«Dies ist weder ein Roman noch eine Autobiografie», schreibt Alain Claude Sulzer in seinem jüngsten Buch. Tatsächlich liefert er, wie Harald Schmidt richtig sagt, «hinreissende Erinnerungen Buckeliturnen, schaumbedeckte Tänzer und die Wirkung von Haferflocken auf den Sexualtrieb». Das Erinnerungsmosaik, das sich an keine Chronologie hält, bietet Geschichten, Feuilletons und Reflexionen. Sulzer, 1953 in Riehen bei Basel geboren, erzählt anschaulich, prägnant und humorvoll, manchmal traurig von einer Schweizer Jugend in den 60er und 70er Jahren, von seinen Eltern, die sich in der Nervenheilanstalt Münchenbuchsee kennengelernt haben, der Vater Patient, die Mutter Krankenschwester aus der Westschweiz. Zuhause spricht man oft Französisch, wenn man überhaupt spricht: Öfter droht die Ehe zu scheitern. Die drei Brüder wachsen ohne Fernseher, aber mit Radio Beromünster bzw. Radio Sottens, SJW-Heftli und Silva-Büchern auf. Der Stolz des Vaters ist ein modernes Haus mit undichtem Flachdach und schwarzen Teppichen, das in einer Architekturzeitschrift erwähnt wird.
«Die Jugend ist ein fremdes Land» ist weniger ein «journal intime» oder Porträt des Künstlers als junger Mann als ein Buch über prägende Menschen, Dinge, Bücher, Einrichtungen, auch über prägende Lücken und über Unsagbares.
Buchhinweis:
Alain Claude Sulzer. Die Jugend ist ein fremdes Land. Galiani, 2017.
«Die Jugend ist ein fremdes Land» von Alain Claude Sulzer
Alain Claude Sulzers neues Buch «Die Jugend ist ein fremdes Land» ist ein humorvolles, stellenweise auch tieftrauriges Erinnerungsmosaik. Es erzählt von einer Schweizer Jugend in den 60er Jahren, von prägenden Menschen, Dingen, Institutionen und von fehlenden Teilchen im Puzzle der Erinnerung.
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