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Schwingen Der Überschwinger

Sempach Matthias ist unweit seines Heimatdorfes angetreten, um König zu werden. Der Alchenstorfer hielt dem grossen Erwartungsdruck stand, gewann jeden seiner 8 Gänge und ist der würdige Schwingerkönig 2013.

Sempach Matthias

Es war im 7. Gang, als Sempach zwei Fan-Lager vereinigte. Jenes, das lieber den sympathischen Bonvivant Stucki Christian als Schwingerkönig gesehen hätte und das andere, welches ihm die Daumen drückte.

Mit der Art und Weise, wie der 27-jährige Modellathlet Verbandskollege Glarner Matthias platt warf, beantwortete er die Frage, wer der einzig verdiente Sieger des Eidgenössischen 2013 ist: Er, Sempach Mättu. Dass er danach im Schlussgang Stucki auch noch die erste Niederlage in diesem Jahr zufügte, war Zugabe - wenn auch eine bemerkenswerte.

«Logischer Sieger» und «nie in Bedrängnis»

Sempach hat das Fest, das keine 10 km von seinem Wohnort entfernt stattfand, nach Belieben dominiert. «Er ist zu keinem Zeitpunkt in Bedrängnis geraten», sagt SRF-Experte und Schwingerkönig (1995) Sutter Thomas. Und Käser Adrian, ebenfalls König (1989), SRF-Experte und sogar Nachbar von Sempach, fügt an: «Er hat an diesem Fest Schwingsport vom Feinsten gezeigt und ist der logische Sieger.»

Sempach hat sie alle gebodigt und überschwungen. Im 1. Gang erstickte er die Titel-Hoffnungen von Mitfavorit Gisler Bruno quasi im Keim. Ähnlich war es ihm vor 3 Jahren in Frauenfeld selbst ergangen. Als er, übermotiviert, wie er sagt, ins Fest gestiegen war und nach 3 Gängen schon keine Chance mehr auf den Titel hatte. 2010 sei entscheidend gewesen, so Sempach rückblickend. «Das hat mich weitergebracht.» Auch Käser bestätigt: «Er hat sich seither unglaublich weiterentwickelt.»

Holzkühe werden lebendig

Dass er nicht mit Druck umgehen könne und schwache Nerven habe, wurde geschrieben. Nun hat er all seine Kritiker Lügen gestraft. Sempachs Arm schmückte das Plakat jenes Festes, das quasi in seinem Vorgarten stattfand. Er war auf sämtlichen Listen der Top-Favorit. Mehr Druck geht nicht. Und so erstaunt es auch nicht, dass sich die Gefühle des sonst eher kühl wirkenden Berners nach dem Sieg im Schlussgang urplötzlich entluden und der 110-Kilo-Mann im Sägemehlring in Tränen ausbrach.

Die letzten 3 Jahre hatte er alles dem Eidgenössischen 2013 untergeordnet. Er trainierte mit Konditions-Coach Jean-Pierre Egger und der neuseeländischen Kugelstoss-Weltmeisterin Valerie Adams. Er scheute keinen Aufwand, nur um in Burgdorf als König ausgerufen zu werden.

Als kleiner Bub hat sich Sempach zu Weihnachten und Geburtstag jeweils Holzkühe gewünscht, «Muni» sei sein erstes Wort gewesen, heisst es. Jetzt hat er einen gewonnen. Einen echten.

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