sehr feinporig, es ist im Mund gleich geschmolzen und hat auch ein feines Aroma», erklärt Andrea Hohl, Jung-Confiseurin aus dem Appenzell.
Achtung: Milchschokolade mit Nussanteil
Bei drei der degustierten Schoggi-Eier haben die Juroren mit ihren geschulten Gaumen einen Nussanteil herausgeschmeckt. Fabian Rimann erkannte gleich, dass etwas nicht stimmt: «Schon beim Riechen fiel mir eine Nussnote auf, die hat sich im Mund bestätigt.» Das hat Rimann irritiert, da nur Eier aus Milchschokolade degustiert werden sollten.
Erstaunlich, dass drei der zwölf Produkte Nuss enthalten. Denn die Eier werden als Milchschokolade verkauft. Die Schokolade-Eier aus der Migros-Fabrik Frey heissen zum Beispiel Eili Milch extra-fein (10.90 Franken).
Erst beim Lesen der kleingedruckten Zusammensetzung auf die Rückseite der Packungen bestätigt es sich: Diese Ostereier enthalten Nüsse, oder in anderen Fällen Nusspaste. Das ist irreführend, da Milchschokolade nun mal keine Nüsse enthält. Folgenreicher kann die Falschdeklaration für Allergiker sein, die so ungewollt allergieauslösende Nüsse konsumieren.
Auch die beiden Produkte von Lidl – Favorina und Milka – enthalten Anteile von Nüssen. Die Jury hat auch diese drei Schoggi-Eier mit «genügenden» Noten bewertet, weil der Vergleich hinkt, hat sie «Kassensturz» im Filmbeitrag nicht erwählt, und sie werden in der Resultatetabelle separat aufgeführt (siehe Box «Resultate-Tabelle als PDF»).
So wurde getestet:
«Kassensturz» hat die Schokoladen-Eier in verschiedenen Läden in der Schweiz eingekauft. Die Eier wurden ausgepackt und der Jury in neutralen Bechern vorgesetzt. Der Sensoriker Patrick Zbinden überwachte die Degustation. Die fünf Juroren degustierten die zwölf Produkte und beurteilten sie nach den Kriterien Aussehen, Geruch, Geschmack und Konsistenz. Die Tester haben jedes Kriterium mit Schulnoten von eins bis sechs bewertet.
Die Jury
- Fabian Rimann, Confiseurmeister, und Vizeweltmeister Konditor-Meisterklasse 2006.
- Daniela Schmid, Confiseurin bei Sprüngli, Konditor-Schweizermeisterin 2010 und Zweitplatzierte an der Junioren-Weltmeisterschaft der Konditor-Confiseure 2012.
- Stefan Kern, Confiseurmeister, Inhaber Traditions-Confiserie Kern (seit 1833) und Berufschullehrer in Muttenz.
- Andrea Hohl, Confiseurin bei der Bäckerei-Confiserie Böhli in Appenzell, Bronze bei der Konditor-Schweizermeisterschaften 2014 und Teilnehmerin an der nächsten Weltmeisterschaft in Brasilien.
- Sandro Marti, Inhaber von Sélection Chocolatiers und verantwortlich für Schokolade bei der Firma Pronatec, die mit nachhaltigen Rohstoffen für die Lebensmittelindustrie handelt