Suu Kyi hat keine Versöhnung gebracht; versöhnt hat sie sich nur mit der Armee.
Ende 2015 erklangen neue Töne in ganz Burma, oder Myanmar, wie es heute auch heisst: Es war der Song der Nationalen Liga für Demokratie, Aung San Suu Kyis Partei, der Hoffnung auf Veränderung in die hintersten Winkel des Landes trug. Das Volk hatte genug gelitten im Schraubstock der Militärjunta und setzte auf die Wahlversprechen ihrer Demokratie-Ikone. Deren zwei grössten Verheissungen waren Wirtschaftswachstum und Befriedung der vielen ethnischen Konflikte. Zwei Jahre hat Suu Kyis nun Zeit gehabt, Burma in eine demokratische, friedliche und prosperierende Richtung zu lenken. Doch wieviel davon spüren die Menschen in ihrem Alltag? Erfüllt «die Lady» die hohen Erwartungen, die sie zu Hause und im Westen geschürt hat?
Auf der Suche nach Antworten reist die Sendung «International» quer durchs Land und trifft auf harte Schicksale und Weggefährten der Politikerin. Sie zeigt, weshalb die wertvolle Jade nach wie vor dem Militär Reichtum, der Bevölkerung aber unendlich viel Leid bringt; weshalb der ethnische Hass auf Minderheiten nicht kleiner geworden, sondern nochmals massiv gewachsen ist. Unter den Augen der einst so hochgelobten Friedensnobelpreisträgerin verharrt Burma in den alten Machtstrukturen. Hatte sich die ganze Welt in Aung San Suu Kyi getäuscht, oder waren die Erwartungen schlicht zu hoch? Burmas Entwicklung sorgt für Enttäuschung.