Nach neusten Berechnungen könnte der Kanton Bern im Jahr 2045 bis zu 1,25 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner zählen. Dies aber nur, wenn das Bevölkerungswachstum hoch ist. Aktuell leben im Kanton Bern etwas mehr als eine Million Menschen.
Verschiedene Szenarien
Gestützt auf vom Bundesamt für Statistik publizierten Szenarien hat der Kanton Bern die regionalen Zahlen überarbeitet. Sie bilden eine aktualisierte Grundlage für strategische Planungen, beispielsweise für die Dimensionierung von Bauzonen, Verkehrswegen, Spitälern oder Alterseinrichtungen.
Der Kanton hat drei Szenarien berechnet, die von einem tiefen, mittleren und hohen Bevölkerungswachstum ausgehen. Das Szenario «mittel» geht von einer Fortsetzung der Entwicklung der letzten Jahre aus.
Es rechnet für 2045 mit 1,17 Millionen Bernerinnen und Bernern, wie die Staatskanzlei mitteilte. Dies entspräche gegenüber dem Jahr 2015 einem Zuwachs von 15,7 Prozent oder rund 160'000 Personen. Das sind mehr, als aktuell in der Stadt Bern wohnen.
Berner Oberland als Verlierer
Nicht alle Verwaltungskreise werden sich bevölkerungsmässig in den kommenden Jahren gleich entwickeln, wie aus den aktualisierten Einschätzungen der Regierung hervorgeht.
Während für städtische Gebiete wie Biel, Bern oder auch im Oberaargau eine über dem Mittel liegende Zuwachsrate prognostiziert wird, dürfte diese im Berner Oberland, mit Ausnahme von Thun, deutlich geringer sein. Zum Teil ist sogar mit einer rückläufigen Entwicklung zu rechnen.
Allein die Städte Bern und Biel allein dürften rund drei Viertel des Gesamtzuwachses auf sich vereinen.
Diese Entwicklung bereitet den Gemeindevertretern aus dem Oberland grosse Sorge. «Die Täler werden unattraktiv, wenn die Bevölkerung abnimmt und die Arbeitsplätze in die Agglomerationen abwandern», sagt Barbara Josi, Gemeinderatspräsidentin von Wimmis.
Wir müssen selbstständig handeln können.
Barbara Josi vertritt rund 40 regionale Gemeinden, die sich zurzeit bei der Kantonsregierung gegen die Folgen der kantonalen Richtplanung wehren. «Wir verlangen, dass uns in der Planung ein grösseres Wachstum zugestanden wird, damit wir im Standortwettbewerb nicht gleich von Beginn weg benachteiligt werden.»
Gegen den globalen Trend, dass es die Menschen in die Agglomerationen und Städte zieht, sei kaum anzukommen, sagt Heike Mayer von der Universität Bern. Sie ist Professorin für Wirtschaftsgeographie und glaubt nicht daran, dass mehr staatliche Steuerung und mehr Subventionen die Lösung für die Probleme der Randregionen sind.
Mehr Hilfe vom Staat ist keine Lösung.
«Viel wichtiger wäre es, wenn sich die Regionen mehr Gedanken über die Wohnorts- und Lebensqualität machen würden.» Und manchmal müsse man auch ehrlich sein und sagen, dass es sich nicht mehr lohne, Geld in entleerte Räume zu investieren.