Das Wichtigste in Kürze
- Forscher der Universität Neuenburg haben Honig-Proben aus der ganzen Welt auf Spuren der am häufigsten verwendeten Klasse von Insektengift untersucht. Im Fachjournal «Science» legen sie eine Weltkarte der Neonicotinoid-Belastung vor.
- Neonicotinoide galten als eine der Ursachen des Bienensterbens. Die Neuenburger Studie zeigt, dass das Insektengift mittlerweile weltweit seine Spuren im Honig hinterlässt.
- Die Rückstände im Honig sind für Menschen ungefährlich, zeugen jedoch von der globalen Belastung der Bienen. Forscher zeigen sich schockiert.
Die Honigproben, welche das Neuenburger Forscherteam analysierte, stammen aus den unterschiedlichsten Regionen dieser Erde und von allen Kontinenten. Doch die Analysen förderten eine grosse Gemeinsamkeit zutage, die selbst die Forscher überraschte. Das Ergebnis habe ihn schockiert, sagt Mitautor Alexandre Aebi: 75 Prozent der Honig-Proben enthielten Rückstände von Neonicotinoiden. Und in der Hälfte der Proben entdeckten die Forscher sogenannte Cocktails, also eine Mischung gleich mehrerer Stoffe aus der Klasse der Neonicotinoide.
Das bedeutet, dass Neonicotionide mittlerweile in allen Erdteilen in der Umwelt zu finden sind, und dies nicht zu knapp. Diese Resultate seien alarmierend, sagt Neurobiologe Christopher Connolly von der Universität im britischen Dundee. Er ist an der Studie nicht beteiligt. Die Rückstände in drei Vierteln der Honigproben liessen vermuten, dass die meisten Honigbienen den Insektiziden chronisch ausgesetzt seien.
Bei chronischer Insektizid-Belastung sammelt sich das Gift im Gehirn der Bienen an. Die Tiere lernen und erinnern sich schlechter, was in letzter Konsequenz zum Tod und zum Untergang ganzer Kolonien führen.
Europa und die Schweiz besonders in Fokus
Die Neuenburger Forscher haben ihre Erkenntnisse auf einer Insektizid-Weltkarte erfasst und dargestellt. Diese zeigt auch, dass die Konzentration der Insektengifte in den europäischen Honigproben zu den höchsten weltweit gehört.
Allerdings stammen die untersuchten Proben aus den Jahren vor dem Teil-Moratorium für gewisse Neo-Nicotinoide in der Schweiz und der EU, das im Jahr 2013 in Kraft trat. Mit weiteren Analysen wollen die Neuenburger Forscher um Alexandre Aebi nun herausfinden, ob das zeitlich begrenzte Verbot Wirkung zeigt. In der Schweiz sind zurzeit die drei wichtigsten Neonicotinoide für Raps und Mais verboten. Ob dies weiter so bleiben soll, muss der Bund bis Ende Jahr entscheiden.