«Ich möchte das Bewusstsein für den Wert von wissenschaftlichen Sammlungen fördern», sagt Flavio Häner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Pharmazie-Historischen Museum Basel und Doktorand. Er ist der Initiator der Tagung «Sammlungen des Wissens», die dieser Tage stattfindet.
Das Problem: Wissenschaftliche Sammlungen seien oft in kleinen Privatsammlungen oder regionalen Museen untergebracht, und die hätten manchmal weder das Knowhow noch die Ressourcen, um die Sammlungsobjekte dauerhaft zu lagern.
Ein nationales Netzwerk
Deshalb soll nun ein nationales Netzwerk für die Erforschung und Erhaltung solcher Sammlungen entstehen. Oft fehlen nämlich nicht nur die Ressourcen, sondern die Sammlungen drohen manchmal schlicht ganz in Vergessenheit zu geraten, sogar an Universitäten.
«Nein, wir haben keine Sammlung», sei oft die erste Reaktion bei den Mitarbeitenden einer Universität, so Häner. Nur um sich kurz später doch noch zu erinnern: «Oh doch, Moment mal, da haben wir doch einen Schrank…». Und wenn man den Schrank öffne, lagere darin vielleicht ein Sammlungs-Schatz – seltene Mikroskope, jahrhundertealte Herbarien oder hinter einer Kellertür gar ein ganzer Raum voller Tierpräparate.
Schweiz hinkt hinterher
Häner hat für die Universität Basel eine Bestandsaufnahme gemacht. Er hat alle Institute, Departemente und Fakultäten angeschrieben und Rückmeldungen zu rund dreissig Sammlungen erhalten – auch zu solchen, von denen die Universitätsleitung beispielsweise nichts gewusst habe.
«Es ist eigentlich sehr erstaunlich», findet Häner, «dass die Schweiz als kleines und sehr überschaubares Land, das in der Forschung in der obersten Liga mitspielt, es bisher nicht geschafft hat, in diesem Bereich eine nationale Bestandsaufnahmen zu machen».
Ganz anders sei es etwa in Deutschland, wo es bereits eine gut etablierte nationale Koordinierungsstelle gebe. Aber auch andere Länder seien bereits viel weiter.
Keine koloniale Vergangenheit
Dass die Schweiz bisher nicht so aktiv war, könnte einen profanen Grund haben, sagt Häner: Die Schweiz hat nämlich keine koloniale Vergangenheit. So seien eben auch nie grosse nationale Sammlungen von exotischen Präparaten aus fernen Ländern entstanden. Doch auch kleinere regionale Sammlungen seien schützenwert, so der Wissenschaftler.
«Bei Kunstwerken finden schliesslich auch alle, das man sie schützen sollte». Das gelte eben auch für wissenschaftliche Sammlungen, auch wenn sich der Wert von aufgespiessten Schmetterlingen hinter Glas, von in Konservierungsflüssigkeit schwimmenden Organen oder von Masken aus fernen Ländern oft erst auf den zweiten Blick erschliesse.