Welche Covid-Zertifikate laufen ab? Der Bundesrat verkürzte die Gültigkeit der Covid-Zertifikate für Geimpfte und Genesene per 31. Januar auf 270 Tage – und zwar rückwirkend. Bisher waren die Zertifikate 365 Tage gültig. Wer also seine letzte Impfdosis vor dem 7. Mai 2021 erhalten hat, besitzt ab dem 31. Januar kein gültiges Zertifikat mehr. Gleiches gilt für Genesene, die vor dem 7. Mai ein Zertifikat aufgrund eines positiven PCR-Tests erhalten haben. Wer sich boostern lässt, erhält ein neues, für 270 Tage gültiges Zertifikat.
Wie viele Personen sind sofort von der Verkürzung der Gültigkeit betroffen? Eine Umfrage von SRF bei allen Kantonen hat ergeben, dass am kommenden Montag in der Schweiz rund 250'000 Personen ihr Zertifikat verlieren. Da eine Person mehrere gültige Zertifikate haben kann (zum Beispiel eines für Geimpfte und nach einer Infektion eines für Genesene), können die meisten Kantone die Zahl der Betroffenen aber nicht exakt beziffern.
Bis zum 6. Mai 2021 haben in der Schweiz rund 1.14 Millionen Personen die zweite Impfung erhalten. Effektiv betroffen von der Kürzung scheint also gemäss den Kantonen etwas mehr als ein Fünftel dieser Personen. Der Rest hat wohl durch eine Booster-Impfung oder eine bestätigte Infektion ein neues Zertifikat erhalten, das noch gültig ist. Insgesamt sind rund 56 Prozent der doppelt Geimpften mittlerweile auch geboostert. Mindestens doppelt geimpft sind rund 68 Prozent der Bevölkerung.
Wie viele Personen sind in den nächsten Monaten betroffen? Berechnungen von SRF zeigen, dass in den nächsten Wochen potenziell jede Woche allein zwischen 170'000 und 350'000 Impfzertifikate ungültig werden. Es handelt sich um die Zertifikate, die aufgrund einer zweiten Impfung in den Monaten Mai bis Juli ausgestellt wurden. Dies waren die Monate mit den höchsten Impfraten. Geht man davon aus, dass wie bisher rund ein Fünftel noch kein neues Zertifikat haben wird, sind das jede Woche zwischen 35'000 und 70'000 Menschen, die ohne Zertifikat dastehen werden.
Wie wird die Verkürzung begründet? Der Bundesrat begründet die Verkürzung mit der Kompatibilität zur EU. Auch dort gelten die Zertifikate nur noch 270 Tage. Technisch wäre eine unterschiedliche Gültigkeit im In- und Ausland allerdings problemlos möglich, wie das Zertifikat für Genesene beweist. Das gilt in der EU nur 180 Tage (in einigen Ländern sogar noch kürzer), hier ist die Schweiz also auch mit der neuen Frist von 270 Tagen weiterhin nicht EU-kompatibel. Auch das Antikörper-Zertifikat (90 Tage gültig) gibt es so nur in der Schweiz. Kommentatorinnen und Kommentatoren hegen deshalb den Verdacht, es gehe dem Bundesrat auch darum, einen Anreiz für die Booster-Impfung zu schaffen. Denn die dritte Impfung schützt auch in der Omikron-Welle nachweislich gut vor schweren Verläufen und Hospitalisierung.
Wie kann man sein Zertifikat verlängern? Um zu verhindern, dass das Zertifikat wegen der neuen Vorschriften ungültig wird, kann man sich rechtzeitig den Booster holen. Es gibt in praktisch allen Kantonen auch kurzfristig freie Termine für Auffrischungsimpfungen, anmelden kann man sich meist über die kantonalen Webseiten. Wie lange ein Zertifikat gültig ist, ist auf diesem vermerkt. Wird das Zertifikat elektronisch in der Covid Cert App aufbewahrt, wird die Gültigkeit automatisch den neuen Vorschriften angepasst. Zudem erscheint in der App eine Mitteilung, kurz bevor das Zertifikat ablaufen wird. Für ungeimpfte Genesene sind auch Erstimpfungen meist ohne Wartezeit möglich (frühestens vier Monate nach einer Infektion).