Chatprotokoll
Ein Freund hat kürzlich die Diagnose Speiseröhrenkrebs erhalten und wir sind alle ganz erschlagen und wissen nicht wie damit und mit ihm umgehen. Sollen wir ihn in Ruhe lassen? Sollen wir auf ihn zugehen? Was empfehlen Sie uns?!
Stefan Mamié: Sie sprechen ein sehr wichtiges Thema an; viele Personen im Umfeld sind meist sehr verunsichert, wie mit der neuen Situation umgehen. Oft geht es den Patienten selbst auch so; sie sind verunsichert, manchmal ist noch nicht in allen Belangen klar, was all das heisst. Sie können ihre eigene Betroffenheit aber auch Ihre Unsicherheit mitteilen und ihn fragen, was er von Ihnen derzeit braucht....
Ich habe kein krebs aber ALS bulbär, wohin kann ich mich wenden?
Martina-Barbara Bingisser: Guten Abend - ich würde Ihnen empfehlen, sich über die Homepage www.als-stiftung.ch oder www.als-schweiz.ch zu erkundigen. Es gibt aber auch Spitäler, die spezifisch ausgebildete Nurses (Krankenschwestern) haben.
Ich finde es eigentlich schade, dass dieses Angebot "nur" für Krebserkrankungen gilt.ich würde es gut finden wenn es für alle unheilbar Kranke ein solches Angebot geben würde
Sandra Sieber: Auch wenn es noch nicht so stark verbreitet ist, gibt es mittlerweile in verschiedenen medizinischen Fachgebieten Psychologinnen und Psychologen, die sich um die Unterstützung von Menschen mit körperlichen Krankheiten kümmern. Es lohnt sich, bei den entsprechenden Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen nachzufragen.
Guten Abend ; Vor kurzem ging es meiner besten Kollegin(16Jahre alt) nicht gut.Sie hatte immer Fieber und Schweissausbrüche etc. Sie ging mit Ihrer Mutter ins Spital,sie dachte sie hätte nur eine Grippe und das war es leider nicht sie bekamm die schreckens Diagnose Leukämie. Ich wahr sehr geschockt und ihre Familie auch die Diangnose wurde vor einer Woche diagnostieziert. Sie war sonst immer eine Kerngesunder Mensch. Sie kann nur durch eine Spende geheilt werden. Wie kann ich ihr beistehen?
Stefan Mamié: Ja das kann wirklich sehr unerwartet und schockierend sein. Dennoch ist wichtig zu wissen, dass das heutzutage kein Todesurteil sein muss. Es gibt Behandlungen, die zwar belastend sind aber dennoch mit guten Chancen zu einer Heilung führen können. Sie können ihr beistehen, indem Sie den Kontakt halten, indem sie auch akzeptieren, wenn es ihr kräftemässig nicht möglich ist, viel zu unternehmen. Sprechen Sie sich mit Ihrer Freundin ab, was im jeweiligen Zeitpunkt für sie passt. Manchmal muss das Thema Krebs auch grad mal nicht so im Zentrum stehen; man darf auch mit Krebspatienten lachen, wenn"s passt.
Wer hilft bei Finanziellen Problemen?
Stefan Mamié: die Krebsliga ihres Wohnkantons ist immer eine gute Anlaufstelle.
Ist es so, dass jüngere Krebspatienten ihren Krebs eher oder schneller heilen können?
Martina-Barbara Bingisser: Guten Abend - bei der Therapie einer Krebsbehandlung spielen verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle. So sind dies nebst dem Alter auch die Krebsart, das Stadium und die Behandlung.
Psychologische Begleitung scheint mir umbedingt nötig, auch für nicht onkologische schwerste, unheilbare Erkrankungen. Meine Befürchtung/Beobachtung ist, dass dies noch mehr vergessen geht als bei Krebs. (Ich bin nicht betroffene, sondern arbeite in Pflege) Sind dies dieselben Anlaufstellen? Gibt es Listen? Gruss VE
Sandra Sieber: Ja, da haben Sie absolut Recht. Es gibt aber Spitäler, die über palliative und/oder mobile palliative Dienste verfügen, denen häufig auch psychologische Fachpersonen angeschlossen sind. Die homepage von www.palliative.ch könnte Ihnen da weiter helfen.
Guten Abend - vor kurzem ist meine Mutter an Krebs verstorben. Nun habe ich Angst, dass mein Vater oder mein Freund oder sonst jemand der mir nahe ist eine Krebsdiagnose kriegen könnte. Ich habe Angst, wieder jemanden verliere zu müssen. Wie soll ich damit umgehen?
Stefan Mamié: Möglicherweise wäre es in Ihrer Situation angezeigt, ein Gespräch bei einer psychoonkologischen Fachperson in Anspruch zu nehmen. Sie finden entsprechende Angebote über ihre kantonale Krebsliga.
Grüezi mitenand Gibt es in der Nähe meines Wohnortes oder in der Stadt St.Gallen eine Selbsthilfegruppe für direkte Angehörige von Krebskranken Personen und nach deren Tod?
Sandra Sieber: Ich empfehle Ihnen bei der Krebsliga Ostschweiz nachzufragen, Tel. 071 242 70 00, info@krebsliga-ostschweiz.ch .
Ich bin gelernt Krankenschwester! Meine Mutter verstarb sehr früh als ich in der Ausbildung war an einem Sarkom. Ich denke man sollte schon in der Ausbildung von Pflegepersonal eine Sensibilisierung und Professionalität anlernen! Auch beim Beruf Arzt! auch ein Mediziner sollte sich mit der Psyche auseinandersetzen! Nicht nur bei Krebserkrankungen.
Stefan Mamié: Das ist sehr wichtig! Da hat sich in den Ausbildungsgängen inzwischen aber auch einiges entwickelt; bestimmt ist diesbezüglich aber noch Potential unausgeschöpft. Wichtig ist selbstverständlich auch, dass dann entsprechende Unterstützungsangebote auch verfügbar sind.
Guten Abend. Ich habe Brustkrebs mit Ableger. (Brustamputation). Werden Knochenableger wieder ganz gesund? Habe Fosladex und ein neues Medi aus Amerka kombiniert. Was kann ich sonst noch tun? Evtl. Sport ? Vielen Dank im voraus. E.S.
Martina-Barbara Bingisser: Was die Wirkung der Medikamente betrifft, die Sie einnehmen, würde ich Ihnen empfehlen, sich mit Ihrem Onkologen nochmals eingehend auszutauschen. Sport oder Bewegung kann sich sicherlich positiv auf Ihre Befindlichkeit auswirken. Auch hier würde ich Ihnen aber vorab raten, den Onkologen nach der Stabilität Ihrer Knochen zu fragen und dementsprechend Bewegung in Ihren Alltag einbauen.
Eine Freundin von mir hat Krebs. Sie ist Mutter von drei kleinen Kindern. Gibt es irgendeine Möglichkeit an eine bezahlte Kinderbetreuung zu kommen?
Sandra Sieber: Bezüglich finanzieller Unterstützungsmöglichkeiten sind die Sozialarbeiterinnen der kantonalen Krebsligen gute und kompetente Ansprechpersonen. Tel. der Krebsliga Zentralschweiz: 041 210 25 50 oder info@krebsliga.info
Und die Selbsthilfegruppen sind auch erwähnenswert.
Stefan Mamié: Die Selbsthilfe ist seit den siebzigerjahren ein wichtiger Pfeiler, den Krebsbetroffene zur Unterstützung einsetzen. Trotzdem ist auch wichtig zu wissen: Selbsthilfe muss nicht für alle passen. Es gibt Patienten, die sagen, die Geschichten der anderen Gruppenteilnehmer belasten sie zusätzlich. Unter Umständen kann es vorkommen, dass man ungünstige Verläufe bei anderen GruppenteilnehmerInnen mit bekommt. Es gibt aber auch viele Betroffe, die von der Unterstützung in der Gruppe sehr profitieren. Jede/r muss für sich selbst abschätzen bzw. ggf. einen Versuch machen. Eine mögliche Drehscheibe für die Vermittlung von Selbsthilfeangeboten ist die kantonale Krebsliga oder ein regionales Selbsthilfezentrum.
+++Ich habe keine Frage, ich habe Erfahrung, nach der Diagnose Prostatakrebs, meine Geschichte würde den Rahmen spregen, ich hab ein "Tagebuch" geführt, eine unschöne Story.+++
Am 13. Mai 2016 bekam ich die Brustkrebs Diagnose. Die Frauenarzt Assistentin hat bei 6 Psychoonkolog/in in und um Bern angerufen, alle waren ausgebucht !! Auch der Chemoarzt hat sich bemüht mich zu einem Psychoonkologen zu überweisen - hoffnungslos ausgebucht. Ich wurde total allein gelassen mit meinen vielen Fragen, Aengsten und Depressionen. Hier hat es wieder einmal jemand verpasst mehr von diesen Fachpersonen auszubilden !!
Martina-Barbara Bingisser: Guten Abend - dass Sie diese negative Erfahrung machen mussten, tut mir leid. Könnten Sie sich vorstellen, sich an einem der grösseren Zentren (in Ihrer Situation vielleicht im Inselspital Bern) nochmals zu melden und um einen Termin mit jemandem vom psychoonkologischen Dienst zu vereinbaren? http://www.onkologie.insel.ch/de/patienten/psychoonkologie/
Guten Abend. Ich hatte vor 4 Jahren Brustkrebs, machte das volle Chemoprogramm mit vielen Nebenwirkungen durch.Gottseidank bin ich geheilt. doch als alles vorbei war, viel ich in ein psychisches Loch. Bis heute lebe ich mit der Angst, dass der Krebs zurück kommt. Bin in Homeöphatischer Behandlung. was gibt es noch für Möglichkeiten ?? Herzlichen Dank im Voraus. MS
Stefan Mamié: Ja das scheint manchmal fast etwas paradox: Sie sind erfolgreich geheilt, doch es stellt sich keine Freude oder Zuversicht mehr ein oder man ist viel ängstlicher geworden. Es gibt viele ehemalige Patienten, die erst nach der medizinischen Behandlung die Unterstützung einer psychoonkologisch ausgebildeten Fachperson in Anspruch nehmen. In Ihrem Fall wäre es angemessen, sich entsprechende Unterstützung zu holen. Kontakt zu einem Angebot in Ihrer Region vermittelt ihnen der nachkontrollierende Arzt oder ihre kantonale Krebsliga.
Guten Abend Ich gehe schon seit Jahren zu einer Psychologin. Nun seit ich weiss dass allmählich die Medikamente ausgeschöpft habe bekomme ich richtige angstattacken. Sollte ich meine psychologin nach einem Medikament fragen?
Martina-Barbara Bingisser: In der Einnahme und Dosierung Ihrer Medikamente, empfehle ich Ihnen, sich an den Arzt zu wenden, der Ihnen diese verschrieben hat. Sprechen Sie auch mit Ihrer Psychologin über die aufgetretenen Angstattacken. Ängste können aus verschiedenen Gründen entstehen.
Guten Abend, vor 10 Jahren bekam mein Mann die Diagnose Hirntumor. Warum kommt bei solchen Situationen nicht sofort ein Care-Team zum Einsatz? Da steht man da mit Kindern, 12,16 und 18 Jahren und weiss nicht wie es weitergeht. Noch heute fühlt es sich an, als sei es erst gestern gewesen. Dazwischen folgten Hirnschläge und weitere Rückschläge. Nie kam da eine Frage der Aerzte im Spital, wie es uns Angehörigen denn geht. Heute weiss ich selber wo ich hilfe bekomme,wenn es nötig ist.
Martina-Barbara Bingisser: Für viele Betroffene und Angehörige ist die Diagnose Krebs ein "Sturz aus der normalen Wirklichkeit". Einigen hilft es, in diesen Momenten Gespräche zu führen. Andere wiederum wünschen eher Ruhe oder möchten für sich alleine sein. Ein Care Team, wie Sie es sich gewünscht hätten, gibt es so in dieser Form nicht. In der Schweiz und sicherlich auch in den meisten anderen westlichen Ländern ist man jedoch bestrebt, den Betroffenen und ihren Angehörigen so rasch als möglich und wo nötig, Unterstützung anbieten zu können.
Guten Abend. Habe keine Frage aber eine Erfahrung.Ich habe letztes Jahr die Diagnose Krebs bekommen. Musste die halbe Nase entfernen und hatte natürlich nachher unschöne Narben. Lange Zeit ging ich gar nicht aus dem Hause. Es war sehr hart für mich. Aber mir fragte nie auch nur ein Arzt wie es mir gehe, habe auch keinen Vertrauensarzt, bei fast jeder Kontrolle habe ich einen andern Arzt. Dazu kommen noch Sprachschwierigkeiten deutsch-französisch, was die ganze Sache auch nicht einfacher macht.
Stefan Mamié: Das ist eine herausfordernde Situation!! Je nach Krebsdiagnose werden die Patienten von unterschiedlichen medizinischen Disziplinen behandelt. Brustkrebspatientinnen werden je nachdem von spezialisierten Gynäkologen oder auch von Onkologen behandelt, Prostatakrebspatienten von Urologen. Sie wurden vermutlich von Hals-Nasen-Ohren Spezialisten behandelt, deren Kernkompetenz die Chirurgie ist. Hier kann es sein, dass die Rotationszeiten der Ärzte relativ kurz sind (d.h. sie treffen jedes Mal auf jemand anderes). Chirurgie hat die Eigenheit, dass das was auf dem Operationstisch passiert, absoluten Vorrang hat. Ich frage mich dennoch, ob es Möglichkeiten gibt für Sie, sich besser aufgehoben zu fühlen. Möglicherweise könnte es sich lohnen, mit dem Behandlungsteam zu sprechen, Ihre Situation darzulegen und darum zu ersuchen, dass Sie zu einem Oberarzt kommen, der die passende Sprache spricht in der Nachkontrolle (Oberärzte wechseln üblicherweise viel seltener).
Freund (67 Jahre) leidet seit 1.Jahr an Magenkrebs. Seit diesem Zeitpunkt hat er sich ganz zurück gezogen. Ich mache mir Sorgen, dass er psychisch ganz abstürzt. Hat er gute Chance mit Magenkrebs einige Jahren noch zu Leben?
Sandra Sieber: Über die Dauer der Lebenszeit kann ich Ihnen leider keine Informationen geben. Ich empfehle Ihnen, darüber mit dem Onkologen zu sprechen. Ich fände es hilfreich, wenn Sie ihrem Freund mitteilen, dass Sie sich Sorgen um ihn machen, dass Sie merken, dass er sich zurückzieht. Fragen Sie ihn auch, wie Sie ihn unterstützen könnten. Häufig möchte man als Angehörige guten Willens das Beste tun und den Partner schonen, was dann aber zu Missverständnissen führen kann. Wenn er einverstanden ist, kann auch das Aufsuchen einer Psychoonkologin, alleine oder zusammen mit Ihnen, hilfreich sein.
Bei meinem Vater wurde Krebs in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert. Seine emotionale Befindlichkeit hat sich stark verändert. Er hat nur noch wenig Kontakt zu Freunden und Familie, steigt nicht auf Angebote ein, unternimmt kaum noch etwas. Selbsthilfegruppe lehnt er ab. Könnte eine psycyhologische Begleitung eine Hilfe sein? Wie spricht man das auf wohlwolllende Weise an? Wie und wo kann meine Mutter als nächste Angehörige Unterstützung bekommen?
Stefan Mamié: Sie sprechen ein weiteres wichtiges Thema an: Angehörige sind (Mit)betroffene. Wir wissen heute, dass die psychische Last auf den Schultern der Angehörigen manchmal sogar grösser ist als bei den Patienten selbst. Nicht selten holen sich PartnerInnen Unterstützung bei einer psychoonkologischen Fachperson; ich selbst arbeite oft mit Paaren. So bekommen gleich beide eine passende Unterstützung bzw. es kann geklärt werden, wie beide mit der Situation am Besten umgehen können. Es muss aber auch erwähnt werden, dass manchmal Patienten Unterstützungsangebote ablehnen. Das kann manchmal Ausdruck von Vorurteilen, manchmal aber auch durchaus adäquat sein. Nicht alle Patienten brauchen psychoonkologische Unterstützung. Wesentliches Kriterium ist, ob Ihr Vater sich durch die Diagnose bzw. die Behandlung psychisch belastet fühlt. Ihre Mutter kann sich an den behandelnden Arzt wenden und für sich eine Unterstützung beiziehen. Viele Betroffene kommen auch einmal zu einem Erstgespräch, auch wenn noch kein akuter Bedarf da ist mit der Absicht, die entsprechende Fachperson einmal kennen zu lernen und dann zu wissen, an wen sie sich im Falle einer psychischen Krise wenden könnten.
Chat-Admin: Der Chat ist beendet. Mehr Informationen zum Thema Psychoonkologie und den TV-Schwerpunkt zum Nachschauen finden Sie auf http://www.srf.ch/sendungen/puls/psychoonkologie-organspende-bergabwandern