Die Koalitionsverhandlungen in der Türkei sind gescheitert. Nun soll am 1. November vorzeitig ein neues Parlament gewählt werden. Das kündigte Präsident Recep Tayyip Erdogan an. Die offizielle Frist zur Regierungsbildung läuft an diesem Sonntag aus. Erst dann kann die Wahlkommission offiziell einen neuen Wahltermin verkünden.
Die islamisch-konservative Regierungspartei AKP hatte bei der Parlamentswahl am 7. Juni zum ersten Mal seit 2002 ihre absolute Mehrheit verloren. Ministerpräsident und AKP-Chef Ahmet Davutoglu gab das Mandat zur Regierungsbildung am Mittwoch zurück. Koalitionsverhandlungen mit der Mitte-Links Partei CHP und der rechtsnationalen MHP waren unter anderem an einer Debatte über Erdogans Machtbefugnisse als Präsident gescheitert.
Koalition scheitert an Machtausweitung Erdogans
Nach mehr als elf Jahren als Ministerpräsident war der islamisch-konservative Politiker 2014 als erstes vom Volk gewähltes Staatsoberhaupt der Türkei vereidigt worden. Seitdem hat Erdogan seine Zuständigkeiten als Präsident de facto erweitert und will dies nun auch in der Verfassung verankern.
Bei einem Treffen mit dem Parlamentssprecher am kommenden Montag werde Erdogan voraussichtlich die nächsten Schritte planen, darunter auch die Bildung einer vorläufigen Regierung, hiess es. Diese soll das Land bis zur Wahl im November führen. Die Übergangsregierung könne Mitglieder aller Parlamentsparteien umfassen.
Kurden sorgen für Machtverlust
Nach den Wahlen im Juni war die pro-kurdische HDP erstmals ins Parlament eingezogen und hatte so zum Machtverlust der AKP massgeblich beigetragen.
Vor dem Hintergrund der politischen Krise eskaliert in der Türkei der Konflikt mit der kurdischen Arbeiterpartei PKK. Die PKK verübte zuletzt fast täglich Anschläge und Angriffe auf Sicherheitskräfte. Seit Juli fliegt die Luftwaffe Angriffe auf PKK-Stellungen im Nordirak und in der Türkei.