Eine Expertengruppe aus 13 Forschern hat für die Europäischen Wissenschaftsakademien über 300 Forschungsarbeiten über Neonicotinoide aus den letzten Jahren bis 2012 ausgewertet. «Es zeigt sich, dass die Neonicotinoide in kleinsten Mengen erhebliche Effekte auf Bienen und andere Nützlinge haben können», resümiert Peter Neumann, Professor für Bienengesundheit an der Universität Bern und verantwortlich für den Bericht. «Diese Effekte werden aber momentan nicht bei den Zulassungsverfahren berücksichtigt.»
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Neumann hofft, dass die neuen Erkenntnisse dazu führen, dass kritisch hinterfragt wird, ob die Neonicotinoide in der Zukunft im selben Umfang genutzt werden sollen oder nicht. Ende Jahr muss die EU-Kommission über eine allfällige Fortführung des Verbots von drei Neonicotinoiden entscheiden. Den Bericht wird sie wohl mit in die Überlegungen einfliessen lassen. Eine Garantie gibt es dafür aber nicht.
Auch die Schweiz muss reagieren
Von Bedeutung ist der Entscheid auch für die Schweiz, denn sie hat die EU-Regelung übernommen und wird dies wahrscheinlich auch Ende Jahr wieder machen. «Es gibt Produkte und Lebensmittel, die zwischen EU und Schweiz gehandelt werden und da gibt es Bedingungen, die einzuhalten sind, damit dieser Handel funktioniert», erläutert Eva Reinhard, Vizedirektorin des Bundesamts für Landwirtschaft.
Sie geht nicht davon aus, dass der Bericht der Europäischen Forschungsakademien nun weitere Verbote von Pestiziden nach sich ziehen könnte: «Der Bericht ist sehr detailliert und gut. Aber ich denke nicht, dass er uns nahelegt, jetzt sehr schnell wieder einzelne Substanzen zu verbieten.»
Allerdings mehren sich zurzeit die kritischen Berichte. So hat sich die amerikanische Umweltbehörde letzte Woche skeptisch zur Zulassung von neuen Neonicotinoiden geäussert. Ein Verbot mag sie derzeit allerdings nicht empfehlen.
Heute Morgen, SRF 4 News, 9.4.2015