Der chinesische Künstler He An hat eine riesige Metallröhre aufgebaut. An einem Ende ist sie mit Lampen bestückt. Je nachdem aus welcher Richtung man hindurchsieht, erblickt man entweder gleissendes Licht oder den Boden der Ausstellungshalle. Der Künstler nennt sein Objekt «Hubble», nach dem Hubble Space Teleskop. Gebaut hat er sein Objekt aus alten Werbeschildern. Es ist ein kritischer Blick, den er mit seinem Teleskop auf die chinesische Gesellschaft wirft: ein Blick, der durch Konsumwünsche und ökonomische Entwicklungen vorgegeben ist.
Grosse Präsenz asiatischer Künstler
Der Blick ins gleissende Licht passt indes auch gut zur Art Basel, die sich rühmen darf, eine der erfolgreichsten und der renommiertesten Kunstmessen weltweit zu sein. 2012 kamen rund 65'000 Besucher aus aller Welt. In diesem Jahr präsentieren 306 Galerien rund 4000 Kunstschaffende. An der Art Unlimited, der von Gianni Jetzer kuratierten Ausstellung in Halle 1, sind 79 Arbeiten zu sehen, die teilweise eigens für die Schau entstanden sind.
In allen Sektoren der Art Basel sind asiatische Kunstschaffende deutlich präsent. Darunter so bekannte Künstler wie Ai Weiwei, der an der Art Unlimited einen Teil des Schlafsaals zeigt, der 2007 im Rahmen seines Projekts für die Documenta 12 in einer alten Fabrik eingerichtet wurde. Ai Weiwei lud damals 1001 Chinesen nach Kassel ein.
Manche künstlerische Aussage bleibt ungehört
Huang Yong Ping bildet aus Terrakotta und Grünpflanzen den Ort nach, an dem Osama bin Laden sich versteckt hielt. Die Installation hat bereits für Kontroversen gesorgt. Im Rahmen der Art Unlimited aber verpufft ihr provokatives Potential: Sie sieht einfach aus wie eine grüne Oase. Im Riesengedränge der Kunstwerke und Kunstbetrachter bleibt manche künstlerische Aussage ungehört.
Wer gesehen werden will, darf ruhig ein bisschen schrill sein. So wie die Brasilianerin Adriana Varejão: Ihr textiles Wandbild erinnert an einen aufgerissenen Mund, knallrot und ein bisschen kitschig. Doch eine Arbeit wie diese übersieht man nicht so leicht.
Grosse Gesten an der Art Unlimited
Das Spannende an der Art Unlimited sind eigentlich die grossen Gesten. Die Ausstellung bietet Raum für Installationen und Objekte, die in Galerien und kleineren Ausstellungshäusern nicht gezeigt werden können. Doch wie schon im vergangenen Jahr bestückt Gianni Jetzer die Ausstellung in Halle 1 wieder mit zahlreichen kleinen White Cubes, in denen Videos, Fotos und kleine Installationen zu sehen sind.
Darunter sind viele spannende, schöne, begeisternde Arbeiten wie die fast mannhohen semitransparenten Becher-Objekte von Roni Horn, eine Wolkenstruktur aus Metallstäbchen von Antony Gormley oder der bizarre Plexiglas-Kosmos von David Altmejd. Doch unterscheidet sich diese Kojen-Landschaft kaum von den Galerie-Präsentationen in Halle 2.
Überraschend grosses Angebot an Klassikern
Auch im Ausstellungsbereich der Galerien wird viel asiatische Kunst angeboten. Vor allem Bilder stehen zum Verkauf – das ist nach wie vor die Werkgattung, die sich am besten verkauft. Überraschend ist das grosse Angebot an Klassikern der Moderne.
Zwischen zeitgenössischen Kunstwerken entdeckt man immer wieder einen Max Ernst, einen John Baldessari, einen Sean Scully. Diese Konzentration moderner Klassiker lässt sich als Hinweis darauf lesen, dass immer mehr Sammler Kunst bewusst als Wertanlage kaufen. Und unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, sind gesicherte Werte natürlich interessanter als der Nachwuchs.