«Die Anzahl der Schrottteile wird in Zukunft ohne weitere Massnahmen unkontrolliert anwachsen, was eine Kollision von grossen Objekten alle fünf bis zehn Jahre bedeutet», sagte der Astronom Thomas Schildknecht von der Universität Bern, Mitglied im Planungskomitee der Konferenz.
Etwa 23'000 Objekte von mehr als zehn Zentimetern rasen derzeit um die Erde. Ihr Durchschnittstempo: 25'000 Kilometern pro Stunde. Diese Geschwindigkeit macht auch noch kleinere Teile zu gefährlichen Objekten. Die Energie, die bei einer Kollision frei wird, ist gigantisch.
Zahl der Trümmer nimmt noch zu
Es drohen Kollisionen mit Satelliten für Wetterdaten, Handy-Netze und Navigation. Auch die Raumstation ISS musste schon mehrere Male ausweichen. Die Zahl der Trümmer nimmt zu, auch weil ausgedientes Material explodiert und es zudem Zusammenstösse der Teile gibt.
Anstrengungen, um Kollisionen zu verhindern, seien unbedingt nötig, sagte Schildknecht. Vor allem müssten Satelliten und Oberstufen von Raketen in tiefer Umlaufbahn entfernt werden. Indem die Bahnhöhe abgesenkt wird, lässt sich die Zeit, die ein Objekt im Orbit verbringt, auf maximal 25 Jahre verringern. Die Zahl der Schrottteile werde aber dennoch langfristig zunehmen.
«Wir müssen schnell handeln»
«Nur die aktive Beseitigung von fünf bis zehn grossen Objekten pro Jahr kann die Zunahme von Weltraumschrott umkehren», erklärte deshalb Heiner Klinkrad, Chef für Weltraumtrümmer bei der europäischen Weltraumorganisation ESA. «Wir müssen schnell handeln.»
Die Beseitigung von Weltraummüll sei ein globales Umweltproblem. Vorschläge für eine Pilot-Mission zur Beseitigung von Weltraumschrott sollten bald auf dem Tisch liegen. «Ideal wäre innerhalb der nächsten zehn Jahre», sagte Klinkrad. Eine Idee wäre, die ausgedienten Himmelskörper per Satellit mit einem riesigen Netz einzufangen und in einen Bereich zu bringen, wo sie keine Gefahr mehr darstellen. In erdnahen Bahnen könnten Trümmer kontrolliert zum Absturz gebracht werden.
Teure Kollisions-Vermeidung
«Die Vermeidungsstrategien können je nach Mission einen bedeutenden Anteil der Missionskosten verursachen», fügte Schildknecht hinzu. «Die aktive Entfernung von Objekten wird sogar so teuer sein, dass kein einzelnes Land diese alleine tragen kann.» Dennoch überwiegen laut Klinkrad die Kosten, wenn ein Satellit durch eine Kollision verloren geht.