Backformen aus Silikon sind preiswert, brauchen wenig Platz und kommen ohne Einfetten aus. Doch was passiert mit dem Silikon, wenn es im Backofen erhitzt wird? Essen wir nicht nur Kuchen, sondern auch Silikon? «Kassensturz» und das Westschweizer Konsumentenmagazin «A Bon Entendeur» wollten es wissen und haben 13 Silikon-Backformen im Kantonslabor Genf untersuchen lassen.
Die Formen wurden in kleine Stücke geschnitten und während 4 Stunden bei 200 Grad im Backofen erhitzt. Sie wurden vor und nach dem Backen gewogen. Die Gewichtsdifferenz nach dem Backen zeigte, wie viel Silikon verdampfte. Laut Verordnung darf der Verlust an freien organischen Stoffen 0,5 Prozent nicht übersteigen.
Gesundheitsrisiko unbekannt
In einem zweiten Test prüften die Experten im Labor die Migration des Silikons. Das heisst, sie untersuchten, wie viel Silikon beim Backen in den Teig übergeht. Dazu wurden die Backformen mit einer säurehaltigen Flüssigkeit gefüllt und während 2 Stunden erhitzt. Danach wurde gemessen, wie viele Inhaltsstoffe von der Silikon-Backform in die Flüssigkeit übergegangen sind.
Das Gesetz bestimmt, welche Stoffe zur Herstellung von Silikon erlaubt sind. Doch nur ein kleiner Teil der Substanzen wurde bisher toxikologisch untersucht. Das Gesundheitsrisiko kenne man noch nicht, sagt Testleiter und Kantonschemiker Patrick Edder. Was man aber weiss: Silikon kann schon ab 150 Grad migrieren. Das Material gibt beim Backen chemische Stoffe ab.
Teilweise hohe Überschreitungen
Das Testergebnis erstaunt darum Kantonschemiker Patrick Edder: «Von den 13 untersuchten Proben liegt fast die Hälfte der Produkte sehr nahe oder sogar über dem gesetzlichen Grenzwert. Das überrascht mich, vor allem, weil die Überschreitungen manchmal beachtlich hoch sind.»
Das Bundesamt für Gesundheit BAG beruhigt zwar und teilt «Kassensturz» mit, dass Silikone im menschlichen Organismus nicht reagieren würden. Man wisse aus eigenen Studien, dass Silikon nicht gesundheitsgefährdend sei. Dennoch solle aber die Belastung mit solchen Stoffen möglichst niedrig gehalten werden: «Deshalb hat der Gesetzgeber in der Schweiz Höchstwerte festgelegt. Wer die gesetzlichen Vorgaben nicht erfüllt, darf nicht auf den Markt.»
Nicht gesetzeskonform sind zum Beispiel die Gugelhopf-Förmchen von Migros für 9.80 Franken. Sie geben zuviele freie organische Stoffe ab und erhalten deshalb das Gesamturteil «ungenügend». Migros hat dieses Produkt mittlerweile aus dem Verkauf genommen und versprochen, die Produktekontrollen zu verschärfen.
Geld zurück für Verlierer im Test
Zwei Formen müssen gar das Urteil «schlecht» hinnehmen: «Kalpudding» von Ikea überschreitet die erlaubte Silikon-Menge, die in den Kuchen übergehen darf, um mehr als das Doppelte.
Diese Backformen sind mittlerweile nicht mehr im Verkauf. Ikea schreibt, man werde die bemängelten Punkte aber überprüfen. Und: «Konsumenten, die das Produkt gekauft haben, können es in jedem IKEA Einrichtungshaus zurückbringen. Der Einkaufspreis wird selbstverständlich rückerstattet.»
Die Back-Männchen von Coop halten beide Grenzwerte nicht ein: Beim Backen verdampfen zu viele freie Stoffe und das Material gibt zuviel Silikon ab. Coop leitete eine eigene Untersuchung ein, die zum selben Ergebnis führte.
Gegenüber «Kassensturz» schreibt der Grossverteiler: «Der Artikel entspricht damit nicht den Qualitätsansprüchen von Coop. Aus diesem Grund haben wir das Produkt unverzüglich aus dem Verkauf genommen.» Auch hier können Kunden die Backform zurückbringen und bekommen das Geld zurück.
Die beste Backform ist auch die teuerste
Silikonfreie Törtchen hingegen gibt es mit der Backform «Moul‘flex» von De Buyer, erhältlich im Fachhandel. Das Produkt ist mit 29 Franken das teuerste im Test und bekam das Prädikat «sehr gut».
Auch die Form «Saveurs & Dégustations» und «Easy Make» von Conforama zu je 9.95 Franken schneiden «sehr gut» ab. Völlig unbedenklich und ebenfalls «sehr gut» sind auch die Backformen «Sockerkaka» von Ikea, erhältlich zum selben Preis. Die detaillierten Testresultate finden Sie in dieser Tabelle .