Nicht mehr als zwei Grad globale Klimaerwärmung – so heisst das politische Ziel der internationalen Klimapolitik. Um das zu erreichen, braucht es wohl eine neue Schlüsseltechnologie: die CO2-Abscheidung und -Speicherung. Das zeigt der neuste Bericht des Weltklimarats IPCC.
Bei dieser Technik wird Kohlendioxid aus dem Abgasstrom von Gas- und Kohlekraftwerken gezogen und dicht zusammengepresst, so dass es flüssig wird. In diesem Zustand kann es gut transportiert und unter der Erde gelagert werden. Die Technik ist nicht neu und wird bereits erprobt; bisher allerdings nicht bei einem grossen Kraftwerk, sondern nur in Versuchsanlagen.
Teurer Strom
Die Abtrennung funktioniert gut, sie braucht aber Energie – und das ist ein Problem. «Der Wirkungsgrad eines Gaskraftwerks sinkt durch die CO2-Abscheidung um etwa acht Prozentpunkte», sagt Marco Mazzotti von der ETH Zürich – also zum Beispiel von 58 auf 50 Prozent. Die CO2-Speicherung verteuert so den Strom aus den Kraftwerken.
Ein weiteres Problem ist die Lagerung. Derzeit wird CO2 dort gelagert, wo früher Öl und Gas gefördert wurde. In Frage kommen auch Gesteinsschichten tief im Untergrund. Poröser Sandstein zum Beispiel eignet sich gut, um das CO2 aufzunehmen, darüber liegende Schieferschichten hindern das Gas am Aufsteigen. Es werden jedoch immer wieder Befürchtungen laut, das CO2 könne plötzlich aus der Erde entweichen und Menschen ersticken. Lecks sind zwar nicht auszuschliessen, aber sie dürften laut Mazzotti so klein sein, dass das CO2 nur extrem langsam austritt. Ein anderes Risiko ist die Grundwasser-Verschmutzung.
Viele offene Fragen
Es gibt bei der CO2-Lagerung noch viele offene Fragen und je nachdem, wem man sie stellt, fallen die Antworten anders aus. So sind manche Umweltschutzorganisationen dezidiert gegen diese Technik. Für sie wäre der sofortige Verzicht auf Öl, Gas und Kohle die einzige Lösung. Die Stromindustrie hingegen spricht sich dafür aus – und der Weltklimarat sagt, dass es ohne diese Technik sehr schwer wird, das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen.
Doch selbst, wenn alle dafür wären: Flächendeckend ist die CO2-Abspaltung erst in einigen Jahrzehnten denkbar. Das liegt vor allem an den Kosten. Manche Firmen und Länder wollen sie sich schlicht nicht leisten. Indien beispielsweise hat sich bisher auf den Standpunkt gestellt, zuerst all seine Einwohner mit Strom zu versorgen, bevor an das Abscheiden von CO2 gedacht wird.
Zudem fehlt der finanzielle Anreiz für die Firmen, denn die CO2-Zertifikate auf dem Markt sind viel zu billig. Auch rechtliche Unsicherheiten kommen hinzu: Wer haftet, wenn es doch einmal zu einem CO2-Leck käme? In den meisten Ländern gibt es dazu noch keine Antwort.