1997 ist Buffy ein Teenager-Girly mit Superkräften. Nachts verprügelt sie auf dem Friedhof Dämone und Vampire
Sie ist Vampirjägerin, dazu haben sie mächtige Männer vor langer Zeit auserwählt. Ihr Schicksal ist es, die Welt vor den Mächten der Finsternis zu beschützen.
Zugegeben, der Plot von «Buffy» klingt nach 90er-Jahre-Trash-TV. Doch die Serie ist Gegenstand anspruchsvoller wissenschaftlicher Analysen. «Buffy» hat sogar ihre eigene akademische Disziplin – «Buffy Studies».
Feministische Botschaften im popkulturellen Kleid
«Buffy gehört zu den einflussreichsten Produktionen der TV-Geschichte. Kaum ein popkulturelles Produkt ist so oft kommentiert und analysiert worden», sagt Patricia Pender, die an der Newcastle University in Australien über die Fernsehserie forscht. Besonderes Interesse gilt der popkulturellen Vermarktung von feministischen Botschaften.
Wer zurückdenkt, mag sich erinnern: Die 1990er-Jahre waren das Zeitalter von Science-Fiction, Fantasy und schlecht gemachten Horrorfilmen. Kaum ein anderes Genre hat Geschlechterklischees damals so sehr zementiert wie das Horrorgenre.
Frauenklischees in Horrorstreifen
Hübsche, zierliche Mädchen traten vor allem auf, um sadistischen Killern zum Opfer zu fallen. «Scream», «I Know What You Did Last Summer», «Halloween» – alles Produktionen, in denen weibliche Darsteller meistens wenig taten ausser kreischen und wegrennen.
«Buffy» stellte diese stereotypen Geschlechterdarstellungen auf den Kopf. Sie ist kein Opfer, auch wenn sie – blond und zierlich – nachts mutterseelenallein durch dunkle Gassen streift.
Statt zu schreien macht Buffy einen doppelten Flickflack und rammt ihrem Verfolger einen Holzpflock ins Herz.
Politik und Popkultur
«Es gibt heute nicht viele popkulturelle Vorbilder, die so sehr für weibliche Selbstermächtigung stehen wie Buffy», sagt Pender.
Doch Buffy war nicht die einzige starke Frau mit Superkräften. Als Ausdruck eines neuen weiblichen Selbstbewusstseins war «Girl Power» en vogue und wurde bald zum Verkaufsschlager.
Die 90er-Jahre markierten den Beginn einer neuen Frauenbewegung, für die Politik und Popkultur kein Widerspruch mehr ist. «Popkultur wurde aktiv genutzt, um feministische Botschaften einem Massenpublikum zugänglich zu machen», sagt Pender.
Kampf gegen männliche Machtausübung
Buffy unterscheide sich aber vom damaligen «Girl Power»-Kommerz im Fernsehen. Denn emanzipatorisch sei die Serie nicht nur, weil sie eine Superheldinnen-Story erzählt. Das Thema «Girl Power» durchziehe die gesamte Mythologie der Show.
«Die Mächte des Bösen, gegen die Buffy gemeinsam mit ihren Freunden ankämpft, lassen sich als Metaphern lesen für patriarchalische Strukturen. Buffy kämpft an gegen männliche Machtausübung.»
Vision eines kollektiven Feminismus
Dieses patriarchalische Böse manifestiert sich in ganz unterschiedlichen Gestalten. Mal sind es Dämone, mal Militäreinheiten, mal mächtige Männer, die Buffy eigentlich beschützen sollen.
Buffy ist eine Superheldin, die oft scheitert und an ihrer Macht fast zerbricht, die trotzdem immer wieder aufsteht und weiterkämpft.
Am Ende der Serie teilt Buffy ihre Macht mit allen Frauen der Welt und erschafft eine Armee an Kriegerinnen, die das Urböse zurückdrängt. Das Serienfinale von «Buffy» ist die Vision eines kollektiven Feminismus in Aktion.
Buffy kämpft weiter
15 Jahre nach ihrem vorläufigen Abschied soll «Buffy» nun ins Fernsehen zurückkehren. Um den Herausforderungen der Gegenwart gerecht zu werden, wird eine ganz neue Geschichte produziert. Regie führt eine Afroamerikanerin. Auch die Vampirjägerin wird eine Farbige sein.
Die neue Buffy soll für einen vielfältigen Feminismus des 21. Jahrhunderts stehen. Die Kämpfe von heute sind andere als im Jahr 1997. Hoffentlich wird Buffy auch diesen Dämonen das Fürchten lehren.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 24. Oktober 2018, 17.20 Uhr