Pflichtaufgabe erfüllt. So lässt sich das Davis-Cup-Wochenende gegen die Niederlande aus Schweizer Sicht zusammenfassen.
Dass sich sowohl Stan Wawrinka als auch Roger Federer nach intensiven Wochen zur Verfügung stellten, hat verschiedene Gründe. Besonders bei Federer muss man sich allerdings fragen, ob er in der Palexpo-Halle bereits seine Abschiedsvorstellung im Team-Wettbewerb gegeben hat. Diese Gründe sprechen dafür:
1. Selektionskriterien für Rio erfüllt
Um im nächsten Jahr bei den olympischen Spielen in Rio de Janeiro dabei zu sein, war Federer quasi gezwungen, noch einmal eine Davis-Cup-Begegnung zu bestreiten. Diesen Punkt kann er nun auf seiner Liste abhaken, seiner 5. Olympia-Teilnahme steht nichts mehr im Weg.
Das sagt Federer: «Man weiss nie [was kommt], deshalb wollte ich diese Begegnung unbedingt spielen.»
Ich habe immer gesagt, dass es sehr, sehr schwierig wird, dass ich spielen werde.
2. Kalender 2016 ist vollgepackt
Die nächste Saison ist mit dem olympischen Turnier prall gefüllt. Kaum anzunehmen, dass Federer - im besten Fall - vier Davis-Cup-Wochen in seinem Kalender unterbringen kann. Oder anders gesagt: unterbringen möchte.
Das sagt Federer: «Ich habe immer gesagt, dass es sehr, sehr schwierig wird, dass ich spielen werde. Das ist einfach die Wahrheit. Es ist mit Olympia ein kniffliger Turnierplan. Der Sommer wird sehr lang. Der Zeitraum zwischen der Sandplatz-Saison bis zu den US Open ist vollgepackt mit Highlights. Wenn ich Davis Cup spielen werde, muss ich andere Dinge streichen.»
3. Auslosung immer (mit)entscheidend
Dank dem Erfolg gegen die Niederlande ist die Schweiz auch im kommenden Jahr in der Weltgruppe vertreten. Mit wem sie es in der 1. Runde zu tun bekommt, zeigt sich bei der Auslosung am kommenden Mittwoch.
Die Entscheidung Federers wird zu einem gewissen Teil auch davon abhängen, welche (Reise-)Strapazen eine Teilnahme mit sich bringen würde. Das gilt nicht nur für 2016, sondern auch danach.
4. Den Titel dem Palmarès hinzugefügt
Jahrelang rannte Federer der «hässlichsten Salatschüssel der Welt» nach - auch wenn er dies so natürlich nie zugeben würde. Seit dem Sieg im vergangenen November in Lille ist Federer von dieser Last - und der damit verbundenen ständigen Fragerei der Journalisten - befreit. Die Frage ist gerechtfertigt: Welcher Stellenwert hätte ein erneuter Davis-Cup-Gewinn für Federer?
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 20.09.15, 11:55 Uhr.