In einer hoch-technologisierten Zukunft sind die meisten Menschen durch ein zweites «künstliches» Gehirn, ein sogenanntes «cyberbrain», an ein riesiges Computernetzwerk angeschlossen. Auch Körperteile können nach Belieben modifiziert oder mit künstlichen Teilen ausgetauscht werden.
Personen, deren Körper ganz aus mechanischen Teilen bestehen, versteht man im Film als Cyborgs. Bei ihnen ist nur noch ihr Gehirn, in welchem auch ihre Seele – ihr «Ghost» – haust, menschlich.
Kein Film mit einfacher Auflösung
Major Motoko Kusanagi in «Ghost in the shell» ist ein solcher Maschinen-Mensch. Im Auftrag der Regierung jagt sie einen Kriminellen, der die «cyberbrains» seiner Opfer hackt und dadurch an geheime Informationen gelangt.
Damit jedoch nicht genug: Er ist auch in der Lage, ihre Erinnerung zu löschen und neue einzupflanzen. Damit dirigiert er seine Opfer wie Marionetten. Fans wissen: Dies ist kein 0815-Film mit einfacher Auflösung und dem üblichen Happy-End.
Cyborgs, der nächste Schritt?
Spätestens seit der Industrialisierung sind Maschinen nicht mehr aus unserer Gesellschaft wegzudenken. Schon heute gibt es «einfache» Roboter, welche uns die Arbeit erleichtern. Dank der medizinischen Fortschritte lassen sich Maschinen und Menschen bereits verschmelzen. Sind da kybernetisch verbesserte Menschen und Cyborgs nicht der nächste Schritt?
In «Ghost in the Shell» (japanischer Originaltitel: «Kôkaku Kidôtai») von Regisseur Mamoru Oshii ist dieser Entwicklungssprung längst passiert.
Fragen über Fragen
Am Ende des Filmes schwirren einem so einige Fragen durch den Kopf: Wo beginnt das Leben? Wie definiert man es? Was macht uns zu Menschen? Unser Körper oder unser Geist? Kann die Linie zwischen Maschine und Mensch so verwischt werden, dass es kein Unterschied mehr gibt? Wo endet Realität und wo fängt Illusion an? Was passiert, wenn Erinnerungen zerstör- oder austauschbar sind?
«Ghost in the Shell» stellt die Fragen, doch die Suche nach Antworten wird dem Publikum überlassen.
«Das Netz ist unendlich weit»
Der japanische Zeichentrickfilm basiert auf der 1991-1996 erschienenen, erfolgreichen Manga-Reihe von Masamune Shirow. Seither ist das «Ghost in the Shell»-Universum stetig gewachsen. In den Jahren nach dem Erscheinen des Animes erschienen nicht nur Fortsetzungen, sondern auch TV-Serien mit demselben Titel.
Auch ausserhalb der Anime-Welt hat «Ghost in the Shell» eingeschlagen. Die Wachowski-Geschwister bezeichnen den Film als grosse Inspiration für ihr Meisterwerk «The Matrix». Nun hat Hollywood den Anime aufgegriffen und eine Realverfilmung aus dem Boden gestampft.
Der erste «Ghost in the Shell»-Anime ist ein Actionfilm und Science-Fiction-Thriller mit fantastischem Soundtrack, stilvollen Bildern und philosophischen Fragen. Fast 22 Jahre nach dem Erscheinen fasziniert er noch immer. Ein Film, der mehr ist als nur eine leere Hülle.