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Als virtueller Journalist in «Inside the Haiti Earthquake»: Essensverteilung in Port-au-Prince, Haiti.
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Die Katastrophe zu Hause am Computer

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Die Katastrophe zu Hause am Computer

Laufzeit 4 Minuten 24 Sekunden. , Thomas Hägler

Das Erdbeben in Haiti war eines der schlimmsten Unglücke der letzten Jahre. Nun kann man mit einem Computerspiel erfahren, was es heisst, bei so einer Katastrophe vor Ort zu sein.

«Inside the Haiti Earthquake» heisst das Spiel der kanadischen Firma PTV Productions. Es basiert auf der ebenfalls von PTV produzierten Dokumentation «Inside Disaster», die das Rote Kreuz im Januar 2010 beim Einsatz in Haiti zeigt. Im Spiel ist man wahlweise Erdbeben-Opfer, Mitarbeiter eines Hilfswerks oder Journalist. Man sucht Essen, versucht zu helfen, oder berichtet über das Unglück. Damit soll die Katastrophe von Haiti besser in das Bewusstsein der Leute gebracht werden. Und es nicht das einzige dieser Art: Immer mehr reale Konflikte und Katastrophen lassen sich zu Hause am Computer erleben.

Bewusstsein schaffen
«Serious Games» werden solche Spiele genannt. Sie bedienen sich spielerischer Konzepte und Game-Technologie. Ihr Hauptziel liegt jedoch nicht darin, zu unterhalten, sondern Wissen zu vermitteln oder ein Bewusstsein zu schaffen, sagt Stefan Göbel. Er ist Leiter der Gruppe «Serious Games» am Multimedia Communications Lab der Technischen Universität Darmstadt und Jurymitglied beim jährlichen «Serious Games Award».

Breites Spektrum «Serious Games»
«Serious Games» selbst sind nicht neu und ihr Spektrum mittlerweile enorm breit: Von klassischen Lernspielen, die vor allem in Schulen Anwendung finden bis zu Ausbildungssoftware für Piloten. «Serious Games» sind in unzählige Subgenres aufgeteilt. «Inside the Haiti Earthquake» gehört zu der Untergruppe der so genannten «Awareness-Games» oder «Persuasive Games»: Sie sollen ein Verständnis für Probleme und Konflikte schaffen, erklärt Stefan Göbel weiter. Beispiele gibt es genug: Nahost-Konflikt, Hunger-Problematik, Flücktlinge im Sudan, Migration oder Menschenrechte - viele humanitäre Organisationen sind mit einem «Serious Game» im Netz präsent.

Nachrichten zum selber erleben?
Auch wenn einige der «Awareness-Games» zum Teil schon als «Newsgames» bezeichnet - also als Nachrichten zum selbst erleben gehandelt werden, dürften wohl einfache, linear strukturierte Nachrichtensendungen nach wie vor die Hauptinformationsquellen der meisten Leute bleiben. Denn das Spielen und Produzieren von «Serious Games» kostet viel Zeit und Geld. Um jedoch die grossen politischen und ökologischen Probleme dieser Welt in die Köpfe der Menschen zu bringen könnten die «Serious Games» mit ihrer involvierenden Art sicher einen wichtigen Beitrag leisten.

Der «Serious Games Award 2011» wird zum dritten Mal am 4. März 2011 vergeben, Einreichungen sind noch bis am 11. Februar möglich.

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