Der Mensch kultiviert Bienen schon seit dem Altertum. Und seit damals nutzt er auch ihre Produkte. Im Alten Ägypten galt Honig als Speise der Götter. Hohe Beamte wurden von den Pharaonen teilweise mit Honig entlohnt. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Nachweise der Bienenhaltung. Natürlicherweise bauten Bienen ihren Stock ursprünglich in Hohlräume von Bäumen. Um den Honig und später auch die Bienen nutzen zu können, schnitten die Menschen einfach die entsprechenden Baumstücke heraus und brachten das Bienenvolk samt Behausung an einen idealen Platz. Die ersten Wanderimker waren mit solchen Baum-Bienenvölkern auf dem Nil unterwegs.
In der griechischen Antike wurde schliesslich die medizinische Bedeutung des Honigs entdeckt. Für den griechischen Arzt Hippokrates war Honig ein Allheilmittel, das er gegen Fieber und zur Wundbehandlung, bei Husten oder Furunkeln einsetzte. Der griechische Philosoph Aristoteles empfahl den Athleten an den Olympischen Spielen im antiken Griechenland Honigwasser – ein natürliches Dopingmittel, um schnell wieder zu Kräften zu kommen. Das süsse Gold wurde aber auch als Schönheitsmittel sehr geschätzt und unter anderem für Schönheitsmasken verwendet.
Mehr als nur Honig
Tatsächlich stellen Bienen neben Honig aber noch weitere Produkte her. Sie sammeln den Nektar von verschiedenen Blüten. Im Bienenstock dicken sie den flüssigen Nektar ein, indem sie ihn mit körpereigenen Enzymen anreichern und ihm durch Flügelschlag Feuchtigkeit entziehen, bis der zähflüssige Honig entsteht, der den Bienen vor allem im Winter als Futterreserve dient.
- Beim Sammeln von Nektar lesen die Bienen mit ihren Hinterbeinen auch Blütenpollen auf. Damit tragen die fleissigen Insekten nicht nur zur Befruchtung anderer Blumen bei – auch die Bienen selbst nutzen die Eiweissnahrung, hauptsächlich zur Aufzucht der Jungbienen. Pollen enthält Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, Aminosäuren und Flavanoide. Bei uns gibt es Pollen als Nahrungsergänzung zu kaufen.
- Gelée Royal wird auch als Weiselfuttersaft oder Bienenköniginnenfuttersaft bezeichnet. Gelée Royal ist der Futtersaft, mit dem die Arbeiterbienen ihre Königinnen aufziehen. Das Futtersekret stellen die Bienen selber her. Da die Bienenkönigin wesentlich älter als die anderen Bienen wird, sagt man ihm lebensverlängernde Eigenschaften nach.
- Die Bienenwabe bauen die Bienen aus Wachs, das sie aus ihren Wachsdrüsen absondern. Es wird mit den Mundwerkzeugen bearbeitet und in die typisch sechseckige Form modelliert. Die Wachswaben mit den einzelnen Zellen brauchen die Bienen zur Aufzucht der Larven und zur Lagerung von Honig und Pollen. Bienenwachs ist ein Lebensmittelzusatzstoff und wird in der kosmetischen und pharmazeutischen Industrie als Bestandteil von Salben, Pasten, Lotionen und Lippenstiften verwendet.
- Neben dem Bienengift, das die Biene zur direkten Abwehr vor Feinden produziert, verwenden die Insekten vor allem Propolis, um damit ihren Bienenstock keimfrei zu halten. Zur Gewinnung von Propolis sammeln die Bienen Harz von Rinden und Knospen der Bäume und vermengen es mit Speichelsekret, Wachs und Pollen. Im Bienenstock leben die Insekten auf engstem Raum zusammen – bei rund 35 Grad Celsius und einer hohen Luftfeuchtigkeit: ein ideales Klima für die Ausbreitung von Krankheiten. Propolis dient den Bienen deshalb zum Abdichten kleiner Öffnungen wie beispielsweise dem Einflugloch, aber auch zum Verschliessen von Spalten und Ritzen. Propolis hemmt aber auch die Entwicklung von in den Stock eingeschleppten oder vorhandenen Bakterien, Pilzen und anderen Mikroorganismen. In Versuchen im Labor hat Propolis Keime sogar wirksam abtöten können. Dem Bienenkittharz wird deshalb eine antibiotische, antivirale und antimykotische Wirkung attestiert.
Therapie mit Bienenprodukten
Bei all den positiven Eigenschaften der Bienen-Produkte verwundert es nicht, dass Honig, Propolis und Co. von Imkern und Naturheilpraktikern gerne zu Therapiezwecken verwendet werden. Von Apitherapie ist dann die Rede. Apis kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Biene. Heilpraktiker und Hobby-Imker Friedrich Hainbuch gibt regelmässig Kurse zur Anwendung von Bienenprodukten auch in der Schweiz. «Hilfe aus dem Bienenstock» heisst sein Fachseminar. Von der wohltuenden bis heilsamen Wirkung der Bienenprodukte ist Friedrich Hainbuch überzeugt: «Das ist uraltes Wissen, das wir wieder hervorholen und als Ergänzung zur Schulmedizin verwenden können. Bei Erkältungen nutzt man den Honig ja bereits seit tausenden Jahren zur Linderung von Halsschmerzen und Husten.» In seinem Seminar lernen die Teilnehmer zudem, wie man einen Wachswickel korrekt anlegt und wie man eine Honigmassage gibt.
- Schweizerischer Apitherapie Verein Schweizerischer Apitherapie Verein
- Welt-Netzwerk der Honig- und Bienenproduktwissenschaft Welt-Netzwerk der Honig- und Bienenproduktwissenschaft
- Informationsseite über Bienen und Bienenprodukte vom BLV Informationsseite über Bienen und Bienenprodukte vom BLV
- Homepage Cecile Brunner Homepage Cecile Brunner
- Homepage Jonas Zenhäusern Homepage Jonas Zenhäusern
Imkerin Cécile Brunner dagegen lässt Interessierte in ihrem Bienenhaus in der Ostschweiz Bienenstockluft inhalieren. Ihre Kunden erzählen, dass die Luft aus dem Bienenvolk einen wohltuenden Effekt auf die Atemwege habe – weniger Husten, weniger schleimigen Auswurf. Die Zusammensetzung der Stockluft macht es aus, ist Cécile Brunner überzeugt: «Die Bienenstockluft ist angereichert mit Botenstoffen der Bienen, mit Nektar, mit Wachs und Propolis, mit Gelée Royal und Pollen, eben einfach mit allem, was die Bienen in den Bienenstock bringen und darin auch selber herstellen. Und das alles vermischt sich und wird zur Bienenstockluft.»
45 Minuten lang schnuppern die Besucher die süssliche Luft von drei verschiedenen Bienenvölkern. Die Imkerin empfängt auch Besucher, die sich auf diese Art und Weise auf natürlichem Weg ohne Tabletten und Spritzen gegen ihre Pollenallergie immunisieren lassen möchten. Wissenschaftliche Studien gibt es zu dieser Therapieform bisher allerdings noch nicht. Nur die Wirksamkeit von Honig bei der Wundbehandlung ist bisher wissenschaftlich fundiert belegt – gewisse Spitäler wie das Luzerner Kantonsspital nutzen den Honig bei komplizierten, schlecht heilenden Wunden.
Bienenprodukte zur Vorbeugung
Jonas Zenhäusern, Imker und Vizepräsident vom Schweizerischen Apitherapie Verein, ist auch ohne wissenschaftliche Belege überzeugt von der positiven Wirkung aller Bienenprodukte. «Honig, Pollen und Propolis können wir zum Beispiel als Energiespender nutzen, um Mangelerscheinungen zu beseitigen und unser Immunsystem zu stärken. Beim Honig wissen wir ja, dass er entzündungshemmend ist und Propolis, das die Bienen ja nutzen, um sich selbst vor Keimen zu schützen, könnten auch wir als natürliches Antibiotikum verwenden.»
Seit Imker Zehnhäusern, der aus seinen Bienenprodukte vor allem Pflegeprodukte herstellt, vor zwanzig Jahren eher zufällig zu den Bienen gekommen ist und sich nun täglich im Bienenstock aufhält, spürt er einen positiven Effekt auf seine Gesundheit. Mit dem Begriff Heilung müsse man aber vorsichtig umgehen: «Wir Imker sind ja in erster Linie nicht Therapeuten, sondern Nutztierhalter und Lebensmittelproduzenten. Aus eigener Erfahrung und aus dem überlieferten Wissen von Jahrtausenden wissen wir aber, dass die Bienenprodukte mehr sind als nur Nahrungsmittel. Ich bin überzeugt, dass Bienenprodukte eingesetzt werden können, um die Gesundheit zu fördern – und da ist Heilung nur ein Aspekt, die Prävention aber genauso zentral.»