Kometen faszinieren die Menschen schon seit Jahrtausenden. Und sie schienen immer dann aufzutauchen, wenn auch Unheil nicht weit war. Bereits im Jahre 240 v. Chr. schrieb ein Chronist in China: «Als der König seine getreuen Berater hinrichten liess, erschien ein Komet.» Der Glaube, dass Kometen Schlimmes prophezeien, findet sich in fast allen Kulturen: Das Volk der Luba in Mittelafrika glaubte etwa, auf einen Kometen folge der Tod eines Häuptlings. Den Untergang Pompejis 79 n. Chr. soll ebenfalls ein Komet vorausgesagt haben.
Besonders im Mittelalter sah man Kometen als Strafe Gottes. Als 1635 nach einer Kometenerscheinung die Pest in London ausbrach, war für die Bevölkerung klar, dass Gottes Zorn die Epidemie hervorgerufen haben musste. Auf einem Flugblatt von 1687 wird genau aufgezeigt, was nach der Sichtung des «entsetzlichen Wunderzeichens» zu erwarten ist: Tod und Unwetter, und der erneute Einfall der Osmanen.
Berühmtestes Beispiel: Der Halley‘sche Komet
Die eindrücklichste Laufbahn vom Unglücksboten hin zum Forschungsobjekt hat der «Halley'sche Komet» hinter sich. Er war es, der 240 v. Chr. vom oben schon erwähnten Chronisten in China beobachtet wurde. Einige Theologen glauben, dass es Halley war, der knapp 250 Jahre später die drei Weisen aus dem Morgenland zur Krippe führte. 1066 wurde er kurz vor dem Einfall der Normannen in England wieder beobachtet und ist darum seit 1070 im Teppich von Bayeux als Unheilsbringer verewigt.
Dass es sich bei diesen Erscheinungen um ein und den selben Himmelskörper handeln könnte, erkannte aber erst der Astronom Edmond Halley im 18. Jahrhundert. Halley stellte Berechnungen an und kam zu dem Schluss, dass der Komet alle 75 Jahre an der Erde vorbei kommen müsste. Seine Wiederkehr sagte er für 1758 voraus. Und tatsächlich – am Abend des 25. Dezember 1758 war der Komet wieder zu sehen.
Doch mit dieser wissenschaftlichen Erklärung war die Angst vor dem Halley'schen Kometen nicht gebannt. Als er 1910 wie angekündigt wieder an der Welt vorbei raste, brach an mehreren Orten Panik aus. Kurz zuvor war mit Hilfe eines Spektrometers das Gas Cyan als Bestandteil der Kometengase entdeckt worden, das in Verbindung mit Kalium zum hochgiftigen Zyankali wird. Obwohl er als nicht glaubwürdig galt, griffen die Medien die Vermutung des Astronomen Camille Flammarion begierig auf. Flammarion warnte davor, dass das Gas in die Atmosphäre eindringen und alles Leben auslöschen könnte. Quacksalber machten ein grosses Geschäft mit den «Kometen-Pillen» gegen das vermeintliche Gift, es gab schützende Kometen-Schirme und Gasmasken zu kaufen. In Oklahoma konnte die Polizei knapp eine Jungfrau befreien, die zur Rettung der Menschheit hatte geopfert werden sollen.
Als der Komet 1985 wieder in die Nähe der Erde kam, war die Raumfahrt dann so weit, dass sie vor Ort nachschauen konnte: Fünf Raumsonden machten sich auf den Weg zu Halley und sammelten wichtige Ergebnisse zu seinen Bestandteilen. Auf den Erkenntnissen, die eine der Sonden, Giotto, sammelte, basiert auch die Rosetta-Mission. Sie soll in einigen Tagen das erste Mal einen Lander auf einem Kometen absetzten.
Und heute?
Auch in der Moderne hat das «Kometenfieber» noch kein Ende genommen. 1997 begingen 39 Mitglieder einer Sekte Selbstmord, als der Komet Hale-Bopp an der Erde vorbei flog. Sie wollten mit einem UFO mitfahren, das den Kometen angeblich begleitete. Als der Komet Ison letztes Jahr zu sehen war, häuften sich erneut die Verschwörungstheorien.
Erst 2061 wird Halley wieder an der Erde vorbei fliegen. Vielleicht hat es die Rosetta-Mission bis dahin geschafft, uns von unserer Kometenangst zu heilen.