Der 1. deutsche WM-Titel seit 1990 war fällig. 24 Jahre hatte das Warten nach dem 1:0-Sieg gegen Argentinien in Rom gedauert. Den Viertelfinal-Niederlagen 1994 und 1998 folgten der Vize-Weltmeistertitel 2002 und die Halbfinal-Teilnahmen 2006 und 2010.
Die Durststrecke auf internationaler Ebene hielt nach dem EM-Titel 1996 18 Jahre lang an. Auch an den Europameisterschaften 2008 (Final) und 2012 (Halbfinal) scheiterte das DFB-Team knapp vor dem Ziel. Am Ende einer 10 Jahre dauernden Entwicklung steht nun der 4. WM-Titel.
Von Klinsmann zu Löw
Der Weg zur Krönung im Maracana-Stadion, dem Tempel im Mutterland des kreativen Fussballs, begann 2004. Jürgen Klinsmann übernahm das Trainer-Amt nach dem Vorrunden-Out an der EM in Portugal und brachte zwar belächelte Fitness-Konzepte, aber auch frischen Wind in den deutschen Fussball.
So begeisterten an der Heim-WM 2006 die blutjungen Philipp Lahm (22), Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski und Per Mertesacker (alle 21), die 8 Jahre später am grossen Triumph beteiligt sein sollten. Der DFB schrieb sich offensive Spielkultur auf die Fahne, vom «Sommermärchen» war nach dem Erreichen des 3. Platzes die Rede.
Glänzende Nachwuchsarbeit
4 Jahre später integrierte Klinsmanns ehemaliger Assistent Joachim Löw als Bundestrainer Mesut Özil (21) und Thomas Müller (20) ins Team. Das Vertrauen des Verbandes in Löw blieb trotz dem neuerlichen 3. Platz und dem Halbfinal-Out an der EM 2012 gegen Italien intakt. Nichts schien die Deutschen vom eingeschlagenen Weg abzubringen.
Auch wenn Löw zunächst aus pragmatischen Gründen die Abwehr mit 4 Innenverteidigern bestückte: Spätestens nach der Rückkehr von Captain Philipp Lahm auf die angestammte Aussenbahn gelangte der offensiv ausgerichtete und technisch gepflegte Fussball zum Erfolg. Musste sie die letzten 6 Jahre den Spaniern den Vortritt lassen, sitzt die DFB-Elf nun auf dem Thron.
Die Generation Lahm kann siegen
Den Deutschen war es vorbehalten, als erstes europäisches Team auf dem amerikanischen Kontinent zu siegen. Und die Generation um Lahm und Schweinsteiger hat den ersehnten Titel mit der Nationalelf doch noch geholt. Coach Löw fand eine gute Mischung. Den Stamm der Weltmeisterelf bildeten die Bayern-Spieler (Neuer, Lahm, Boateng, Schweinsteiger, Kroos, Müller), ergänzt von den Söldnern Mertesacker, Özil, Khedira und Klose sowie den Bundesliga-Akteuren Hummels und Höwedes.
Sämtliche Reihen waren top besetzt. Mit Neuer stand der beste Torhüter des Turniers zwischen den Pfosten. Müller war für 5 Tore zuständig. Und im Final führte eine Kombination der beiden Einwechselspieler André Schürrle und Mario Götze die Entscheidung herbei.
Auch die statistischen Werte untermauern die spielerische Dominanz des Löw-Teams: Deutschland hat am meisten Tore geschossen (18) und am meisten Pässe (4157) gespielt. Auch wenn abgesehen vom 4:0-Startsieg gegen Portugal und dem 7:1-Triumph gegen Brasilien im Halbfinal zähe Partien zum Titel führten, darf den Deutschen attestiert werden, dass sie stets darum bemüht waren, das Spiel zu machen.
Sendebezug: SRF zwei, FIFA WM 2014 live, 13.07.14 21:00 Uhr