Die Zahl ist eindrücklich: 9,4 Millionen Tonnen gefährliche Güter werden pro Jahr auf der Schiene durch Basel geleitet. Bei rund 10 Prozent handelt es sich um sehr giftige Stoffe wie zum Beispiel Chlorgas.
Ein Unfall, bei dem Chlorgas austritt, hätte im Badischen Bahnhof verheerende Folgen. Anne Lévy, Bereichsleiterin Gesundheitsschutz Basel-Stadt:
«Die Gefahr eines Unfalls ist in einem Bahnhof wegen der vielen Weichen besonders gross und dessen Auswirkungen wären ebenfalls grösser als bei einem Unglück auf offener Strecke.»
Grossräumige Umfahrung politisch heikel
Deshalb seien im Bereich des Badischen Bahnhofs bauliche Massnahmen nötig, fordert Lévy. Im Gegensatz zum Bahnhof SBB befindet sich der deutsche Bahnhof nämlich unmittelbar an der Nord-Süd-Achse. Drei Varianten schweben den Basler Behörden vor:
- Ein separates Gleis, über den die Gefahrentransporte geleitet werden und dabei die vielen Weichenkreuzungen umgehen können
- Ein Tunnel, mit dem die Umgebung bei möglichen Unfällen besser geschützt ist
- Eine grossräumige Umfahrung Basels über eine Neubaustrecke
Insbesondere letzte Variante ist jedoch politisch heikel, weil hierzu auch die Nachbarländer Deutschland oder Frankreich ihre Bereitschaft erklären und zumindest einen Teil der giftigen Stoffe durch die eigenen Dörfer fahren lassen müssten. Anne Lévy: «Wir sind nun daran abzuklären, was überhaupt machbar ist. Eine grossräumige Umfahrung Basels ist jedoch ein Generationenprojekt.»
Bund winkt ab
Unterstützung erhält Lévy von der Geschäftsprüfungskommission des Basler Grossen Rats (GPK). In ihrem jüngsten Bericht, der am Montag publiziert wurde, verlangt die GPK von der Regierung und insbesondere auch vom Bund, dass die Situation am Badischen Bahnhof entschärft wird.
Beim Bund winkt man jedoch ab. Man habe die Gefahrengut-Strecken in der ganzen Schweiz geprüft, erklärt Andreas Windlinger, Sprecher des Bundesamts für Verkehr (BAV) und man sei zum Schluss gekommen, dass die Risiken überall - also auch am Badischen Bahnhof «im akzeptablen Bereich» lägen. «Wir haben Verständnis für die Sorgen der Kantone und Anwohner», so Windlinger. «Aber wir sind der Meinung, dass die Situation nicht alarmierend ist. Es ist immer auch eine Frage der Verhältnismässigkeit.»
Lobbying ist gefragt
Was dem Kanton bleibt, ist demnach, politischen Druck auf die Bundesbehörden auszuüben. Politisches Lobbying der Basler in Bern ist nun gefragt - auch dies eine Forderung der GPK. Entschärfen wird sich die Situation am Badischen Bahnhof nämlich nicht von alleine: Der Güterverkehr und damit auch die Zahl der Gefahrentransporte wird in den nächsten Jahren spürbar zunehmen.
(Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr)