Eigentlich sollte es sein letztes Buch sein, das autobiografische Opus «Erlebte Menschlichkeit», das Hans Küng 2013 vorgelegt hat. Doch der Schweizer Theologe überrascht mit einem neuen Buch: «Sieben Päpste. Wie ich sie erlebt habe».
Sieben Päpste ist Hans Küng nun also schon alt. Als der umstrittene Pius XII. 1939 Papst wurde, war der Surseer Schüler gerade elf Jahr alt. Als sechs Päpste später, im Jahre 2013, Franziskus den Heiligen Stuhl bestieg, feierte Küng seinen 85. Geburtstag.
Der Papst der falschen Entscheidungen
Küng und die Päpste, das ist eine interessante Geschichte. Kaum jemand dürfte so einen lebhaften Briefwechsel und so viele direkte Begegnungen mit den Kirchenoberhäuptern gehabt haben wie der Theologieprofessor aus Tübingen. Und kaum jemand dürfte sich so an den Päpsten gerieben haben wie der scharfzüngige und weltberühmte Kirchenkritiker. Ein Kritiker, der 1979 durch den Entzug der kirchlichen Lehrerlaubnis von Papst Johannes Paul II. noch hinzu zum Opfer päpstlicher Allmacht wurde.
Es erstaunt wenig, dass Küng sich in seinem Päpste-Buch sehr persönlich und heftig mit dem populären Dauerpapst aus Polen auseinandersetzt. Johannes Paul II., der 1978 den Thron bestieg, sei ein Papst der grossen Begabung und der falschen Entscheidungen gewesen. Sein 26 Jahre dauerndes Pontifikat war mithin ein Pontifikat der Restauration.
Kritik und grosse Bewunderung
Nicht viel besser kommt Wojtylas Nachfolger Benedikt XVI. weg. Josef Ratzinger, den Küng aus gemeinsamen Tübinger Professorenjahren kennt, habe zwischen 2005 und 2013 ein Pleiten-, Pech- und Pannen-Pontifikat geführt.
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Absolute Bewunderung hingegen hegt Hans Küng für Angelo Giuseppe Roncalli, für Papst Johannes XXIII., der in den fünf Jahren seines Pontifikats mehr geleistet habe als alle anderen Päpste des letzten Jahrhunderts. Johannes XXIII. eröffnete 1962 das Zweite Vatikanische Konzil, das nicht nur für grosse Kirchengeschichte, sondern auch für die Lebensgeschichte des jungen Wissenschaftlers Hans Küng steht.
Appell an die Kirche
Ähnlich ins Schwärmen gerät Hans Küng für den aktuellen Papst, für Franziskus. Der sei dabei, das höfische System in Rom aufzulösen und mit seiner Sprache und Auslegung des Evangeliums ganz neue Wege zu beschreiten. Küng ruft speziell die Reformgruppen innerhalb der Katholischen Kirche auf, Franziskus aktiv auf seinem Weg zu unterstützen – genauso wie seine Kritik am globalen Kapitalismus.
Hans Küng und die Päpste: Das ist eine 80-jährige Wechselgeschichte aus heftiger Ablehnung und grosser Zuneigung.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 10.8.15, 17:06 Uhr