Die Sommerspiele in Rio de Janeiro ab 5. August gehen doch nicht ganz ohne russische Beteiligung über die Bühne. Zu diesem Entschluss kam das 15-köpfige Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) unter der Leitung des Präsidenten Thomas Bach bei einer Telefonkonferenz am Sonntagnachmittag.
Das IOC vermied damit den ersten kompletten Ausschluss eines Landes von Sommer- oder Winterspielen infolge Dopingvergehens.
Die Verbände sind in der Pflicht
Stattdessen gibt das IOC die Verantwortung in dieser heiklen Angelegenheit ab. So obliege der Entscheid über eine definitive Teilnahme den internationalen Fachverbänden.
Die Entscheidung wird sicher nicht jedem gefallen, aber es geht um Gerechtigkeit.
Sportler, die gegenüber ihren jeweiligen Weltverbänden den Nachweis erbringen können, nicht in das russische Staatsdopingsystem involviert gewesen zu sein, dürfen in Brasilien starten.
«Die Entscheidung wird sicher nicht jedem gefallen, aber es geht um Gerechtigkeit», kommentierte Bach den Beschluss. Das gefasste Urteil respektiere das Recht eines jeden sauberen Athleten auf der ganzen Welt.
«Wir standen vor einer sehr schwierigen Entscheidung und mussten die Balance finden zwischen der Gesamtverantwortung und dem Recht des Einzelnen, um jedem Athleten gerecht zu werden», so Bach weiter. Denn grundsätzlich gelte die Unschuldsvermutung.
Leichtathleten bleiben ausgeschlossen
Das IOC reagierte mit seinem Beschluss auf die Ergebnisse des McLaren-Reports , der am vergangenen Montag einen Ermittlungsbericht enthüllt hatte. Darin hiess es, dass es in Russland «mindestens von Ende 2011 bis August 2015» ein staatlich organisiertes und überwachtes Doping-System gegeben habe.
Für die russischen Leichtathleten dagegen gibt es keine Hoffnung mehr. Der Internationale Sportgerichtshof TAS hatte am Mittwoch den Ausschluss von 68 Vertretern als regelkonform bestätigt.
Ein «Njet» für Stepanowa
Verbannt von Olympia wird auch Julia Stepanowa, die als Whistleblowerin die Aufdeckung des russischen Staatsdopingsystems mit ins Rollen gebracht hatte. Zwar «begrüsst die Ethikkommission Stepanowas Beitrag zum Anti-Doping-Kampf», da sie aber selbst mindestens 5 Jahre Teil des Systems gewesen sei, «erfüllt sie nicht die ethischen Anforderungen an einen olympischen Athleten».
Die Mittelstreckenläuferin hatte beantragt, als neutrale Athletin an den Spielen teilnehmen zu dürfen, hatte es aber abgelehnt, als Teil des russischen Teams anzutreten. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hatte ihr eine Starterlaubnis erteilt.
Sendebezug: Laufende Berichterstattung im SRF