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Neu im Stream «The Investigation»: Spurensuche auf Meeresgrund

Was geschah an Bord des U-Boots? Eine HBO-Sechsteiler rekonstruiert ein wahres Verbrechen, das vor vier Jahren hohe Wellen schlug.

Als hätte sie eine Vorahnung. «Ich bin übrigens immer noch am Leben. Aber gehe jetzt runter», simst Kim Wall ihrem Freund. «Ich liebe dich!!!!!! Er hat Kaffee und Kekse mitgebracht.»

Die schwedische Journalistin mit dem Faible für Verrückte befindet sich an Bord des Boots «UC3 Nautilus», das ein dänischer Erfinder gebastelt hat. Er soll die Hauptfigur ihrer nächsten «Homestory» werden.

Ein U-Boot beim Auslaufen
Legende: Nahaufnahme der «Nautilus»: An Bord dieses niedlichen U-Boots geschah es. Keystone / EPA SCANPIX DENMARK

Peter Madsen ist nicht nur in Fachkreisen als verschrobener Visionär bekannt. Man belächelt Dänemarks Daniel Düsentrieb auch als «Raketen-Madsen».

Stunden später fehlt von Wall jede Spur – und Madsen macht als mutmasslicher Mörder Schlagzeilen. Der Tüftler, ein Triebtäter? Die Medien haben angebissen, aber nicht die Kekse sind schuld.

Stichwort «Enthauptung»

Es dauert Monate, bis man Walls Kopf findet. Er liegt auf dem Meeresboden, eingepackt in eine Plastiktüte, deren Auftauchen Eisenteile verhindern. Der gefasste Peter Madsen wiederholt derweil die Worte «Unfall an Bord» und verwickelt sich in Widersprüche.

Dann taucht der rechte Arm des Opfers auf. Es ist das letzte fehlende Teil in einem bizarren Puzzle, in dem auch Madsens Smartphone zwei Wörtchen mitredet. «Schmerzen» und «Enthauptung» gehören zu den letzten Suchanfragen.

Video
Der Prozess gegen den U-Boot-Mörder Peter Madsen
Aus Tagesschau vom 08.03.2018.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 54 Sekunden.

Tobias Lindholm, Regisseur der sechsteiligen HBO-Serie «The Investigation», erinnert sich mit Schrecken und Schaudern an die Schockwellen, die der Fall «Wall» schlug, der mit Madsens Verurteilung ein vorläufiges Ende finden wird. (Madsen sitzt lebenslänglich, sorgt aber im Oktober 2020 mit einem spektakulären Fluchtversuch abermals für Aufregung.)

Was ist passiert? Wann? Und wie findet man Leichenteile im Meer? Eine Tat und mehr Fragen als Ausrufezeichen in Kim Walls letzter, langer Kurznachricht.

Ein Mann um die 60 mit Brille.
Legende: Ein Mann mit Köpfchen und grossem Herz: Chefermittler Möller, gespielt von Søren Malling. SRF/Fremantle/ Per Arnesen/Henrik Ohsten

Auf den echten Hund gekommen

Aufklärung, authentisch: Man habe das Unterfangen gewagt, sagt Tobias Lindholm in einem «Making of», das Furchtbare dieses Verbrechens und seiner Folgen akribisch zu rekonstruieren. Allerdings, das ist Lindholm und seinen Leuten wichtig, ohne dem Psychopathen Madsen Raum zur Entfaltung zu bieten, sondern der Polizei und den Trauernden.

Darum gehört die Bühne in «The Investigation» den Tauchenden, die in der Baltischen See nach Armen und anderen Extremitäten suchen. Deshalb birgt die echte Crew das U-Boot ein zweites Mal, das Madsen versenkt hat, um sein Verbrechen zu vertuschen. Deswegen zottelt Iso durch diese Serie. Ja, der Hund von Walls Eltern spielt sich höchstselbst.

Man könne ihnen diesen «Originialismus» als Jux vorhalten, lächelt Lindholm. Es habe aber dazu beigetragen, jene Nähe herzustellen, die jeder Wahrheitsfindung zuträglich sei.

Ein Hund mit zwei Polizisten auf einem Schlauchboot.
Legende: Gleich kommt er zum Einsatz: einer der schwedischen Spürhunde mit Unterwasserriecher. SRF/Fremantle/ Per Arnesen/Henrik Ohsten

Knabbern am Kitsch

Bei aller kriminalistischer Kunstfertigkeit, zu der schwedische Hunde gehören, die auf Schlauchbooten Schwimmwesten tragen, bevor sie ins Eiswasser hüpfen, um mit ihren spitzen Schnauzen Spur aufnehmen: «The Investigation» rührt auch ans Rührstück.

Wenn die Freundschaft sich entfaltet, die sich zwischen Walls Eltern und dem Chefermittler von Kopenhagens Mordkommission («Noch nie hat mich ein Fall so mitgenommen») zu entwickeln beginnt. Handfeste Umarmungen auf rustikalem Riemenparkett? Davon sei in den Medien nie die Rede gewesen sei, betont Regisseur Lindholm.

Licht im Dunkel

Gefühlsecht scheint auch Lindholms Leuchten in den Augen, wenn er gesteht, für ihn habe sich das Düstere der Tat in etwas Anderes, etwas Lichteres verwandeln können.

Der Mord werde bleiben, sagt Lindholm. Zuletzt habe aber die Menschlichkeit gesiegt: die Hartnäckigkeit der Helferschar, die Herzlichkeit der Hinterbliebenen, die Anteilnahme einer Nation. «The Investigation», sagt Lindholm, erzähle vom Bemühen, Ordnung ins Chaos zu bringen, das den Menschen ausmache.

«The Investigation» bei SRF

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SRF zeigt «The Investigation» wöchentlich in Doppelfolgen ab dem Donnerstag, 6. Januar 2022, um 20.10 Uhr auf SRF zwei.

Auf Play SRF ist die komplette Serie ab Donnerstag, 30. Dezember 2021, für sieben Tage webfirst zu sehen. Nach der Ausstrahlung am TV ist sie zudem während 30 Tagen online abrufbar.

Kim Walls Freund, so hat man lesen können, spielt ganz kurz mit dem Gedanken, seiner Freundin Kim auf Madsens U-Boot zu folgen, als er ihre SMS erhält. Was geworden wäre, wenn er es getan hätte? Die Welt wird es nie wissen.

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