Bei den beiden Sinfonien in diesem Konzert der Berliner Philharmoniker verhält es sich allerdings anders: Denn Bruckner ist hier noch nicht derjenige, als den wir ihn kennen, wenn wir an die Sinfonien 1 bis 9 denken.
Denn auch ein Anton Bruckner ist nicht als fertiger Sinfoniker geboren worden, sondern musste sich seinen Weg erst erarbeiten. Die «Studiensinfonie» ist wie der Name sagt während dem Unterricht bei Otto Kitzler entstanden, sie ist Bruckners erstes grossformatiges Orchesterwerk. Auch wenn Einflüsse anderer Komponisten hörbar sind: Bruckner bewahrte die Partitur des Stücks sein ganzes Leben lang auf.
Die Sinfonie in d-Moll entstand ein paar Jahre später, Bruckner hatte damals bereits seine erste Sinfonie geschrieben. Dass wir sie heute als die «Nullte» bezeichnen, hat damit zu tun, dass Bruckner sie als ungültig erklärte, auf der Partitur eine «Null» hinschrieb, die er zudem noch durchstrich.
Die Musik freilich ist keine «Null», im Gegenteil: Was Bruckner hier ausprobiert, sollte sich in späteren Sinfonien als besonders wichtig erweisen.
Somit ist dieses Konzert mit diesen Bruckner-Raritäten ein spannender Einstieg in den Sinfonie-Kosmos des Komponisten und auch ins Bruckner-Jahr 2024.
Anton Bruckner: Sinfonie f-Moll «Studiensinfonie» (1863)
Anton Bruckner: Sinfonie d-Moll «Nullte» (1869)
Berliner Philharmoniker
Christian Thielemann, Leitung
Konzert vom 1. März 2024, Philharmonie Berlin
Das Konzert steht bis 30 Tage nach Sendetermin zum Nachhören zur Verfügung.