Als der junge Marty McFly, gespielt von Michael J. Fox, nach einer Zeitreise am 21. Oktober 2015 landet, meint er erstaunt: «Die Zukunft, das ist wirklich unglaublich!» Er kann sich kaum satt sehen an der neuen Technik und den Menschen, die unverständliche Dinge tun mit ihren Geräten – in einer Welt, die sich Regisseur Robert Zemeckis und Drehbuchautor Bob Gale vor rund 30 Jahren ausdachten. «Ich glaube, wir haben etwa 50 Prozent vorausgesagt» meint Zemeckis im Dokumentarfilm «Back to the Present», den das Schweizer Fernsehen kürzlich ausgestrahlt hat.
Eine optimistische Einschätzung. Denn viele Utopien, die der Film präsentiert, haben sich nicht erfüllt; vor allem unser Verkehr ist weit weniger futuristisch. Die Revolution der letzten 30 Jahre bei den Informationstechnologien hingegen haben die Filmemacher nicht vorausgesehen.
Durchbruch beim Verkehr: überschätzt
Viele der spektakulären Erfindungen, die der Film zeigt, sind neuartige Verkehrsmittel. Einiges davon ist Realität geworden oder wird in den nächsten Jahren umgesetzt. Das meiste wird jedoch für lange Zeit Utopie bleiben.
Reality-Check Verkehrsmittel
Fliegende Autos
Fliegen und schweben ist im Film eine Selbstverständlichkeit, für uns immer noch eine Utopie. Letztes Jahr hat die slowakische Firma Aeromobil in Wien den Prototypen eines Autos vorgestellt, das sich in Minuten in ein Flugzeug verwandeln kann – eine eindrückliche Leistung der Entwickler, im Vergleich zu den Autos im Film wirkt das Gerät aber schwerfällig. Fliegende Autos bleiben für absehbare Zeit eine Utopie. Wir können uns glücklich schätzen, wenn wir eine umweltfreundliche Lösung für die Energieversorgung von Fahrzeugen auf Rädern finden.
Hoverboard: Das schwebende Skateboard
Im Film schwebt McFly auf einem Hoverboard durch die Strassen. Das Gerät erinnert an ein Skateboard ohne Räder. Die Firma Hendo Hover hat kürzlich ein ähnliches Produkt als Kickstarter-Projekt lanciert. Das Gerät funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie eine Magnetschwebebahn. Darum kann man mit dem Hendo Hoverboard nur auf metallischen Unterlagen surfen. Auf der Strasse funktioniert das Gerät nicht.
Selbstparkierende Autos:
Im Film sind die Strassenränder mit roten und blauen Neonlichtern versehen, damit man schneller einen freien Parkplatz findet – eine Idee, die schon vor Langem in Parkhäusern umgesetzt wurde. Was sich die Drehbuchautoren nicht vorstellen konnten: Autos, die selbst parkieren, ohne dass jemand am Steuer sitzt. Diese Funktion ist in der BMW 7er-Generation bereits verfügbar.
Tankroboter
Im Film ist es ein Roboter, der die Autos auftankt – für uns nach wie vor eine exotische Vorstellung. Doch diese Technologie existiert tatsächlich: Im holländischen Emmeloord steht eine vollautomatische Zapfsäule.
Informationstechnologie: unterschätzt
Bei der IT haben Zemeckis und Gale einiges richtig antizipiert. Der Regisseur gibt aber zu, dass er vom Internet überrascht wurde.
Auch die permanente Steigerung der Rechenleistung während Jahrzehnten haben die Macher nicht vorausgesehen. Während die Protagonisten im Film verschiedene Geräte verwenden, die jeweils nur eine Funktion erfüllen, brauchen wir bloss eines: Das Smartphone, ein Hochleistungscomputer, der erst noch mehr kann, als die Gadgets im Film.
Reality-Check Informationstechnologie
Video-Telefonie
Im Film staunen die Protagonisten über die Video-Telefonie – für uns heute ist sie eine Selbstverständlichkeit. Seit der Einführung von Skype steht diese Form der Kommunikation allen zur Verfügung, die Zugang zum Internet haben. Dass sie praktisch gratis ist, konnten die beiden Drehbuchautoren vor 30 Jahren aber nicht wissen. In einem anderen Punkt beeindrucken sie jedoch mit Weitsicht: Ihnen war klar, dass 2015 auch wichtige Nachrichten wie eine Kündigung elektronisch übermittelt werden würden.
Befehlen per Spracheingabe
Michael J. Fox gibt im Film einem Roboter mündlich den Befehl, Früchte zu servieren. Geräte, die Sprache verstehen, sind heute Alltag: Jedes Smartphone kann Anweisungen umsetzen oder gesprochene Sprache in Schrift umwandeln.
Fingerabdruck zur Identifikation
Im Film verwenden die Protagonisten statt einer Identitätskarte ihren Fingerabdruck, etwa um eine Überweisung auszulösen oder um sich bei der Polizei zu identifizieren. Auch Türen öffnen sie so. Diese Technologie gehört schon seit längerem zu unserem Alltag; Millionen von Smartphones sind mit Fingerabdrucklesegeräten ausgestattet. Bemerkenswert: Die Drehbuchautoren haben auch den Missbrauch dieser Technologie bereits vorweggenommen. In einer Zeitung, die kurz im Bild erscheint, findet sich ein Artikel zu einer Gang, die Finger abschneidet.
Fiktion wird zur Inspirationsquelle
Der Reality-Check funktioniert auch anders rum, denn manche Produkte würde es ohne den Film so nicht geben.
Reality-Check Lifestyle Produkte
Pepsi Perfect
Im Film sitzt Michael J. Fox an einem neuartigen Tisch, einer Art High-Tech-Version des Tischlein-deck-dich. Dieser Tisch serviert ihm das imaginäre Getränk «Pepsi Perfect» in einer futuristisch anmutenden Flasche. Bei der Überarbeitung ihres Logos haben die Grafiker bei Pepsi sich vom «Pepsi Perfect»-Stil aus dem Film inspirieren lassen. Und ein Startup-Unternehmen bietet die Flasche zum selbst zusammenbauen an.
Schuhe, die sich selber binden
Marty McFly trägt im Film ein Paar Nike-Turnschuhe, die nicht nur leuchten sondern sich auch noch selber binden. Im September 2011 hat Nike eine limitierte Anzahl dieses Modells produziert und versteigert. Sie sehen zwar gleich aus wie die Requisite im Film, binden muss man sie allerdings selber. Der Erlös aus der Aktion ging an die Parkinson-Stiftung von Michael J. Fox. Nun zirkulieren Gerüchte, dass Nike am 21. Oktober eine neue Serie dieser Schuhe ankündigen wird, die sich auch tatsächlich selber binden.
Inside Out Pants
McFly trägt im Film die Hose nach Aussen gedreht – sogenannte Inside Out Pants. Ein Startup-Unternehmen wollte eine solche Hose am 21. Oktober 2015 auf den Markt bringen, hat den Plan dann aber wegen der geringen Nachfrage aufgegeben.