Nur acht Monate nach seinem vierten Atomversuch hat Nordkorea am nach eigenen Angaben erneut einen Atomsprengkörper getestet. Bei dem Test sei ein «neu entwickelter Atomsprengkopf» zur Explosion gebracht worden, berichtete das nordkoreanische Staatsfernsehen. Der Test habe den Beweis erbracht, dass Pjöngjang in der Lage sei, einen verkleinerten Atomsprengkopf auf eine Trägerrakete zu montieren, berichtete die Staatsagentur KCNA.
Hintergrund:
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte bereits im März verkündet, dass das kommunistische Land die Entwicklung kleinerer Atomsprengköpfe standardisiert habe. Nordkorea werde den Ausbau seiner Atomstreitmacht vorantreiben, meldete KCNA.
Von unabhängiger Seite konnten Nordkoreas Angaben zur Bestückung von Raketen mit Atomsprengköpfen nicht bestätigt werden.
Die Vereinten Nationen warten mit einer Bestätigung des Atomtests ab: Mehr als 25 Messstationen werten in den kommenden Stunden und Tagen noch alle Daten aus, teilte die UNO-Behörde zur Überwachung des internationalen Kernwaffenteststopp-Abkommens (CTBTO) mit.
Experten sind sich einig, dass Nordkorea über mehrere Atomsprengköpfe verfügt. Bislang wurde die Fähigkeit des Landes, eine Interkontinentalrakete mit einem Atomsprengkopf zu bestücken, allerdings angezweifelt.
Erdbeben registriert
Am Freitagmorgen hatten internationale Erdbebenwarten, darunter auch jene in der Schweiz, Erdstösse der Stärke 5,3 im Bereich des nordkoreanischen Atomtestgeländes Punggye-ri registriert, die nach Einschätzung südkoreanischer Experten von einer Bombenexplosion herrühren könnten.
Diese Haltung wird auch vom Schweizerischen Erdbebendienst (SED) vertreten. Anhand der Wellenform der seismischen Signale sei erkennbar, dass es sich beim jüngsten Ereignis um eine Explosion gehandelt habe und nicht um ein Erdbeben, meldete der SED am Freitag.
Dem südkoreanischen Verteidigungsministerium zufolge wurde eine Detonationsstärke von rund zehn Kilotonnen gemessen. Dies wäre der stärkste der bislang fünf nordkoreanischen Atomwaffentests. Zum Vergleich: Die Atombombe, die 1945 über dem japanischen Hiroshima abgeworfen worden war, hatte eine Sprengkraft von rund 15 Kilotonnen.
Ziel: Rakete soll USA erreichen
Auf dem Gelände Punggye-ri hatte Nordkorea im Januar eine Wasserstoffbombe getestet. In den folgenden Monaten setzte sich das Land immer wieder mit Raketentests über ein internationales Verbot hinweg. Erst am Montag hatte Nordkorea erneut Mittelstreckenraketen gestartet.
Ziel des Machthabers Kim ist es, Atomraketen zu entwickeln, die die USA erreichen können. Erstmals hatte Nordkorea 2006 eine Atombombe getestet. UNO-Resolutionen verbieten dem Regime Atomversuche und Tests mit ballistischen Trägerraketen.
Nach dem Atomtest im vergangenen Januar und einem Raketentest hatte das UNO-Gremium die Sanktionen gegen Pjöngjang ein weiteres Mal verschärft. Das Regime hatte daraufhin weitere Atom- und Raketentests angekündigt, die sein souveränes Recht seien.