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Ein junger Kandidat der Republikaner bringt sich in Stellung
Aus Echo der Zeit vom 26.08.2023. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 40 Sekunden.

Republikanischer Anwärter Vivek Ramaswamy mischt den US-Wahlkampf auf

Vivek Ramaswamy ist radikal, wortgewandt, jung – und reich. In der ersten Fernsehdebatte der republikanischen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl zog der 38-Jährige mit seiner angriffigen Art viel Aufmerksamkeit auf sich. Doch er bleibt Aussenseiter.

Vivek Ramaswamy hat eine bemerkenswerte Herkunft: ein Sohn indischer Einwanderer, ein Hindu – erzogen an einer Jesuitenschule, im Bundesstaat Ohio. Dort wurde er geprägt von einer Klavierlehrerin, die Fan von Ronald Reagan war. Sein Weg führte über die Elite-Universitäten Harvard und Yale – und in die Biotech-Branche, wo er früh sehr reich wurde. Ramaswamy sieht sich als Vorzeigebeispiel des «American Dream».

Und genau dieser sei in Gefahr, erklärt er in einem Wahlkampfvideo. Die USA litten an einer Identitätskrise: Glaube, Patriotismus, harte Arbeit – all diese Werte seien Verschwunden, ersetzt durch Wokeismus und Ideologien rund um Transgender, Klima und Covid-19.

Kulturkampf und Verschwörungstheorien

All das sind Schlagworte des Kulturkampfes, der in den USA ausgetragen wird. Ramaswamy, schrieb Bücher darüber – und geisselt den Wokeismus, die angeblich schädliche, linke Ideologie.

Im Februar dieses Jahre gab er seine Kandidatur bekannt. Er glaubt, er könne das Land aus der vermeintlichen Identitätskrise führen. Er biete den Menschen eine Vision. Sie beinhaltet einen Mix aus libertärem Gedankengut, aus radikalen, rechten Positionen – und einen Schuss Verschwörungstheorie.

All die Bundesbehörden, die es nicht geben dürfte: das FBI, die Steuerbehörde IRS oder das Bildungsministerium. Wir werden sie alle abschaffen.

Ramaswamy steht ein für Kapitalismus, für fossile Brennstoffe, gegen Klimaschutz. Er erklärt, die Bürokratie in Washington sei zu mächtig geworden – und will sie radikal zusammenstreichen. Das versprach er etwa bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Iowa. Er wolle den «Sumpf in Washington» trockenlegen: «All die Bundesbehörden, die es nicht geben dürfte: das FBI, die Steuerbehörde IRS oder das Bildungsministerium. Wir werden sie alle abschaffen.»

Mehr als eine junge Version von Donald Trump?

Ramaswamy greift in die Trickkiste von Donald Trump: Auch er ist ein Aussenseiter, der für sich in Anspruch nimmt, er trete gegen die Polit-Elite an. Er zielt auf eine Wählerschaft, die Trump kultiviert hat: Unzufriedene, vor allem weisse Amerikaner, die der Regierung in Washington misstrauen. Ramaswamy verspricht, er werde Trump begnadigen, sollte dieser verurteilt werden. Doch im Interview mit ABC sagte er, er sei mehr als eine junge Version von Donald Trump – er werde weitergehen: «Die Mauer zu Mexiko reicht nicht – Ich will die Grenze mit den US-Streitkräften verteidigen.»

Ramaswamy im Gespräch mit Fox-News-Host Sean Hannity nach der Debatte mit den republikanischen Konkurrenten.
Legende: Ramaswamy im Gespräch mit Fox-News-Host Sean Hannity nach der Debatte mit den republikanischen Konkurrenten. Keystone/AP/Morry Gash

Radikal sind auch die aussenpolitischen Positionen. Ramaswany will der Ukraine die Unterstützung entziehen, den Russen will er das Land, das sie erobert haben, überlassen. Er kann solche Positionen wortgewaltig vortragen, auf der Bühne läuft Ramaswamy zur Hochform auf: Etwa bei der ersten TV-Debatte, als er gegen erfahrene Politikerinnen und Politiker antrat.

Wollt ihr eine schrittchenweise Reform – oder wollt ihr eine Revolution?

Ramaswamy war angriffig, selbstbewusst, zeigte sein breites Lachen und präsentierte sich als junge Alternative zum verkrusteten Partei-Establishment. «Die Frage ist: Wollt ihr eine Marionette oder einen Patrioten, der die Wahrheit sagt. Wollt ihr eine schrittchenweise Reform – oder wollt ihr eine Revolution?»

Manche sehen Ramaswamy als einen der Sieger der Debatte. Doch er bleibt der Aussenseiter, seine Ideen wirken unrealistisch. Und: Ramaswamy liegt in den Umfragen sehr weit hinter Donald Trump zurück.

Echo der Zeit, 23.8.2023, 18 Uhr

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