10'000 Züge sind in der Schweiz jeden Tag unterwegs. Wegen der hohen Netzauslastung reicht oftmals schon eine kleine Verspätung und ein Zug muss am Rotlicht warten, weil ein andere Zug Vorrang hat. Die Passagiere nehmen das im besten Falle mit stoischer Ruhe hin. Doch die SBB verliert dabei richtig Geld. Denn solche ungeplanten Stopps kosten enorm viel Energie.
«Grüne Welle» für die Bahn
Ein Intercity wiegt mehrere 100 Tonnen, ein schwerer Güterzug gar über 1000 Tonnen. «Muss ein solcher Zug wieder in Bewegung gebracht werden, verbraucht das so viel Strom wie ein Einfamilienhaus in einer ganzen Woche», sagt Andreas Bärlocher, Schichtleiter der SBB-Betriebszentrale Ost. Darum hat nun jeder Lokführer der SBB ein Tablet im Führerstand. Es ist Teil des Konzepts «grüne Welle» der SBB, im Fachjargon adaptive Lenkung genannt.
Schon heute sendet jedes Lichtsignal eine Nachricht in die Betriebszentrale, wenn ein Zug durchfährt. So lassen sich Position, Geschwindigkeit und Verspätung jedes einzelnen Zuges ermitteln. Eine neu entwickelte Software berechnet nun alle drei Sekunden, wann ein Zug wo sein wird.
Liegt beispielsweise ein einspuriger Abschnitt auf der Strecke, der noch von einem anderen Zug besetzt ist, schlägt das Programm vor, langsamer zu fahren. Diese Empfehlung schickt die Zentrale dem Lokführer auf das Tablet. Hält ein Lokführer die empfohlene Geschwindigkeit ein, ist er zwar langsamer unterwegs, trifft aber beim Signal dann auf ein grünes statt auf ein rotes Licht. Schon jetzt gibt es dadurch zehn Prozent weniger ungeplante Stopps.
Pro Tag 20'000 Franken sparen
Die Software für die grüne Welle entwickelte die SBB während vier Jahren selbst. Kostenpunkt: 34 Millionen Franken. Bis Ende 2015 will die SBB das System soweit optimieren, dass im Idealfall pro Tag über 20‘000 Fanken an Stromkosten eingespart werden. Nach vier bis fünf Jahren also könnte sich die Investition bereits gelohnt haben.