Wer sich eine schöne Frisur machen will, braucht viel Geschick und Haarspray. Doch im Sprühnebel sind bedenkliche Stoffe gelöst, zum Beispiel Klebstoffe. Die Partikel sind so fein, dass sie die Atemwege reizen können.
Jan-Olaf Gebbers, Chefarzt Pathologie des Kantonsspitals Luzern, hat untersucht, was die Haarspraypartikel in der Lunge anrichten können: «Diese meist aus künstlichen Substanzen bestehenden Partikel können nicht von der Lunge aufgenommen werden und vom dortigen Reinigungssystem abtransportiert werden. Sie reichern sich in den Lungenblässchen an und führen zu einer Fremdkörperreaktion, die eine chronische Entzündung hervorruft», erklärt Gebbers.
Kassensturz und Saldo liessen zwölf der meistverkauften Sprays auf ihre Inhaltsstoffe untersuchen: Vier Pumpsprays und acht mit Treibgas betriebene Sprays. Das Institut für Toxikologie und experimentelle Medizin in Hannover hat untersucht, wie hoch der Anteil von Partikeln ist, die bis in die Lunge gelangen können: Die Pumpsprays schnitten besser ab als die Treibgassprays
Doch wer seine Haarpracht mit Spray festigt, atmet nicht nur Partikel ein: Viele Haarsprays enthalten Weichmacher, Polymoschusverbindungen und allergene Duftstoffe. Kassensturz und Saldo haben die Haarsprays auch auf diese Stoffe untersuchen lassen.
Weichmacher setzt die Industrie ein, damit der Alkohol im Haarspray untrinkbar wird. «Diese Stoffe sind gesetzlich erlaubt. Sie sind unbedenklich und vom Beirat der EU-Kommission überprüft worden», sagt Bernhard Cloëtta vom Schweizerischen Kosmetik- und Waschmittelverband.
Umwelttoxikologin Margret Schlumpf hingegen kritisiert den Einsatz von Weichmachern: «Weichmacher können während der Entwicklung auf den Fötus einwirken und dann unter Umständen sein Reproduktionssystem oder andere Systeme beeinträchtigen.»
Bei Polymoschusverbindungen handelt es sich um schwer abbaubare Substanzen. «Sie können sich im Fett ablagern und von dort zum Beispiel in die Muttermilch und zum Kind gelangen. Was sie dann machen, darüber haben wir noch sehr wenig Informationen», sagt Schlumpf.
Gut abgeschnitten haben nur drei Sprays: Golden Hair Spray von der Migros, Sante Haarspray von Sante Naturkosmetik und Recrin Styling von Wella. Sie enthalten keine Weichmacher, keine Polymoschusverbindungen und nur wenig lungengängige Partikel.
Mangelhaft abgeschnitten haben der Herbal Hairspry von Rausch, Taft von Schwarzkopf und Kaloderma von Berlin Cosmetics. Nur der Spray von Rausch enthielt keinen Weichmacher.
Berlin Cosmetics arbeitet bereits an einer Rezeptur ohne Weichmacher. Schwarzkopf schreibt zum Weichmacher: «Das wissenschaftliche Beratergremium der EU (...) ist erst im Dezember 2003 zum Schluss gekommen, dass der Einsatz von Diethylphtalat in kosmetischen Mitteln sicher ist.»
Ebenfalls mangelhaft waren Curl Style von der Migros, Nivea Hair Care von Beiersdorf und «My Own» Haarspray on Asprion. Asprion hat «My Own» aus dem Verkauf zurückgezogen.
Jörg Asprion: «Alle My Own Produkte entsprechen den schweizerischen Bestimmungen. Aber meine persönlichen Anforderungen an die Produkte sind höher, und deshalb wird der My Own Hairspray erst dann wieder zurück in den Verkauf genommen, wenn er meine Anforderungen erfüllt.»
Und die Migros schreibt zum Weichmacher: «Obwohl dieser Stoff nicht bedenklich ist, verzichtet Mibelle seit einigen Jahren bei Neuentwicklungen oder Produktüberarbeitungen freiwillig auf dessen Einsatz. Beim getesteten Curl Hairspray extra strong handelt es sich noch um eine ältere Rezeptur.»
Schlecht abgeschnitten haben Gliss Hair Repair von Schwarzkopf, Chandor von Winston Cosmetics und Studio Line von L'Oréal. Alle drei Sprays enthalten Weichmacher, Chandor und Studio Line enthalten Polymoschusverbindungen.
L'Oréal schreibt: «Die verwendeten polyzyklischen Moschusverbindungen sind vom Gesetzgeber zugelassen und wurden vor kurzem vom wissenschaftlichen Beratergremium der EU-Kommission als sicher für die Verwendung in Kosmetika eingestuft.»
Wer nicht auf Haarspray verzichten will, sollte wenigstens aufpassen: Bei offenem Fenster sprayen und dabei die Luft anhalten.