Nina Imboden ist 14 Jahre alt und eine talentierte Nachwuchsschwimmerin. Sie gehört zu den besten Schweizer Schwimmerinnen in ihrem Alter. Fünfmal die Woche trainiert die Sekschülerin aus Spiez in Frutigen oder Biel. Um Sport und Schule unter einen Hut zu bringen, hat sich Nina Imboden beim Talentförderprogramm an der Oberstufenschule Längenstein in Spiez angemeldet.
Zusammen mit Sportkoordinator Michael Gottier hat Nina Imboden einen auf sie zugeschnittenen Stundenplan ausgearbeitet. Das heisst, sie muss zu gewissen Zeiten nicht in der Schule anwesend sein, sondern erarbeitet sich den Stoff selber.
Sie ist sich sicher, dass es ohne die speziellen Regelungen nicht möglich wäre, fünfmal die Woche zu trainieren. «Und wahrscheinlich würde es mir in der Schule auch nicht so gut laufen», sagt Nina Imboden.
Ich wäre vermutlich sehr gestresst wegen den Hausaufgaben.
Seit zehn Jahren bietet die Schule Längenstein das Talentförderprogramm an. Allerdings fehlt bis jetzt eine detaillierte Auswertung dazu, was das Programm wirklich bringt. Michael Gottier verfolgt den sportlichen Weg seiner ehemaligen Schülerinnen und Schüler in den Medien – sofern sie es denn mit ihren Resultaten an die Spitze ihres Sports schaffen. «Mit einzelnen Ausnahmen höre ich von vielen Schülerinnen und Schülern aber nichts mehr nach der Schule», sagt Gottier.
Keine Zahlen über die Wirkung
Auch der Kanton hat bis jetzt keine Evaluation der verschiedenen Talentförderprogramme im Kanton Bern durchgeführt. Im Rahmen des in diesem Jahr lancierten Projekts «Bildung und Sport» überlege man sich aber, eine entsprechende Evaluation zu machen, sagt Erwin Sommer, Vorsteher des Amts für Kindergarten, Volksschule und Beratung auf Anfrage. Wie diese aber genau aussehen könnte und was sie beinhalte, sei noch nicht klar.
Und die Nachbarkantone?
In den beiden Nachbarkantonen Wallis und Freiburg gibt es ebenfalls Sportförderkonzepte an den Schulen. Allerdings ganz verschiedene. Im Kanton Wallis können sportlich talentierte Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse eine Sportklasse besuchen. Oder, sie handeln mit der Schulleitung ihrer Schule individuelle Lösungen aus.
Für Erziehungsdirektor Oskar Freysinger macht die frühe Förderung sportlich begabter Schüler Sinn. Sonst verpasse das Talent viel, weil Spitzensport immer früher beginne.
Wer erst mit 18,19 Jahren in den Spitzensport einsteigt, hat eigentlich schon verloren.
Im Kanton Freiburg sieht man dies etwas anders. Zwar können auch dort sportlich begabte Schüler von individuellen Massnahmen profitieren. Eigentliche Sportklassen gibt es aber nicht. Für Erziehungsdirektor Jean-Pierre Siggen ist klar: «Die Sportkarriere von Schülern ist meistens nach wenigen Jahren zu Ende. Deshalb sollen sie sich in erster Linie auf die Schule konzentrieren, um auch nach ihrer Sportkarriere noch eine Perspektive zu haben.»
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)