Maravan, so heisst «Der Koch» in Martin Suters Erfolgsroman und so heisst er auch in der gleichnamigen Verfilmung. Er ist ein Bürgerkriegsflüchtling aus Sri Lanka und arbeitet als Küchenhilfe in einem Zürcher Sternerestaurant.
Bis er eines Tages seine lesbische Arbeitskollegin mit den stimulierenden Geheimrezepten seiner Oma beglückt. Begeistert vom Essen, entwickelt sie eine Geschäftsidee. «Love Food» wird gegründet. Doch mit ihrem Catering-Service für erotische Menüs landen die beiden schnell bei Waffenhändlern und Prostituierten.
Das stärkste Zitat
Ein Kunde geniesst das Lust-Menü nicht mit seiner Ehefrau, sondern mit einer Prostituierten. Weil Ehebruch gar nicht in das Sittenbild von Maravan passt, ist er wütend. Doch das Callgirl Makeda schlägt einen lukrativen Deal vor: «Ich habe viele Kunden, die für so ein erotisches Essen eine Menge Geld zahlen. Vor allem, wenn sie schon bei der Vorspeise einen Steifen kriegen. Sag mal, warum arbeiten wir nicht zusammen?» – «Das ist unanständig.» – «Deshalb ist es auch gut bezahlt.» – «Du hast gesagt, sie sind alle verheiratet.» – «Sind sie auch, nur nicht mit mir.»
Der Hauptdarsteller
Er heisst Hamza Jeetooa und ist kein Schweizer mit tamilischem Migrationshintergrund, sondern ein britischer Schauspieler. In der Schweizer Filmfassung spricht er perfekt Zürideutsch. In der deutschen Version akzentfreies Hochdeutsch. Das liegt nicht daran, dass Jeetoa ein Sprachtalent ist, sondern weil es zwei Synchronfassungen gibt. Denn der Brite spricht kein Wort deutsch.
Fakten, die man wissen sollte
Die exotische Verführküche wie sie im Film und im Buch zitiert wird, basiert auf der aphrodisischen Ayurveda Küche. Aphrodisiaka oder Lebensmittel, welche die Libido steigern, werden weltweit seit der Antike genutzt. In Asien und in der ayurvedischen Heilkunst aus Indien und Sri Lanka soll die kulinarische Lustförderung dazu gedient haben, gelangweilten Ehepaaren auf die Sprünge zu helfen. Der Überbegriff «Aphrodisiakum» kommt von der griechischen Göttin der Liebe: Aphrodite. Wer – nach dem filmischen Augenschmaus – Maravans Rezepte nachkochen möchte, findet ein paar Original-Rezepte auf den letzten Seiten in Martin Suters Buchvorlage.
Das Urteil
Was im Buch funktionierte, ist im Film zu viel des Guten. Die Erfolgsgeschichte vom Tellerwäscher kombiniert mit einer Prise tamilischen Bürgerkriegshintergrund, angereichert mit kulturellen Missverständnissen, Migrations-Problemen und Herzschmerz – für einen 100-Minuten-Film ist das zu viel. So treibt alles an der Oberfläche. Doch als Zuschauer muss man sich nicht darum sorgen, in der vielschichtigen Drama-Melange unterzugehen. Überausführliche Dialoge führen einen durch die Geschichte und erklären selbst Dinge, die nicht erklärt werden müssten. Fazit: Wer sich gerne von kulinarischen Bilderwelten verzaubern lassen möchte, ist hier gut aufgehoben. «Der Koch» ist eher ein optischer, statt ein inhaltlicher Genuss.