- Aus Blut gewonnenes PRP (Platelet Rich Plasma) kann bei Arthrose Schmerzen und Beweglichkeit verbessern.
- Ein Knorpelaufbau konnte bisher nicht nachgewiesen werden
- Am wirksamsten ist PRP bei früher bis mittlerer Arthrose
Mehrere Minuten lang wird das Eigenblut von Susanne Widmer in der Arztpraxis in einer Zentrifuge bearbeitet. Dann haben sich die roten Blutkörperchen am Boden der Ampullen gesammelt. Oben drüber schwimmt das sogenannte Blutplasma, eine durchsichtige Schicht. Sie ist angereichert mit Blutplättchen sowie zahlreichen Wachstumsfaktoren zur Wundheilung.
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Dieses Plasma soll helfen, Alltags-Beschwerden der Patientin wegen Knie-Arthrose besser in den Griff zu bekommen: geschwollenes Knie und Druckgefühl, zuweilen auch Schmerzen in der Nacht. Susanne Widmer kämpft damit seit dreiviertel Jahren: «Ich hoffe, dass ich nachher wieder laufen kann, ohne dass ich ständig etwas im Knie merke», meint die 59-Jährige.
Am meisten Wirkung bei mittlerer Arthrose
In der Praxis von Sportarzt Ralf Peter Schnorr haben die Besuche von Patienten wie Susanne Widmer zugenommen. Vielen haben Chondroitinsulfat-Glucosamin-Pillen nichts geholfen und Kortison wollen sie sich nicht ins Gelenk spritzen lassen, da es unbestrittenermassen Entzündungen hemmt, nebenbei aber auch gewebe-zerstörende Wirkung hat.
«Wir werden mit PRP sicher nicht den Knorpel wieder aufbauen können», erklärt Ralf Peter Schnorr, «aber wir können den progressiven Verlauf der Arthrose dämpfen, also mehr Zeit gewinnen nach hinten. Nach meiner Erfahrung spüren etwa 70 bis 80 Prozent der Patienten eine Besserung.»
Am besten wirke die Behandlung bei früher bis mittlerer Arthrose. «Je früher man kommt, bei erst beginnender Symptomatik, desto besser.»
Verbreitet ist in der konservativen (nicht-operativen) Arthrose-Therapie auch das Spritzen von Hyaluronsäure, das ähnliche entzündungshemmende Wirkung haben soll wie PRP. Analog zu PRP muss auch eine Hyaluron-Behandlung von den Patienten selber berappt werden – in beiden Fällen rund 200 Franken pro Spritze. Ralf Peter Schnorr glaubt aber, bei PRP eine längere Wirkung festgestellt zu haben, oft mehrere Jahre. In der Regel brauche es aber mehrere Spritzen, bis ein Effekt eintrete, meint er.
Studienlage noch unklar
Langzeitstudien rund um PRP fehlen noch. Ebenso gibt es keine klare Theorie, wie genau PRP eigentlich wirkt. «Die Praxis zeigt, dass es wirkt. Wie genau und bei welchen Patienten wissen wir aber noch nicht», sagt etwa Lukas Wildi, Rheumatologe am Unispital Zürich.
Um mehr über die Wirkung von PRP herauszufinden, plant das Unispital Balgrist in Zürich jetzt auch eine neue Studie, in der PRP mit Hyaluronsäure, Kortison und Placebo verglichen wird. Patienten für die Studie werden noch gesucht. Immer mehr Studien deuten aber an, dass durchaus eine Wirkung von PRP bezüglich Beweglichkeit und Schmerzen festzustellen ist.
In der Sportmedizin ist PRP schon länger beliebt: Kaum ein Profi-Fussballer wird nach einer Verletzung nicht zur besseren Heilung mit PRP behandelt.
Grösste Risiken: Nicht-Wirksamkeit und Infektion
Jeder Arzt hat sein eigenes Rezept, wie die Spritze aufbereitet wird, die dann direkt ins Kniegelenk injiziert wird. Das grösste Risiko bei PRP ist – neben der Nicht-Wirksamkeit – die Gefahr einer Infektion beim Spritzen.
Ralf Peter Schnorr beziffert die Wahrscheinlichkeit mit 1:35‘000. Nach einer Spritze dürfen die Patienten etwa zwei Tage keinen Sport treiben, manche spüren etwas stärkere Schmerzen direkt nach der Behandlung.