Für die Klatschpresse ist es dankbarer Stoff: Promi-Paare, die sich scheiden lassen – und einander wieder heiraten. Elizabeth Taylor und Richard Burton haben es getan, Don Johnson und Melanie Griffith oder Pamela Anderson und Rick Salomon.
Auch die zweite Ehe war bei keinem dieser Paare von Dauer. «Die Gefahr des Scheiterns ist gross, wenn man keine innere Entwicklung durchgemacht hat», sagt Paartherapeutin Elisabeth Schlumpf.
Sie kennt das Thema aus eigener Erfahrung: Ihre Ehe scheiterte, «weil wir uns immer wieder heillos in unselige Diskussionen verstrickt hatten». Heute sind Schlumpf und ihr Ex-Mann wieder ein glückliches Paar. Was braucht es, damit die Liebe im zweiten Anlauf gelingt? Drei Paare, die sich nach der Trennung wieder verliebt haben, erzählen.
Andreas und Regula Ludwig: als Hoteliers stets verbunden
Andreas Ludwig hat sich mit seiner geschiedenen Frau Regula wieder versöhnt, obwohl sie ihn einst wegen eines anderen verlassen hatte. «Ich habe ja auch Fehler gemacht», sagt er.
Andreas Ludwig und Regula Pfäffli lernten sich in Luzern in der «Seebadi» kennen, wo viele Hotelangestellte jeweils ihre Zimmerstunden verbrachten. Regula arbeitete damals im «Palace», Andreas im «National». Beide hatten schon vorher einige Bekanntschaften gehabt, aber bei Regula habe er sofort gemerkt: «Das ist meine Frau fürs Leben.» Geheiratet wurde 1993 im Berner Münster.
Ihr erster gemeinsamer Job führte die beiden nach Pontresina, später übernahmen sie als Direktionspaar das Luxushotel «Marnia» in Sils. Nach ein paar Jahren zogen die ersten Wolken auf.
Gemerkt habe er es vor allem am Mangel an Gesprächen, erinnert sich Andreas Ludwig. Regula Ludwig ergänzt: «Wir haben uns kaum noch bemüht, in der Freizeit gemeinsam etwas zu unternehmen.» Der anstrengende Job sei nicht schuld gewesen, betont Andreas Ludwig, «viel eher die wachsende Gleichgültigkeit».
Privat getrennt, im Job unzertrennlich
So geschah, was in solchen Situationen häufig passiert: Regula Ludwig verliebte sich in einen anderen Mann und zog aus der gemeinsamen Dienstwohnung aus. Zu lange habe er den Ernst der Lage ausgeblendet, gesteht Andreas Ludwig.
Fünf Jahre gingen die beiden privat getrennte Wege, teilten sich aber weiterhin die Direktionsaufgabe. Das sei erstaunlich gut gegangen, sagt Regula Ludwig im Rückblick: «Wir behielten den gegenseitigen Respekt und sind stets höchst anständig miteinander umgegangen.»
Emotional sei sie in jener Zeit oft innerlich zerrissen gewesen: Einerseits plagten sie Gewissensbisse, weil sie fremdgegangen war, anderseits genoss sie die neue Partnerschaft.
Auch Andreas Ludwig hatte in der Folge mehrere Liebesbeziehungen, «aber tief im Herzen war da immer nur Regula». Selbst als sie sich scheiden liessen, verlor er nie den Glauben daran, «dass wir irgendwann wieder zusammenkommen».
Beide wieder Single
Die Wende geschah an einem Septemberabend 2008: Regula Ludwig gestand ihrem Ex-Mann beim gemeinsamen Nachtessen, dass sie sich von ihrem Freund getrennt hatte. Zufällig war auch Andreas Ludwig gerade kurz vorher von seiner Freundin verlassen worden: «Wir waren also beide wieder young, free and single!»
So entstand in weinseliger Stimmung die Idee, es noch einmal miteinander zu versuchen. Sie hätten sich sehr behutsam neu angenähert und seien auch nicht sofort wieder zusammengezogen. «Heute bin ich ruhiger und weniger aufbrausend», betont Andreas Ludwig, und auch Regula Ludwig hat – nach eigener Aussage – «einen inneren Prozess durchgemacht».
Den Entscheid zum zweiten Anlauf hat sie nie bereut: «Es war ein wunderbares Gefühl, wieder zu Hause zu sein, sich geborgen zu fühlen – zur Ruhe zu kommen!»
2018 haben sich Regula und Andreas Ludwig in Sils selbständig gemacht – als Pächter des Hotels «Maria». Ihr gemeinsamer Beruf ist anstrengend, verbindet aber auch. Das ermöglichte letztendlich das Happy End: «Ohne dieses Jobsharing wären wir wohl kaum beide in Sils geblieben, sondern hätten uns sehr wahrscheinlich aus den Augen verloren.»
Eine erneute Heirat sei angedacht, aber aus steuerlichen Gründen noch auf später verschoben. «So sind wir zurzeit einfach ‹glücklich geschieden›.»
Johannes Mario und Lulu Simmel: Irrweg wegen Jugendschwarm
Der Mythos, die erste grosse Liebe sei die wichtigste im Leben, hält sich hartnäckig. Dass diese Idee in eine Sackgasse führen kann, erlebte der verstorbene Bestseller-Autor Johannes Mario Simmel.
Zufällig lief Simmel einst in Wien seinem einstigen Jugendschwarm Helena über den Weg, glaubte an eine schicksalshafte Fügung und stellte in der Folge sein Leben auf den Kopf: Er drängte seine langjährige Ehefrau Lulu zur Scheidung und zog – frisch vermählt – nach Monte Carlo.
Nach einigen Monaten erwachte Simmel aus dieser «amour fou» und realisierte, dass er einen grossen Fehler begangen hatte. Helena genoss es, in der monegassischen Schickimicki-Szene zu verkehren und die Nächte durchzutanzen. «Aber ich musste ja auch irgendwann meine Bücher schreiben und ertrug auf Dauer dieses Party-Leben überhaupt nicht», sagte Simmel im Interview mit SRF 1990.
So plagte ihn zunehmend die Sehnsucht nach seiner Ex-Frau. Es war nicht nur ihr grosses Herz, das ihm fehlte, sondern auch ihr kritischer Geist: «Sie war meine beste Lektorin gewesen.»
Erst nach inständigem Drängen von Johannes Mario Simmel erklärte sich die Verlassene bereit, Simmels Texte wieder mit dem Rotstift gegenzulesen. Per Post flogen die Manuskripte hin und her. Die erneute Annäherung auf der Gefühlsebene dauerte aber deutlich länger.
Wiedersehen wie im Film
Das erste Wiedersehen nach über zehn Jahren fand in einem Hamburger Hotel statt: «Es war wie in einem französischen Film», erinnerte sich Johannes Mario Simmel: «Ich sass an der Bar, als sie hereinkam. Dann gingen wir aufeinander zu. Zuerst sind wir gelaufen, dann verlangsamten wir das Tempo und am Schluss – aus Angst, was passieren würde – haben wir dann nur noch zögerlich einen Fuss nach dem anderen aufgesetzt.»
Und dann sei das Wunder geschehen: «Als wir uns ganz fest umarmten, war es wie der Spruch in der Bibel: ‹Es war vergangen wie eine Nachtwache. Und wir waren wieder glücklich.›»
Lulu und Johannes Mario Simmel heirateten erneut – und verbrachten, bis zu ihrem Tod, zwei gemeinsame Jahre. Lulu hatte ihrem Mann verziehen.
Trotzdem litt der Schriftsteller auch noch im hohen Alter unter seiner «grossen Schuld», die er mit der Kränkung von Lulu auf sich geladen hatte. Das schlechte Gewissen sollte ihn Zeit seines Lebens nie mehr loslassen.
Bea und Markus Krähenbühl: Aufgefrischte Jugendliebe
Bea und Markus Krähenbühl sind ein Beispiel dafür, dass man über Jahrzehnte den Kontakt verlieren und dann doch wieder zueinander finden kann. Allerdings nur dank eines Zufalls.
Die beiden lernten sich 1988 kennen, weil Markus Krähenbühl beim Hausarzt eine Desensibilisierungtherapie durchführen liess. Zuständig dafür war die Medizinische Praxisangestellte Bea.
Aus gegenseitiger Sympathie wurde Liebe. Aber die Beziehung dauerte nur ein halbes Jahr: Bea fühlte sich von Markus Krähenbühl zu stark in Besitz genommen und gab ihm den Laufpass.
Jahrzehntelange Funkstille
Die Wege trennten sich, beide verliebten sich anderweitig, heirateten, wurden Eltern und liessen sich später wieder scheiden. Markus hatte inzwischen auf dem zweiten Bildungsweg in Bern Medizin studiert und bildete sich zum Hausarzt weiter.
Auch Bea suchte im Job eine neue Herausforderung und wurde Berufsschullehrerin für medizinische Praxisangestellte. 2010 trat eine Schülerin nach dem Unterricht an ihr Pult und richtete ihr den Gruss ihres Vaters aus. Es war die Tochter von Markus Krähenbühl. Sie hätten am Wochenende Markus' Geburtstag gefeiert – vielleicht wolle Bea ihm nachträglich gratulieren.
Umzug und Heirat folgen
Und es war wohl die logische Konsequenz, dass sich nach wochenlangem SMS-Kontakt langsam wieder eine Verliebtheit einstellte und sich Markus Krähenbühl nach vielen Monaten der Beziehung auf Distanz für den Umzug in die Ostschweiz entschied.
Heute ist er Hausarzt in Weinfelden und lebt gemeinsam mit Bea Krähenbühl. Sie war auch etwas skeptisch bezüglich Zusammenziehen: «Ich musste mit meinen Sachen zusammenrücken und war unsicher, ob es mir dann nicht plötzlich wieder zu eng wird.»
Mittlerweile sind die beiden schon fast 11 Jahre wieder zusammen: 2018 folgte die Heirat. Auf die Frage nach ihrem Erfolgsrezept verweisen sie auf den gegenseitigen Freiraum: «Wir verbringen auch viel Zeit ohne den anderen, pflegen zum Teil eigene Hobbys und vertrauen einander blind.»
Auch schätzen sie die ehrlichen Gespräche, die sie miteinander führen, auch wenn sie sich nicht immer in allem einig seien: «Ich muss mich nicht verbiegen», sagt Bea Krähenbühl, «Markus akzeptiert mich so, wie ich bin.»
Weniger Druck in einer älteren Beziehung
Er gesteht, dass er anfänglich auch mit Reibereien gerechnet habe, weil sie beide Alphatiere seien. Aber durch den guten Dialog sei das sogar sehr befruchtend.
Auch verweisen beide auf den Zeitpunkt ihrer Wiedervereinigung: «Wir waren damals schon gegen 50. Familiengründung und Berufskarriere lagen hinter uns. So gesehen fällt auch viel Druck von einer Beziehung ab.»
Manchmal braucht es eben etwas mehr Zeit, bis eine Liebe richtig erblüht.