Der Sonnenhof liegt zwischen Bürglen und Weinfelden im Kanton Thurgau. Vor dem Hof führt eine stark befahrene Hauptstrasse vorbei. Quer über das Maisfeld ist eine Hochspannungsleitung gespannt; 30 Hektaren Flachland.
Wer die Prospektbilder von Bio Suisse im Gedächtnis hat, mit den saftig grünen Weiden in der Hügellandschaft der Schweiz, der wird enttäuscht. Bio-Landwirtschaft ist nicht immer so wie im Prospekt.
Landwirt Patrick Wälchli bewirtschaftet den Sonnenhof. Seit 20 Jahren baut er Soja an. Er war damals ein Pionier: «Ich bin von Grund auf einer, der Innovatives sucht.» Er habe schon früher mit den Forschungsanstalten zusammengearbeitet und bei Soja-Versuchen mitgemacht.
Zweieinhalb Tonnen Soja pro Hektare
So richtig geklappt habe es aber nicht. Die Sojapflanze sei damals zu wenig an die Schweizer Bedingungen angepasst gewesen: «Im Mai bei der Aussaat war es zu kalt, im Herbst bei der Ernte zu nass.» In der Zwischenzeit gebe es aber bessere Sorten, die ideal seien für das Klima im Thurgau.
Wälchli ist einer der Biobauern, die für Bio Suisse Schweizer Soja anpflanzen. Auf einer Fläche von einer Hektare ernte er rund zweieinhalb Tonnen Soja. Weit reiche dies nicht. Nur gerade zehn Kühe könnten davon ein Jahr lang fressen.
Auch sonst ist die Schweiz noch lange nicht so weit, das ambitionierte Ziel von Bio Suisse zu erreichen. 300 Hektaren Soja – das entspricht 450 Fussballfeldern – werden in der Schweiz angebaut. Wenn ab dem Jahr 2022 die neuen Regeln in Kraft treten und die Biobauern für Wiederkäuer nur noch Schweizer Bio-Kraftfutter brauchen dürfen, braucht es eine zehnmal grössere Fläche.
Unkraut macht Sojapflanzen das Leben schwer
Das sei machbar, sagt Hansueli Dierauer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick. Der Agronom tüftelt schon seit vielen Jahren am optimalen Proteinfutter.
Er kennt die Herausforderungen des Soja-Anbaus bestens: Das grösste Problem seien die Unkräuter, weil keine Herbizide eingesetzt werden könnten. «Soja braucht viel Wärme und sie wächst langsam. Es braucht deshalb viel Zeit, bis sie die Unkräuter überdecken kann.»
Trotzdem sei es möglich, innert zweier Jahre vom Import-Soja zu Schweizer Bio-Kraftfutter zu wechseln. Dies allerdings nur dann, wenn neben der Soja auch andere Pflanzen aus der Familie der Hülsenfrüchte als Tierfutter angebaut würden. Das könnten etwa Ackerbohnen sein.
Schweizer Futter für Schweizer Schlachtvieh
Auf dem Sonnenhof zwischen Bürglen und Weinfelden ist Biobauer Wälchli mit seiner Ernte zufrieden. Für ihn sei es eine Frage des Prinzips, dass er bei den Versuchen mitmache. Wenn man von Schweizer Fleisch spreche, müsse man dafür sorgen, dass alles aus der Schweiz komme – auch das Kraftfutter für die Kühe.
Zudem gebe es auch ökologische Aspekte: Die Lebensmittelindustrie müsse merken, dass man nicht alles aus Brasilien importieren muss. «Es geht auch aus der Region», ist Wälchli überzeugt.