Trügerisch, dieser Udo Kier: Humorvoll und freundlich in Locarno, düster und böse auf der Leinwand. Das Markenzeichen des Schauspielers: der stechende Blick. «Ich habe Vampire gespielt, einen Nazi, für Schlingensief den Hitler – das Extreme finde ich wunderbar.»
Beruflich blutrünstig, privat eher bieder
Der Deutsche tanzt dabei auf manchen Hochzeiten: Ob Hollywood («Armageddon»), Arthouse («Dogville») oder Trash («Die Insel der blutigen Plantage») – Udo Kiers Repertoire ist immens. «Ich habe 200 Filme gemacht. 100 davon sind schlecht, 50 kann man sehen, und 50 sind gut.»
Besonders gut dabei: Kier in der Rolle des Bösewichts. «Immer kommen Leute zu mir, die voller Freude sagen: ‹You’re so evil.› Ich antworte stets [mit sonorer Stimme]: ‹I was born a vampire›.» Privat ist er weniger blutrünstig: Er kocht und gärtnert gern, fast schon bieder.
Kier denkt bei Locarno an Fellini
So böse sein Blick auf der Leinwand, so poetisch seine Sicht auf Locarno: «Wenn die Bewohner rund um die Piazza mit Kissen in ihren Fenster liegen – das erinnert mich immer an einen Fellini-Film.»