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Weg vom SBB-Schalter: Viele Kunden fühlen sich bevormundet
Aus Espresso vom 24.10.2016. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 18 Sekunden.

Umwelt und Verkehr Weg vom SBB-Schalter: Kunden fühlen sich bevormundet

SBB-Kunden sollen vermehrt selbständig ihre Billette lösen und den Schalter meiden. Das ärgert viele «Espresso»-Hörer. Gerade ältere Personen haben oft Mühe mit den Ticketautomaten. Auch wenn die Zahl der Online-Senioren stetig steigt, wie eine Studie von Pro Senectute zeigt.

Eigens dafür eingesetztes Personal der SBB spricht in Schalterhallen Bahnkunden an, um sie zu den Ticketautomaten zu lotsen. «Espresso» hat darüber berichtet. Die Meinungen darüber gehen auseinander. Für die einen ist dies eine willkommene Hilfestellung, die zu mehr Selbstständigkeit und Unabhängigkeit führt:

  • «Ein Stück Unabhängigkeit»

  • «Das Personal ist sehr freundlich»

Die Mehrheit der Rückmeldungen einer nicht repräsentativen Umfrage des Konsumentenmagazins «Espresso» von Radio SRF 1 kritisiert das Vorgehen der SBB. Für sie kommt der Einsatz dieser sogenannten Promotoren einer Bevormundung gleich:

  • «Viel Aufwand für ein Olmabillett»

  • «Hauptsache, ein Strich mehr auf der Liste»

  • «Immer wieder lange Schlangen»

  • «Der Automat kann nicht alles»

  • «Ein Solidarbeitrag von Automatisierern»

Immer mehr «Online-Senioren»

Gerade auch für ältere Leute ist der SBB-Automat eine Herausforderung. Dennoch: Der Anteil der «Online-Senioren» steigt rasant. Das belegt die Studie «Digitale Senioren», welche die Universität Zürich 2015 im Auftrag der Pro Senectute gemacht hat. Demnach ist eine Million Menschen ab 65 Jahren täglich online, eine halbe Million selten bis nie. Der Anteil der internet-kundigen Senioren hat zwischen 2010 und 2015 um die Hälfte zugenommen. Und «Offline-Senioren» werden zunehmend von Informationen und Dienstleistungen abgeschnitten, sagt die Studie.

Die Pro Senectute verschliesst die Augen nicht vor dieser Realität, sagt ihr Sprecher Peter Burri: «Wir wollen Senioren fit für die neuen Technologien machen und denen, die sich nicht mehr mit Internet und Co. auseinandersetzen wollen, Alternativen bieten.» Das tut die Organisation für ältere Menschen z.B. mit Beratungsgesprächen. Zusammen mit der SBB werden ausserdem im ganzen Land Kurse angeboten, wo die Umstellung vom Billettschalter auf Automaten und Apps gelernt werden kann.

«Es ist nicht schwarz und weiss»

Wie forsch sollen Detailhändler, Banken, Post und Verkehrsbetriebe ihre Verkaufskanäle und Kunden auf die digitale Zukunft trimmen? Wie schnell soll Schalterpersonal abgebaut werden? In diese aktuelle Debatte mag sich die Pro Senectute nicht aktiv einbringen.

Es störe sie, sagt ihr Sprecher Peter Burri, dass die Senioren dabei von allen Seiten instrumentalisiert würden: «Die einen behaupten, dass die Digitalisierung kein Problem sei. Für andere ist sie ein riesiges Problem. Und beides stimmt.» Beispielsweise sei der Abbau von Schalterpersonal einschneidend, weil soziale Kontakte gerade bei alten Menschen sehr wichtig seien, meint Burri. «Gleichzeitig ist es auch eine Tatsache, dass wir alle die Digitalisierung nicht aufhalten können.»

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