In seiner Rede zur Eröffnung der «Fecker-Chilbi» sagte Bundesrat Alain Berset jene Worte, auf welche die Jenischen seit Jahrzehnten gewartet haben: «Sie – Jenische und Sinti – sind als nationale Minderheit anerkannt.»
Zwar hatte der Bund die Jenischen indirekt bereits vor knapp 20 Jahren anerkannt, damals aber unter dem Sammelbegriff «Fahrende». Inzwischen leben aber nur noch etwa zehn Prozent der Jenischen und Sinti als Fahrende. Sie forderten deshalb, auch unter ihrem Namen anerkannt zu werden.
«Keine Wortklauberei»
«Ich anerkenne diese Forderung nach Selbstbezeichnung», sagte Kulturminister Berset dazu. Er werde sich dafür einsetzen, dass der Bund künftig von Sinti und Jenischen schreibe und spreche. «Fahrende» solle nicht mehr verwendet werden. «Das ist keine Wortklauberei – mit Sprache schafft man Realität», so Berset weiter.
Die Jenischen freuen sich über die Anerkennung als Minderheit durch den Bundesrat. «Es ist eine grosse Freude», sagt Daniel Huber, Präsident der Radgenossenschaft der Landstrasse, des Dachverbands der Schweizer Jenischen. Man habe 40 Jahre lang einen «grossen Chrampf» dafür geführt, endlich sei man nun am Ziel. Denn: «Ein Volk ohne Name ist kein Volk.»
Symbolische Geste
Die Anerkennung ist vor allem eine symbolische Geste des Staates gegenüber den Jenischen und Sinti. Im Rahmen des Projektes «Kinder der Landstrasse» waren bis in die 1970er-Jahre Hunderte von jenischen Kindern ihren Familien weggenommen und in Heime gesteckt worden. Man wollte ihnen das so genannte «Vaganten-Leben» austreiben. 1986 entschuldigte sich der damalige Bundespräsident Alphons Egli dafür.
Nun fühlen sich die Jenischen endlich anerkannt. Künftig wollen sie sich vermehrt politisch einbringen. Und sie wünschen, dass ihre Geschichte auch im Schulstoff berücksichtigt wird.