Man nehme zum Beispiel die Impfung. Sie ist so etwas wie der heilige Gral der Corona-Forschung. Wer die Impfung zuerst besitzt, hat die Macht. Im Wettstreit um Wirkstoff und Ruhm kämpfen manche Regierungen mit harten Bandagen.
Sie verbreiten Desinformationen und Halbwahrheiten. Damit wollen sie die öffentliche Wahrnehmung steuern, die Glaubwürdigkeit anderer Staaten untergraben und sich selbst als gute Ritter im Kampf gegen das Virus präsentieren.
Desinformationen über den Ursprung des Corona-Virus, dessen Verbreitung und die Schutzmassnahmen haben eine unüberblickbare Infodemie ausgelöst, einen Schwall von Meldungen und Verlautbarungen aus unterschiedlichsten Quellen.
China und die USA zum Beispiel: US-Präsident Trump verspricht «unglaubliche Impfungen» aus heimischer Produktion. Er will sich damit die Wiederwahl sichern und nennt den Erreger schlicht «the China virus».
Wer bringt als erster einen Impfstoff auf den Markt?
China wiederum arbeitet ebenfalls hart an der eigenen Impfung und am erlittenen Reputationsschaden. Schon im März richtete sich das Land mit einer koordinierten Nachrichtenkampagne an die Öffentlichkeit. Man werde medizinisches Personal und Masken in grossen Mengen ins hart getroffene Italien entsenden. Prompt stiegen Chinas Sympathiewerte in Italien steil an.
Knapp 200 Impfstoff-Kandidaten werden derzeit weltweit entwickelt. Gut möglich, dass die erste wirksame Impfung aus China oder aus den USA kommt.
Das Rennen ist im vollen Gange. Bereits wurden cybergestützte Spionage-Operationen beobachtet. Sie verfolgen die Absicht, Know-how über Impfstoffe abzuzapfen. Russland und China stehen als Hacker im Verdacht, die USA auch.
Neuer Zündstoff also für die anhaltende Infodemie. Denn die Pandemie hat nicht nur eine Schwester, die Infodemie, sondern auch einen Bruder: den geostrategischen Konkurrenzkampf.