Die Frau war noch Ende Februar in Italien unterwegs, am Karneval von Venedig. Als dieser wegen der Corona-Pandemie abgebrochen wurde, kam sie zurück in die Schweiz und bemerkte kurz darauf Grippesymptome. Weil etwas später die Beerdigung ihrer Grossmutter geplant war, wollte sie sich testen lassen, um sicher zu sein, niemanden zu gefährden. Die Untersuchung am Universitätsspital Basel habe insgesamt weniger als eine Stunde gedauert, berichtet die Baslerin. Es habe ein Arztgespräch gegeben mit anschliessendem Abstrich.
Vor kurzem erhielt die Frau nun die Rechnung via Krankenkasse: 970 Franken. «Ich war schockiert und bin aus allen Wolken gefallen.» Sie sei überzeugt gewesen, dass es sich um einen Fehler handeln müsse. Doch erste Abklärungen der Frau zeigen: Die Rechnung ist kein Versehen.
Bei «Espresso» meldet sich ein weiterer Betroffener. Der Mann liess sich ebenfalls Anfang März am Unispital Basel auf Corona testen. Seine Rechnung beläuft sich auf 700 Franken. Auch er kann die hohen Kosten nicht nachvollziehen.
Spital testet nicht nur auf Corona
«Espresso» schaut sich die detaillierte Abrechnung der Hörerin an. Der Sars-Cov-2-Test schlägt mit 180 Franken zu Buche. Dies entspricht den Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), welches den Tarif für den Coronatest bis Ende April bei 180 Franken ansetzte. Per 30. April 2020 wurde der Tarif dann gesenkt auf 95 Franken.
Wie also kommen die fast 1000 Franken zustande? Das Universitätsspital Basel schreibt «Espresso» in einer allgemeinen Stellungnahme: «Wenn Patientinnen und Patienten das Spital mit Symptomen aufsuchen, werden sie medizinisch untersucht, was abgerechnet wird. Je nachdem, welche Symptome sie haben, werden die medizinisch indizierten Tests durchgeführt. Also unter Umständen nicht nur der Test auf Sars-CoV-2, sondern auch auf Influenza oder RSV usw.» Mit anderen Worten: Die Frau wurde ungefragt auf Influenza und das RS-Virus getestet – macht zusammen schon mal 360. Franken. Die Frau ist empört, schliesslich wollte sie lediglich auf Corona getestet werden.
Wehren Sie sich!
Die Verbände der Krankenversicherer sind sich einig: So geht es nicht. Es herrsche Wildwuchs bei den Coronatests, lässt Curafutura verlauten. Und bei Santésuisse sagt Mediensprecher Matthias Müller: «Es wäre sehr zu begrüssen gewesen, hätte das Spital die Frau gefragt, welche Tests sie machen wolle. Denn so wäre die Rechnung niemals so hoch ausgefallen.»
Santésuisse rät allen, welche nach einem Coronatest eine horrende Rechnung erhalten: «Man soll zuerst mit dem Spital Kontakt aufnehmen und sich hoffentlich gütlich einigen. Wenn das nicht hilft, kann man sich an die entsprechende Ombudsstelle wenden. Oder man sucht Hilfe bei der Krankenversicherung, welche sich bei Unregelmässigkeiten für Patienten einsetzen soll.»
Und wer künftig einen Coronatest machen muss, erkundigt sich vorab über den Preis. Patientinnen und Patienten können darauf bestehen, dass sie gefragt werden, bevor andere Tests gemacht werden.