Daran könnten Gerätehersteller etwas ändern, aber sie nutzen die technischen Möglichkeiten nicht, solange Konsumentinnen und Konsumenten nicht reklamieren.
- Entsorgte Energie für 20 Millionen Franken
- Geräte nutzen Batterien nicht aus
- Verbesserungen nur durch Druck auf Hersteller
- Die richtige Spannung
- Leidenschaft für Batterien
1. Entsorgte Energie für 20 Millionen Franken
Von über 1300 in Recyclingsäcken entsorgten Batterien liess «Kassensturz» den Elektroingeneur Rolf Zinniker 170 zufällig auswählen und die Kapazität, Leerlauf- und Anfangsspannung messen.
Das Resultat war erstaunlich: nur die Hälfte der AA und AAA-Alkalibatterien war leer! 30 Prozent waren brauchbar, 10 Prozent voll einsatzfähig und 10 Prozent so gut wie neu.
Nach Rolf Zinnikers Berechnungen entsorgen die Schweizer somit jedes Jahr Batterieenergie für 20 Millionen Franken. Seit seinen ersten vergleichbaren Messungen vor 14 Jahren sind die Verbesserungen nur minim: «Die Menge der «leeren» Batterien ist nur ca. 10 Prozent grösser geworden», bemängelt der Batterien-Experte.
2. Geräte nutzen Batterien nicht aus
Zinniker hat zudem bei 51 Batterie-betriebenen Geräten gemessen, bei welcher Spannung sie neue Batterien verlangen, bzw. ihre Grundfunktion gerade nicht mehr ausführen. Grosse Unterschiede konnte er dabei innerhalb sieben getesteten Gerätegruppen feststellen: Küchen- und Personenwaagen, DAB+ Radios, Spielzeug, Funk- Uhren, -Tastaturen, -Mäuse.
Die schlechtesten Geräte entluden ihre Batterien nicht einmal zur Hälfte. Mit den Restkapazitäten können andere Geräte noch lange weiter laufen. Eine technische Notwendigkeit sei es bei anspruchsvollen Geräten, wie Digitalradios z.B., dass sie die Batterien nicht voll entladen, sagt der Elektroingenieur: «Da läuft sehr viel mit Elektronik, die muss arbeiten und das braucht eine minimale Batteriespannung.»
Deutliche Unterschiede zeigten sich beispielsweise bei den Funkweckern. Während der grosse Auriol Funkwecker von Lidl eine Restkapazität von 55 Prozent in der als «leer» deklarierten Batterie hinterliess, nutzte der kleine Funkwecker von Braun aus dem Interdiscount seine Batterie bis auf 11 Prozent der verfügbaren Kapazität aus. Lidl nennt «Kassensturz» dafür den Grund: Das grosse Display von Auriol mit starker Beleuchtung und der mit 70 Dezibel laute Alarmton verlangten eine hohe Spannung.
Auch wenn die Differenzen gering scheinen: Wird bei Waage A das Display bei 1,2 Volt Spannung schwarz, bei Waage B bei 0,9 Volt, so gehen bei Waage A um 30 Prozent der Kapazität im Vergleich unnötig verloren.
3. Verbesserungen nur durch Druck auf Hersteller
Die «Kassensturz»-Messungen zeigen klar: Nicht alle Hersteller produzieren Geräte mit einer guten Batterieausnutzung. «Kassensturz» fragte die Hersteller der getesteten Geräte, was sie konkret für Verbesserungen tun.
Das Fazit: Für viele ist dies kein Thema. Fehlt Herstellern ohne Reklamationen von Kundinnen und Kunden der Anlass, die technischen Möglichkeiten für eine bessere Batterieausnutzung umzusetzen? Dass diese Optimierung oft vernachlässigt wird, bestätigt Rolf Zinniker: «man entwickelt das Gerät, man entwickelt die Elektronik und erst am Schluss schaut man noch die Stromversorgung an.»
Der Druck auf den Hersteller kann aber, je nach Produkt, auch da sein. Für Logitech, die Schweizer Firma für Computerzubehör, gehören Fortschritte in der Batterieausnutzung zum Marktvorteil im Konkurrenzkampf. Deshalb investiert sie in die optimale Batterieausnutzung, verwendet Spannungswandler (siehe 4. Die richtige Spannung) und setzt auf Bauteile, die möglichst wenig Energie verschwenden.
Die günstige Funktastatur von Microsoft lässt in den Batterien 38 Prozent Restkapazität zurück. Sie wurde bereits durch ein Nachfolgemodell ersetzt. Die deutlich teurere Logitech Funktastatur hingegen nutzt ihre Batterien bis auf 2 Prozent Restkapazität aus, mit Hilfe eines Gleichspannungswandlers.
4. Die richtige Spannung
Anspruchsvolle Geräte mit viel Elektronik, die viel arbeiten muss, brauchen eine hohe Batteriespannung, damit sie funktionieren. Ebenso Displays mit starker Beleuchtung und Lautsprecher für laute Töne.
Die Batterieausnutzung verbessern können technische Lösungen, wie ein Gleichspannungswandler (DC-DC-Wandler). Der verwandelt zu hohe sowie zu niedrige in die für das Gerät optimale Spannung. So verpufft bei zu hoher Spannung die Energie nicht ungenutzt und das Gerät funktioniert auch, wenn die Batterie nur noch wenig Spannung liefert.
Unsorgfältig hergestellte Bauteile können verhindern, dass ein Gerät die Kapazität nutzen kann, die ihm eine Batterie liefert. Wenn Hersteller also auf die Verarbeitung und Qualität ihrer Bauteile achten, nutzen ihre Geräte Batterien effizienter.
5. Eine Leidenschaft für Batterien
Schon vor über 30 Jahren erkannte der ETH-Dozent Rolf Zinniker, dass die Bedeutung von Batterien als Energielieferanten zunehmen würde: «Ich habe damals gesehen, dass in absehbarer Zeit der grösste Teil der Elektronik mobil betrieben wird. Und da kommt man einfach nicht um Batterien herum.»
Fortan beschäftigte er sich mit allem, was mit Batterien zu tun hat. Schon 2002 zeigte er beispielsweise im Kassensturz, dass in entsorgten Batterien noch viel Energie steckt. Seine Begeisterung für die kleinen Energielieferanten hat auch nach der Pensionierung nicht nachgelassen. Er verfolgt nach wie vor die neuesten Entwicklungen rund um Batterien.
Zum Schluss ein Tipp vom Batterie-Experten: Wenn ein Gerät neue Batterien verlangt, soll der Anwender dies nicht glauben. Viele funktionieren problemlos weiter. Eine Fernsteuerung für ein Spielzeugauto beispielsweise blinkte im Test für den Batteriewechsel ab 1,12 Volt Batteriespannung, um eine schwache Batterieladung anzugeben, sie lief jedoch weiter bis 0,52 Volt.